Geschrieben am 8. Dezember 2010 von für Musikmag

Tame Impala: Innerspeaker

MolochTame Impale: Innerspeaker

– Das Debüt-Album der vier Australier steht mit seiner Wucht ziemlich solitär in der heutigen Musiklandschaft, findet Tina Manske.

Es ist Mal wieder an der Zeit für eine Extremlobhudelei – alles in mir schreit YEAH!, wenn ich mir das Debüt(!)-Album der vier Australier von Tame Impala anhöre. Gerade eben hat „Innerspeaker“ den australischen Musikpreis „J Award“ für das beste Album des Jahres 2010 gewonnen, und auch hierzulande dürfte so mancher Musikjournalist in seiner Jahresbestenliste nicht um diesen Moloch herumkommen. Kevin Parker, Dominic Simper, Jay Watson und Nick Allbrook mischen auf ihrer ersten Platte so selbstverständlich Altes und Neues, Westcoast-Feelgood-Tunes mit östlicher Mystik, 60s-Psychedelia mit Stoner-Rock, dass es eine wahre Freude ist. Der Clou: sie erfinden keine einziges Rad neu, und doch klingt „Innerspeaker“ zu gleichen Teilen wie ein Tape, das man gerade aus den 70ern ausgegraben hat, und wie das Frischeste, das man auf dem Musikmarkt erwerben kann. Und zudem ist es ein Album voller alternativer Hits.

Schon im Opener „It Isn’t Meant To Be“, einer klassischen Love-gone-wrong-Geschichte, kommt an prominenter Stelle die Rede aufs Kiffen: die Freundin will’s nämlich nicht, „sand stuck on her feet“ und „smoking weed“ sind nicht ihr Ding. Aber genau das sind die Songs von Tame Impala, Songs, zu denen man sich am liebsten unter den Sommerhimmel legt und – nun ja, immerhin den Gedanken die Freiheit lässt. Das liegt besonders an dem genauen Gitarrenspiel, den fetten Riffs und an dem zündenden Schlagwerk, zwei Komponenten, die sich extrem gut mit den mal entspannten, man berauschten Vocals vertragen. Natürlich muss man an MGMT denken, an The Mars Volta oder an die Flaming Lips, unter den älteren Sachen zum Beispiel an Kyuss. Aber wie gesagt: das hier steht trotzdem als Solitär in der heutigen Musiklandschaft.

Alles gruppiert sich um diese Wahnsinns-Single „Solitude Is Bliss“: Wer mag, darf den Song als Drogenhymne hören („there’s a party in my head and nobody is invited and/ you will never come close to how I feel“), andere wiederum sich einfach in ihrer Meinung bestätigt fühlen, dass soziale Zusammenkünfte nicht immer die Wohltat sind, als die sie im Allgemeinen beschrieben werden. So oder so steht eine intensive Erfahrung bevor.

Vielleicht liegt ja auch alles daran, dass Tame Impala aus dem isolierten Perth an der australischen Westküste stammen. Was soll man da schon anderes machen als Musikgeschichte?

Tina Manske

Tame Impala: Innerspeaker. Modular (Roughtrade).
http://www.tameimpala.com