Fehlender Funke
– Lähmend und starr, aber live dann doch wieder geil zerschreddert: Janine Andert über das neue Album der „sympathischsten Band der Welt“.
Finden wir uns damit ab – The Raveonettes veröffentlichen keine ohrenbetäubenden Gitarrentsunamis mehr. Das dänische Duo setzt mit dem dritten Album in Folge auf die gemäßigte Wall of Sound. Was im Vergleich zu den frühen Platten wie „Whip It On“ oder „Chain Gang Of Love“ lieblich erscheint, schrammt auf „Observator“ gerade noch so an gefälligem Radiopop vorbei. Pünktlich zum zehnjährigen Jubiläum geht es zumindest ein bisschen back to the roots. In Raveonettes-Manier bewegt sich das Album zwischen Surf und Shoegaze taumelnden Gitarren – allerdings ohne die Dringlichkeit und das Tempo der Anfangsjahre. Dafür zeigt sich eine neue Seite: Klavier in Moll. Insofern ist „Observator“ gelungener Pop – zuckersüß singt Sharin Foo Lieder über Verzweiflung, Selbsthass und Liebesaus. Leider tut sie das etwas gelangweilt. Da fehlt der Funke und die Obsession, die den von Sune Rose Wagner geschriebenen Texten Nachdruck verleihen könnte … und eben das Tempo. Lähmend und starr lassen sich die kreativen Probleme des mit Depressionen, Alkoholismus und Schreibblockaden kämpfenden Wagner auf „Observator“ hören.
Im Gegensatz zum 2009er-Album „In And Out Of Control“ verzichten Wagner und Foo auf gewollte Hits. Live drehen die Raveonettes immer noch voll auf und beweisen, dass auch ihre neueren Songs SO RICHTIG zerschreddert werden können. Das sind die Momente, in denen das Glühen in die Augen der alten Fans zurückkehrt und die Menschen, die nur die letzten Alben kennen, starr vor Entsetzen gen Bühne staunen.
Mit „Observator“ ist den Raveonettes ein solider Kompromiss zwischen schwirrenden, dichten mit 60s-Elementen verwobenen Gitarrensound und Pop gelungen. Das Duo pegelt sich zwischen seinen Wurzeln und kommerziellen Anforderungen ein. Da es sich hier um die sympathischste Band der Welt dreht, verzeihen wir das und empfehlen „Observator“ gerne weiter.
Janine Andert
The Ravoenettes: Observator. Beat Dies (Alive). Zur Website, zum Facebook-Auftritt.