Geschrieben am 30. Mai 2012 von für Musikmag

Sankt Otten: Sequencer Liebe

Sankt Otten: Sequencer LiebeFeingliedrig

– „Kann denn Liebe Synthie sein?“, fragen Sankt Otten auf ihrer neuen CD ganz augenzwinkernd. Kann sie natürlich. Und sollte sie auch. Von Tina Manske

Das Duo Sankt Otten aus Osnabrück geht auf seinem Weg durch die Welt der analogen Synthesizer mit dem neuen Album „Sequencer Liebe“ einen konsequenten Schritt weiter. Bereits auf „Gottes Synthesizer“, veröffentlicht 2010, betonte die Band die Liebe zum alten Equipment. Jetzt fügen sie den schönen Vintage-Sounds noch kraftvolle Bässe, mächtige Gitarren und cheesy Schlagzeug hinzu. Mächtiger hat deutsche elektronische Musik seit den Tagen von Klaus Schulze nicht geklungen.

Die Drone-Gitarren von Oliver Klemm machen weite Reisen durch Raum und Zeit, während Stephan Otten aus seinen Schaltkreisen die herrlichsten Drumsounds der 80er-Jahre hervorholt.

Das ist manches Mal vielleicht ein bisschen viel des Guten, weil es droht, die warmen Ambient-Klänge unter sich zu begraben. Wer auf Krautrock nach Art von Tangerine Dream und Kraftwerk steht, der kommt aber an diesem Album wirklich nicht vorbei. Besonders ans Herz geht nach einigen Durchgängen der Titeltrack, ein fast schon perfekt zu nennendes Stück, das auch ohne Bedenken auf eines der letzten Kraftwerk-Alben gepasst hätte. Das Schöne dabei ist, dass das Leichte, das nach Brecht so schwer zu machen ist, hier tatsächlich leicht rüberkommt: Man überhört bei all den wabernd-wohlfühligen Klängen, die „Sequencer Liebe“ erzeugt, fast die handwerklich äußerst feingliedrige Machart. Darüber hinaus zeugen Songtitel wie „Kann denn Liebe Synthie sein?“ und „Hungrig kann man nicht tanzen“ von einem sympathischen Humorverständnis.

Das ebenfalls sehr zu lobende Artwork stammt von dem spanischen Künstler Salustiano, dessen „Black collection“ dem Soundgefüge von Sankt Otten eine würdige visuelle Entsprechung entgegensetzt. Bei „Gottes Synthesizer“ war es die rote Edition, und allein wegen dieser Farben lohnt sich schon die Anschaffung der großen Gatefold-LP.

Tina Manske

Sankt Otten: Sequencer Liebe. Denovali Records (Cargo). Zur Homepage und zur Facebook-Seite.

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