Geschrieben am 19. September 2012 von für Musikmag

The XX: Coexist

Gespür für die perfekte Songstruktur

– The XX waren die meist gehypte Band des Jahres 2009. Mit ihrem Debüt setzte die damals noch als Quartett auftretende Band neue Maßstäbe in Sachen Indie Pop. Janine Andert hat sich das gerade erschienene zweite Album „Coexist“ angehört.

Die kühle Elektronik des legendären Factory-Sounds traf auf ausgedehnte Bassteppiche und eingängige Melodien. Gerade einmal 19 Jahre alt, schafften es The XX, die minimalistischen Klänge der 80er in ein neues Jahrtausend zu transformieren und dabei etwas ganz eigenes zu kreieren. So lang wie die Vergleichs-Liste ausfiel, so wenig kannten The XX die von der Musikpresse verorteten Vorbilder. Erst mit den euphorischen Hymnen der Medien fingen die Londoner an, sich mit Bands wie My Bloody Valentine und Young Marble Giants auseinanderzusetzen.

Doch The XX wollen sich in keine Schublade stecken lassen; nennen Sade als Einfluss, bekennen sich zu Pop und transportieren dabei eine frierende Melancholie, die ihren Weg in den Popolymp geschafft hat. Bei so jeder Großveranstaltung wie den Olympischen Winterspielen 2010, in Erfolgsserien wie „Grey’s Anatomy“ und „The Vampire Diaries“ und grenzwertigen TV-Formaten auf RTL2 sind ihre Songs zu hören.

Bei so viel Erfolg ist der Druck im Vorfeld des Zweitwerks enorm. The XX müssen mit „Coexist“ beweisen, dass sie den hohen Erwartungen gerecht werden.

 Hausaufgaben in Sachen aktuelle Musiktrends wurden gemacht

Was das Trio nach drei Jahren Rückzug abliefert kann sich hören lassen. 38 Minuten lang wummern Bassläufe durch den Körper des Rezipienten. Das ist nicht nur Musik, sondern bei ausreichender Lautstärke ein physisches Erlebnis. Der erste Track, „Angels“ setzt an, wo das schlicht mit „X“ betitelte Debüt aufhörte. Was dann kommt, beweist, dass The XX ihre Hausaufgaben in Sachen aktuelle Musiktrends gemacht haben. Hier ein bisschen Soul, da ein bisschen Dub-Whatever und Clubsound, ohne sich auf gewollte Four-to-the-Floor-Kracher zu verlagern.

Der einfühlsame Wechselgesang von Romy und Oliver ist erwachsener geworden und das Gespür des umtriebigen Jamie, der in den letzten Jahren von so jedem wichtigen Musiker einen Remix ablieferte, für die perfekte Songstruktur ist unverkennbar.

Die schleppende Energie, die nach niemandem als nach The XX klingt, bleibt, hat sich aber zu einer intensiven Klarheit weiterentwickelt. Das Sphärische rückt zugunsten einer noch mehr minimalistischeren Geradlinigkeit in den Hintergrund und hellt damit den Gesamteindruck von „Coexist“ auf. Auch kommt die Steel Pan, ein karibischer Metallklangkörper, wieder ausführlich zum Einsatz. Ein Instrument, das nicht unerheblich an dem für The XX typischen Sound beteiligt ist. Da ist noch viel zu erwarten.

Janine Andert

The XX: Coexist. Young Turks/Xl Recordings/Beggars (Indigo). VÖ: 07.09.2012. 12,99 Euro. Zur Homepage und zur Facebook-Seite von The XX.

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