Geschrieben am 21. Januar 2010 von für Musikmag

Tommy T: The Prester John Sessions

Tommy T: The Prester John SessionsAfro-europäischer Spagat

„The Prester John Sessions“ ist eine aufregende Reise hin und her zwischen den Kontinenten, zwischen verschiedenen Kulturen und Musiken. Von Tina Manske

Tommy T kennt mancher als den Bassisten der Gypsy-Punk-Band Gogol Bordello, bei der er seit drei Jahren für den nötigen Druck sorgt. Mit „The Prester John Sessions“ legt er nun sein Solodebüt vor – und was für eines. Tommy T (bürgerlich Thomas T Gobena) stammt aus Äthiopien, und diese Platte lässt keinen Zweifel daran, dass er den Spagat zwischen afrikanischen und europäischen Rhythmen vorbildlich beherrscht.

„The Prester John Sessions“ ist eine aufregende Reise hin und her zwischen den Kontinenten, zwischen verschiedenen Kulturen und Musiken; eine befruchtet die andere, Spuren der zweiten finden sich in der ersten wieder und umgekehrt, mal meint man Anleihen an Paul Simons bahnbrechendes Album „Graceland“ zu hören, dann wieder ist der Funk der 70er-Jahre unverkennbar präsent, ebenso wie Bob Marleys anklagenden Reggae-Hymnen und die Dub-Experimente der 80er-Jahre. Beim Mix des „Oromo Dub“ darf man sogar eine Ahnung vom Drum’n’Bass der 90er bekommen.

Ziseliertes Gitarrenspiel

Dass die Songs dabei auch noch sehr schöne Geschichten erzählen, wird dem des Oromo nicht mächtigen Hörer erst beim Blick ins Booklet bewusst, wenn man sowieso schon völlig eingehüllt ist von faszinierenden Melodien wie denen von „The Call“ und „The Response“: In ersterem gesteht ein Mann seine Zuneigung, indem er seiner Geliebten erzählt, wie weit er für sie gereist ist und was er für sie hinter sich gelassen hat. „The Response“ ist die Antwort darauf, wunderschön gesungen von Gigi und mit beeindruckend ziseliertem Gitarrenspiel.

Den meisten wird erst durch dieses Album wieder in den Sinn gerufen werden, welchen musikalischen Reichtum Äthiopien hervorgebracht hat. Tommy T betont den Einfluss, den insbesondere Funk und Jazz in den 70ern auf die äthiopische Musik hatten. Prester John war ein christlicher König des 12./13. Jahrhunderts, der hier symbolisch für den Boten steht, der der restlichen Welt von der Großartigkeit dieser alten Kultur kündet. Geht, ruft es von den Bergen.

Tina Manske

Tommy T: The Prester John Sessions. Easy Star Records (Vertrieb: Broken Silence).

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