Geschrieben am 20. Juli 2019 von für Musikmag

Various: The World Of Keith Haring

The World of Keith Haring (BoxSet aus zwei CDs oder drei LPs)

https://soundsoftheuniverse.com/sjr/

I have never been the same since I walked into Paradise Garage… The music was phenomenal – Larry Levan was the DJ there and he was like a god in the DJ booth. I was totally mesmerized.“ (Keith Haring)

Um mal persönlich einzusteigen: Keith Haring war „mein erster Künstler“. Oder anders: Keith Harings Werke bebilderten die Jugend der Achtziger-Kids. Seine Strichmännchen, -babies, -hunde waren aktuelle Kommentare und Illustrationen – näher an uns dran als der ubiquitäre Warhol, dynamisch, immer in Bewegung; plaktive Popart-Comics, die zu HipHop und Elektro zu tanzen schienen. Nicht wirklich Graffiti, aber explizit urban und mittendrin. Oberflächlich betrachtet heiter, dabei oft zu ernsten Themen, wie zum Beispiel der Bedrohung durch AIDS seit den mittleren achtziger Jahren. Und es gab so viele Motive, immer wieder neue: kein gewichtiges Einzelopus, sondern Bildchen im Überfluss – die bald auf Kaffeetassen, Bettwäsche, Postern landeten und damit scheinbar ihre Exklusivität verloren. Aber genau das war Harings Idee: keine Highbrow-Kunst-Kunst für Museen oder eine abgehobene Elite, Haring malte/zeichnete/sprühte for the people – eins seiner ersten öffentlichen Werke war ein schablonengesprühter Anti-Gentrifizierungstext: „Clones Go Home“ schrieb er als 20-jähriger auf die Bürgersteige zwischen East und West Village, einer in den frühen Achtzigern heißbegehrten Gegend New Yorks.

Als Haring im Februar 1990 im Alter von nur 31 Jahren an den Folgen von AIDS starb, war er durch die Kunst längst unsterblich: Seine Zeichnungen standen für die pulsierende Kulturszene New Yorks, gleichsam sinnbildlich für moderne Kunst überhaupt; vergleichbar nur mit Andy Warhol, James Rizzi und Harings Kumpel Jean-Michel Basquiat.

Keith Haring war eng mit der New Yorker Musikszene und Discotheken wie Paradise Garage und Mudd Club verbandelt, siehe Zitat oben. Seine Arbeiten waren direkt von der Musik inspiriert, Haring wiederum beeinflusste Musiker und DJs. Die Compilation „The World of Keith Haring“, erschienen beim Londoner Label Soul Jazz Records, das seit vielen Jahren für so spektakuläre wie liebevoll zusammengestellte Veröffentlichungen steht, zeigt das mit zwanzig ausgewählten Tracks, vorwiegend aus den prägenden frühen Achtzigern. Schätze von No- und New Wave-KünstlerInnen wie John Sex, Pylon oder Jean-Michel Basquiats Band Gray sind ebenso zu hören wie Avantgarde von Yoko Ono und den Talking Heads, Punk von The Girls, frühen B-Boy-HipHop von der Jonzun Crew und Fab 5 Freddy, und vor allem Dance & Disco mit Sylvester oder DJ Larry Levan. Man sieht Harings Figuren förmlich dazu tanzen…

Eine große Ausstellung zu Keith Harings Werk gibt es auch: im Tate Museum in Liverpool läuft sie noch bis zum 10. November, danach zieht sie weiter nach Brüssel und ist ab dem 22. Mai 2020 im Folkwang Museum in Essen zu sehen.

https://www.tate.org.uk/whats-on/tate-liverpool/exhibition/keith-haring

Tracklist / CD1

1 For the Same Man – The B Beat Girls

2 It’s Music – Damon Harris

3 Danger – Pylon

4 Pak Man (Look Out for the OVC) – Jonzun Crew

5 Love Money – Funk Masters

6 Bump and Grind It – John Sex

7 Over and Over (12′ Disco Mix) – Sylvester

8 Jeffrey I Hear You – The Girls

9 Jam Hot (Rhumba Rock) – Johnny Dynell and New York 88

10 I Zimbra – Talking Heads

11 Sortie 134 (Part 2) – Art Zoyd

CD2

1 Weekend (Larry Levan Mix) – Class Action

2 Chuka-ja (Get Ready) – Adiche

3 The Elephant Man – The Girls

4 The Guardian Angel Is Watching Over Us – Golden Flamingo Orchestra

5 Cut It Up High Priest – Gray

6 E.T. Boogie – Extra T’s

7 Let’s Do It – Convertion

8 Walking On Thin Ice – Yoko Ono

9 Change the Beat – Fab 5 Freddy