Austria Beats
In der Alpenrepublik ist der Beat zu Hause. „The Beautiful Kantine Band“ sind in Österreichs Klubs Kult. Für eine Karriere fernab der Heimat reichen die Zwei- bis Drei-Minüter auf ihrem neusten Album „Deluxe Vol. 1“ noch lange nicht. Von Jörg von Bilavsky
Der Beat der Beatles wird wohl niemals aufhören zu hämmern. Dafür sorgen die noch lebenden Bandmitglieder mit bislang unveröffentlichten oder – wie jüngst – mit neu aufgemischten Aufnahmen ebenso wie Tausende von Coverbands, die in Bierzelten, Mehrzweckhallen und auf Hochzeiten nach Liverpooler Manier in die Saiten greifen. Auch in deutschen Landen tummeln sich unzählige Kopien, die sich in enge Hosen und Stiefel zwängen und ihrer Rübe einen Pilzschnitt verpassen. Doch eigentlich verbietet sich für jeden Beat-Fan die audiovisuelle Camouflage. Nicht aus Pietät, sondern weil auf dieser Retroschiene selten etwas Kreatives abfährt.
Auch „The Beautiful Kantine Band“, die vier Jungs aus Wien, fleddern das musikalische Erbe der erfolgreichsten Band aller Zeiten. Nun schon zum dritten Mal, wie auf ihrem neuesten Album mit dem unbescheidenen Titel „Deluxe Vol. 1“ zu hören ist. Schon der Auftaktsong „So wie Du“ klingt verdächtig nach „Love me do“. Dann jedoch verlädt die Band den Hörer etwas abrupt auf den „Trans Pannonia Express“, eines von fünf Instrumentals, das den Wilden Westen ebenso heraufbeschwört wie „Nicht allein auf dieser Welt“ mit seinem mundharmonika-geschwängerten Country-Sound.
Zum Glück verfügen die „Fabulierenden Vier“ über eine Prise Selbstironie. Die Zeile „Ich wart‘ so lang schon darauf, dass ich Platten wie die Beatles mach'“ („Dieser Blick von Dir“) klingt halb ernst, halb ironisch, auf jeden Fall programmatisch. „Die Frau im roten Kleid“, „Unlauterer Wettbewerb“, „Mein Mädchen und ich“, in all diesen Songs fliegen einem die melodischen wie rhythmischen Fetzen allseits bekannter Beatles-Klänge um die Ohren. Weder perfekte Coverversionen noch originelle Parodien stecken hinter den dreizehn Songs. Sentenzen wie „Lass uns spießig sein“ und „Unlauterer Wettbewerb“ stehen bei der Band nicht für ein erhöhtes Satirepotenzial, sondern beim näheren Hinhören für relativ ironiefreies Texten.
Musikalisch solide, aber ohne Inspiration plätschert die von der Band künstlich belebte Beat-Welle vorüber. Sie ist weder kräftig noch spritzig genug, um die alpinen Grenzen Österreichs zu überwinden. Man wird die Alpen selbst überqueren müssen, um die Band einmal live zu erleben. Dort, wo das Publikum laut Presseinfo angeblich mit „hemmungslosem Gekreische“ auf die Beatclub-Barden reagiert. Die knapp 30-minütige Wohnzimmervorführung sorgte eher für betretenes Schweigen beim Solo-Publikum.
Jörg von Bilavsky
The Beautiful Kantine Band: Deluxe Vol. 1. Wohnzimmer Records, WOHN017 (Vertrieb: Broken Silence).