Geschrieben am 31. August 2011 von für Musikmag

Soundcollage: Afrikanische Beats II

Tinariwen: TassiliSehnsucht nach Freiheit

– Der Sound des afrikanischen Kontinents birgt faszinierende Klangerlebnisse, und man kann ihn überallhin mitnehmen, ob in die Wüste oder ins karibische Exil. Tina Manske über das neue Album der Tuareg-Band Tinariwen und die Voodoo-Drumbeats der Garifuna.

Tinariwen heißt soviel wie „leerer Ort“ – eine passende Umschreibung für das Gebiet der Sahara, woher diese Musik stammt. So handeln auch die Songs der Band, die sich aus Tuareg zusammensetzt, von den Lebensumständen in der Wüste und von der Sehnsucht nach Freiheit und Autarkie. Gegründet wurde Tinariwen bereits in den 80er-Jahren in einem libyschen Militärcamp, wo die Mitglieder zu Soldaten ausgebildet wurden. Als erste Tuareg-Band verwendete sie elektrische Gitarren. Für ihr Album „Tassili“ haben Tinariwen zum ersten Mal Gäste geladen – darunter gleich so illustre wie Nels Cline von Wilco und Tunde Adebimpe und Kyp Malone von TV On The Radio. Die Aufnahmen fanden im Winter 2010 in einem Zelt in der Wüste von Südalgerien statt, buchstäblich rund ums Lagerfeuer. Anders als bisher wurden die Songs auf „Tassili“ hauptsächlich mit akustischen Instrumenten aufgenommen; charakterisierend ist das variable und ausdrucksstarke Gitarrenspiel und der melodieverliebte chorstarke Gesang, oft mit dem charakteristischen Aufbau einer vom Solisten gesungenen Strophe, die dann vom Plenum wiederholt wird. Die vielfältigen Einflüsse der Band, auch aus westlichen Musiken, machen „Tassili“ zu einer abwechslungsreichen und lohnenden Platte.

Tinariwen: Tassili. V2/Cooperative (Universal). Zur Homepage.

Various: The Black Caribs Of BelizeDie Freiheit feiern

Dangriga an der Westküste von Belize ist eine Hochburg der Garifuna. Garifuna sind eine Volksgruppe, die ihre Wurzeln in der Kolonialzeit hat. Damals strandeten einige für den Sklavenhandel vorgesehene geraubte Afrikaner auf St. Vincent, einer kleinen Insel in der Karibik, wo sie sich mit den Einheimischen mischten und somit ein neues Volk entstand. Nachdem die Briten St. Vincent eingenommen hatten, wurden die Garifuna von ihnen auf andere Karibikinseln deportiert. Viele von ihnen landeten am Ende in Mittelamerika, in Belize. Ein wichtiger Grundpfeiler der Kultur der Garifuna ist die Musik. Sie besteht aus Drumrhythmen, die entweder rein instrumental – geschmückt mit Schellen und Bläsern – präsentiert wird oder aber mit Call-and-response-Gesängen, bei denen ein ‚Priester‘ mit seinem Chor korrespondiert. Die Zeremonien, die auch mit ausgiebigem Tanz gefeiert werden, ähneln stark dem haitianischen Voodoo-Kult. Hört man sich die famose CD „The Black Caribs Of Belize“ an, für die der Produzent Stuart Baker nach Dangriga gereist ist und dort direkt mit den beteiligten Bands aufgenommen hat, so kann man sich leicht die Trance vorstellen, in die einen diese vertrackten Rhythmen bringen können. Weitere Verbindungen sind natürlich die zum brasilianischen Samba und zur kubanischen Salsa, nicht zu reden von den hunderten anderer Spielarten afrikanischer Herkunft. Hier sind exzellente Musiker am Werk, die völlig zurecht ihre Freiheit feiern – schließlich jährt sich Belizes Unabhängigkeit zum dreißigsten Mal, ein stolzes Jubiläum. 2001 wurde die Musik der Garifuna von der UNESCO gar zum „Masterpiece of the Oral and Intangible Heritage of Humanity“ erklärt.

Various: The Black Caribs of Belize. Soul Jazz Records (Indigo). Zum Reinhören.

Tina Manske

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