„Paule, Paule“
– „Icke wieder“: Paul Kalbrenner stellte sein neues Album unter freiem Himmel vor. Judith Faustmann berichtet.
Jeder Besucher eines Open-Air Konzertes hofft auf schönes Wetter. Bei ca. 30° Celsius waren die 17.000 Besucher in der Kindl Bühne Wuhlheide am Sonntagnachmittag aber regelrecht erleichtert, als einige Regentropfen vom Himmel kamen. Paul Kalkbrenner stellte an zwei Abenden sein neues Album „Icke wieder“ vor, das am 3. Juni veröffentlicht wurde. Ursprünglich war nur ein Konzert am Samstag geplant, wegen der gigantischen Nachfrage wurde aber bald ein Zusatztermin am Sonntag bekannt gegeben und war ähnlich schnell restlos ausverkauft.
In der Mitte der großen Kindl Bühne ist ein riesiges Pult aufgebaut, dahinter hängen rote Vorhänge, die fast über die gesamte Bühne reichen. Als Paul Kalkbrenner gegen 20 Uhr die Bühne betritt, grölt die Menge und ruft „Paule, Paule“. Von weitem ist er auf der großen Bühne kaum zu sehen. Ausgestattet ist er mit Wasser, seiner leistungsstarken Elektronik und – ganz wichtig – Zigaretten. Es ertönen die ersten Techno-Beats aus den Lautsprechern und die Party beginnt. Wie gewohnt kommuniziert der Berliner kaum mit seinem Publikum, sondern winkt der Menge fleißig zu und lächelt. Als er kurz die Bühne verlässt, um sein T-Shirt zu wechseln, kann man (vorausgesetzt man passt gut auf) ein „ich komm gleich wieder“ von seinen Lippen ablesen. Über zwei Leinwände auf beiden Seiten der Bühne ist er dann auch für die hinteren Ränge gut zu sehen.
Während der Show fallen die Vorhänge hinter dem Pult mit einem kurzen pyrotechnischen Effekt und es kommen weitere Leinwände zum Vorschein, auf denen sein Name in großen Buchstaben erscheint. Er scheint jeden Moment in vollen Zügen zu genießen und die Leute feiern zu „Train“ und „Aaron“ (aus dem Album „Berlin Calling“) genau so wie zu seinen neuen Songs. Negativ zu erwähnen sind kleine technische Schwierigkeiten, die teilweise ein Rauschen verursachten. Die Techniker sind jedoch schnell und behoben die Störung in wenigen Minuten. Es ist 23 Uhr und inzwischen dunkel, als sich Paul Kalkbrenner mit einem gigantischem Feuerwerk und der Zugabe „Sky And Sand“ verabschiedet.
Alle preschen nach vorn, doch er will zurück
Was ist das Wichtigste für Künstler? Der Bekanntheitsgrad, die Anzahl der verkauften Platten, das Geld? Genau letzteres scheint für den Kalkbrenner nicht die zentrale Rolle zu spielen. In einem Interview deutete der Berliner DJ bereits vor der Fertigstellung des neuen Albums im März 2011 an, dass sein Motto Back to the roots ist. Mit seinem sympathischen Berliner Akzent erzählt er, dass er im neuen Album auf „weniger Gesinge“ setze und eher zu seinem alten Stil zurück will. Er selbst sagt: „Ich würd gern wieder einen Schritt zurück gehen“. Damit meint er: zurück hinter den Stil aus seinem Album „Self“, das 2004 erschien. Dabei wurde er genau damit bei der breiteren Masse bekannt und startete mit „Sky And Sand“ inklusive Gesang durch.
Zwar gibt es weitere bekannte Titel von Paul Kalkbrenner, doch für viele symbolisiert dieser Titel die Marke „Paul Kalkbrenner“. Dass er zurück zu den Wurzeln geht, zeigt, dass er seinen eigenen Kopf hat und nicht das tun will, was sich am besten verkauft, sondern die Musik produzieren möchte, die er selbst liebt. Ob ihm der Umschwung zu seinem ursprünglichen Klang gelungen ist, können Fans aus den anderen deutschen Städten ab September beurteilen. Dann geht die „Icke wieder“ Tour weiter. Im Dezember kehrt der Berliner dann noch einmal in seine Heimatstadt Berlin für einen Auftritt zurück.
Judith Faustmann
Aktuelles Album: Paul Kalkbrenner: Icke wieder. Paul Kalkbrenner Musik (Rough Trade). Der Künstler auf Myspace sowie bei Facebook und seine Homepage.