Geschrieben am 19. Januar 2011 von für Musikmag

Strom & Wasser: Mondpunk

Morgens Flüchtlingsheim, abends Pop, Jazz, Rock

Pedalbruch, Kettenriss, platten Reifen zum Trotz: Liedermacher Heinz Ratz lässt sich auf seiner „Tour der 1000 Brücken“ nicht ausbremsen. Tagsüber besucht er mit seinen Musikern die Flüchtlingsheime der Republik. Abends steht er bis zum 4. April jeden Abend auf der Bühne. Thomas Backs findet das klasse und lauscht dem „Mondpunk“. So heißt Album Nummer sieben von Ratz‘ Band Strom & Wasser.

Strom & Wasser: Mondpunk„Wenn ein Flüchtlingskind leise ‚Freiheit‘ ruft/ im Angesicht einer MG/ meint es bestimmt nicht die Freiheit in der Rede des Außenministers der FDP“. Heinz Ratz ist ein Freund der klaren Worte. Wie im Song „Im Spiegellabyrinth der Lüge“ seines Albums „Mondpunk“. Dieses neue Werk seiner Band Strom & Wasser wird aktuell allabendlich auf den Bühnen dieses Landes vorgestellt. Mit der „Tour der 1000 Brücken“ haben der Singer/Songwriter und seine Freunde auf einem wahren Fahrrad-Marathon täglich eines der Flüchtlingsheime zwischen Flensburg, München und Frankfurt/ Oder zum Ziel, um abends in den Clubs der besuchten Städte auf der Bühne zu stehen. Der Kampf „gegen die nationale Abgrenzung“ steht im Mittelpunkt der dritten Etappe dieses moralischen Triathlons, der am 6. Januar in München begann und dort am 4. April seinen Abschluss findet. Gegen den Sozialabbau (2008) und für einen besseren Naturschutz (2009) hatten die Musiker bereits die Disziplinen Laufen (960 Kilometer) und Schwimmen (850 Kilometer) gemeistert.

Spenden für Pro Asyl

„Wir sind noch immer – trotz der Habgier unserer Konzerne und Politiker – ein sehr reiches Land. Und sollten den Flüchtlingen und Notleidenden anderer Länder freundlich begegnen“, sagt Heinz Ratz, der mit seiner aktuellen Tour 70 deutsche Städte besucht und dabei Spenden für Pro Asyl sammelt. Musikalisch stehen Strom & Wasser mit ihrem bunten Stilmix aus Pop, Jazz und Rock auf der Bühne, gerne wird dieser gewürzt mit Ska- und Funkelementen. Songs wie „Moderner Fünfkampf“, „Plastikpuppenboy“ und „Das Lächeln von Dieter Bohlen“ haben eine liebenswerte Leichtigkeit, Heinz Ratz gibt ihnen mit seiner markanten Whisky-Stimme ihre ganz eigene Note. „Mondpunk“ heißen das Album und sein Opener. Eine starke Wortneuschöpfung. Und ein Song über die Opfer der Umverteilung, die ihre Zukunft auf einem anderen Planeten suchen.

Für die Freunde von Frau Modern und Herrn Talking gibt es hier keinen „Brother Louie“. Aber den erwartet von Strom & Wasser auch keiner. „Wir sind mit dem Teufel per Du./ Er kommt gelegentlich rum und hört zu./ Er hört sich all die neuen Lieder an/ und sagt, wo man sich noch verbessern kann“, beschreibt Heinz Ratz einen Alltag, von dem die Fernsehzuschauer unserer Zeit öfter mal erzählen. Deutlich spannender dürften die Konzertabende mit Strom & Wasser sein. Alle Stationen bis zum 4. April finden sich unter www.1000bruecken.de. Gäste haben Heinz Ratz und Co. dabei von Zeit zu Zeit auch auf der Bühne: Zum Beispiel Katharina Franck (Neuruppin, 26. Januar), Jan Plewka (Kiel, 30. Januar), Ingo Pohlmann (Lübeck, 29. Januar und Kiel, 30. Januar) und Hannes Wader (Kassel, 27. Februar).

Thomas Backs

Strom & Wasser: Mondpunk. Traumton Records.
www.strom-wasser.de
Die Tour der 1000 Brücken, bis zum 4. April 2011:
www.1000bruecken.de