Geschrieben am 30. März 2011 von für Musikmag

Noah and the Whale: Last Night On Earth

Noah and the Whale: Last Night On EarthSing-along-Garantie

– Die Besetzungsliste des neuen Albums von Noah and the Whale liest sich wie ein Who’s-Who verschiedenster Musikgenres, freut sich Janine Andert und ölt schonmal die Stimme zum gemeinsamen Chor-Refrain, zwo-drei-vier:

Noah and the Whale erzählen auf ihrem dritten Studioalbum „Last Night On Earth“ von der Vielschichtigkeit des Lebens. Literarische Referenzen zu Frank O’Hara (sein Gedicht „Having a Coke With You“) und Charles Bukowski (seine Gedichtsammlung „The Last Night Of The Earth“: ganz offensichtlich – und sein Herz für die Verlierer: immanent) zeigen erneut, dass Charlie Fink, Kopf der Band, mehr will als nur gute Musik abliefern. Das erstaunt wenig, hat er doch zum 2009er-Album „The First Days Of Spring“ gleich einen äußerst empfehlenswerten Kurzfilm gedreht.

Zu den musikalischen Einflüssen für den aktuellen Langspieler befragt, verweist Fink auf Lou Reeds 1973er-Album „Berlin“ und Tom Waits’ 1992er „Bone Machine“. Damit ist die Richtung festgelegt: zeitlose Musik ohne eingrenzende Schubladen. Nach dem Folk-Debüt „Peaceful, The World Lays Me Down“ (2008) und dem wunderschönen, tieftraurigen Meisterwerk „The First Days Of Spring“ ist es daher nicht ganz überraschend, dass die 2006 in London gegründete Band nun mit konsequentem Radiopop aufwartet. Noah and the Whale nabeln sich ab von der Londoner Folk-Szene um Mumford & Sons, Laura Marling und Emmy the Great, deren Mitbegründer sie waren, und entwickeln sich zielsicher weiter. Einen Hang zu popverliebten Melodien hatten die Jungs schon immer. Auf „Last Night On Earth“ wird dieser mit Gospel-Gesängen untermauert. Fröhliche Chöre zelebrieren in bester 80er-Jahre-Charity-Song-Manier einen bunten Afrika-Modus. Der Hörer sieht förmlich die dicken, orange-grün gekleideten Gospelladys vor sich, wie sie euphorisch mitklatschend und wippend singen. Kein Wunder, konnten Noah and the Whale doch die legendären Waters Sisters als Backgroundsängerinnen verpflichten. Die waren schon bei Michael Jacksons „Wanna Be Starting Something“ mit von der Partie.

Überhaupt liest sich der Besetzungszettel von „Last Night On Earth“ wie ein Who-is-Who unterschiedlichster Musikgenres. Jen Turner von Here We Magic singt im Hintergrund mit, Adam MacDougall von den Black Crowes hat sich an Moog und Rhodes betätigt, und die Perkussions-Legende Lenny Castro (Studiomusiker bei den Rolling Stones, Toto, Red Hot Chili Peppers, Stevie Wonder, Oasis und Eric Clapton) ist auch am Start. Es fällt kaum auf, dass Finks älterer Bruder zugunsten seines Medizinstudiums die Band erst einmal verlassen hat. Nun auf vier Mann geschrumpft, dafür aber von reichlich Prominenz unterstützt, stehen Noah and the Whale mit „Last Night On Earth“ für Sing-along-Garantie, die so manchem grauen Tag ein wenig Sonne schenkt. Wer auf Musikprojekte wie USA for Africa oder Band Aid steht, sollte sich dieses Album unbedingt zulegen.

Janine Andert

Noah and the Whale: Last Night On Earth. Polydor.
Die Homepage der Band. Noah and the Whale bei Facebook und auf Myspace.

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