Geschrieben am 23. April 2014 von für Musikmag

Nils Petter Molvaer: Switch

nilspettermolvaer_switchEnergetische Klangmalerei im Future Jazz

–Mit Pedal Steel Gitarrist Geir Sundstol als wichtigem Faktor und mit Pianist Morten Qvenild und Schlagzeuger Erland Dahlen hat Trompeter Nils Petter Molvaer sein neues Album „Switch“ eingespielt. Der exzellente norwegische Jazztrompeter, der auch Synthesizer und Programming versiert beherrscht, ist zudem Komponist und Produzent und spielt akustische Gitarre. Additional Programming ist von Jon Marius Aareskjold hinzugefügt. Das Zusammenwirken von Trompete und Steel Guitar ist das prägnant Entscheidende für den musikalischen Charakter von „Switch“ .

Nils Petter Molvaer begann als Musiker in den 1980er-Jahren und zelebrierte mit eigenen Formationen Jazz in Verbindung mit elektronischer Musik. Er war und ist mit seinem Sound dem, was Fusion und Ambient ist, immer wieder nicht fern. Zusammengearbeitet hat Molvaer auch beispielsweise mit Sidsel Endresen, Bill Laswell , Johannes Enders und Moritz von Oswald.

Im Jazz war Fusion und Artverwandtes zwar noch nie meine Sache. Wurde von mir entschieden prinzipiell weiträumig umgangen. Aber wenn Trompeter wie Toshinori Kondo, Miles Davis oder Don Cherry in den Bereichen des Fusion zu finden sind, dann höre ich ausnahmsweise zu. Auch bei Nils Petter Molvaer geht es mir jetzt so. Nils Petter Molvaers Musik nennt sich eigenständig Future Jazz. Molvaer lässt mitteilen, dass sich seine Sounds in zwei Welten und mehreren Zeitebenen abspielen, aufbrechend in eine urban globalisierte Zukunft. Große Worte, die er sich leisten kann. Auf dem Cover von „Switch“ sind visuelle Variationen von Geometrischem, so was wie platonische und archimedische Körper, abgebildet. Zu den hörbaren Melodiegebilden werden seh- und greifbare Kunstgebilde gezeigt.

Eigentlich sind die Klanggebilde von Nils Petter Molvaer wie farbig Erratisches in weiten dunklen Räumen. Archimedische Körperwelten der Musik. Das will wohl auch das Booklet vermitteln. Sound und Polyeder… Sound und Formen wie platonische und archimedische Körper…Kann ein Klang wie ein Oktaeder sein? Oder wie ein Ikosidodekaeder? Kann ein Klang wie eine Abwandlung eines Polyeders sein? Und dabei stark farbig? Fragen vielleicht an Synenergetiker. Schöne Fantasiewelten auf jeden Fall. Und jedenfalls sind sowohl die Trompetenklänge von Nils Petter Molvaer als auch die abgebildeten Objekte im Booklet ein Kunstgenuss. Mit Songtiteln wie „Quiet Corners“ oder „Somewherer Shady“ verortet Nils Petter Molvaer seine symbiotischen Klangwelten aus Jazz und elektronischer Musik. Entspannend und doch fern flacher Esoterik. Und aus kritisch ironischer Distanz feministisch gesehen natürlich.

Tina Karolina Stauner

Nils Petter Molvaer: Switch.  OKeh (Sony).

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