Geschrieben am 2. März 2011 von für Musikmag

Marianne Dissard: L’abandon

Marianne Dissard: L'abandonCharmant, sexy, cool

– Thomas Wörtche freut sich über eine wieder einmal gelungene Produktion von Marianne Dissard, über die Vielfalt der Stimmungen und Klangfarben der Stücke – die sehr textstark sind – und über die Sorgfalt, mit der bis zum letzten Hintergrund-Effekt alles arrangiert und liebevoll bedacht mit Ideen gespickt ist.

„Dessert-Chanson“ ist mal ein Aufkleber, der gar nicht so doof ist. Marianne Dissard hat auf ihrem dritten Album (N° 2 „Paris One Takes“ gibt’s nur als Download, ist aber ebenfalls sehr empfehlenswert) das Chanson in der amerikanischen Wüste inszeniert. Natürlich nicht nur Chansons, sondern so ziemlich alles zwischen Musette, Cumbia, Indie Rock, Pop, Mariachi-Sounds und Calexico-Echoes – die Geschichte, wie Frau Dissard zum Calexico-Clan (der natürlich auch an dieser CD beteiligt ist) kam, erzähl ich jetzt nicht noch zum x-Mal. Wichtig ist eher, dass Marianne Dissard heute in Nogales wohnt, ganz tief im Land der Chicano-Kultur. Aus Nogales stammt übrigens auch Charles Mingus, dessen grandioses Album „Tijuana Moods“ Echos auf „L’abandon“ hinterlassen hat.

Anyway, hier singt Dissard hauptsächlich französisch und manchmal ein klein bisschen spanisch mit einem sehr charmanten englisch-französischen Akzent, was besonders bizarr gelungen bei „Almas Perversas“ wirkt, weil der Song über eher ekelhafte mexikanische Porno-Comics geht.

Bemerkenswert wie bei allen Dissard-Produktionen ist einmal die Vielfalt der Stimmungen und Klangfarben der Stücke – die sehr textstark sind – und zum anderen die Sorgfalt, mit der bis zum letzten Hintergrund-Effekt alles arrangiert und liebevoll bedacht mit Ideen gespickt ist. Hier während eines Akkordeon-Solos noch ein paar hübsche Pianofiguren reingebaut, da noch ein flüsternde Trompete mit harmon mute im Dialog mit der Stimme, da eine kleine Steel Pedal-Orgie, und das alles im flow und ohne Prätention zusammen gespielt. Bis auf einen, den vorletzten Song, „Ecrivain public“, der ein bisschen arg angestrengt „Engagement!“ brüllt (was aber angesichts des echt guten Intros schon fast verzeihlich ist), verlässt sich Dissard auf ihre Stimme, die ganz erheblich sexy sein kann, und ansonsten zwischen Lakonie und Exzess alle Nuancen erfreulich souverän drauf hat. Am coolsten vielleicht beim Opener „La peau du lait“, in dem Marianne Dissard sich über Frongreisch – „shock, shock“ -, lustig macht. Klasse Produktion, jetzt schon für die Jahreshighlights vorzumerken.

Thomas Wörtche

Marianne Dissard: L’abandon. Le Pop Musik (Groove Attack).
Die Website der Band, Bandcamp, bei Facebook und auf Myspace.

Marianne Dissard – Official Music Video for „The One And Only“ – Album „L’Abandon“ from marianne on Vimeo.

Marianne Dissard auf Tour:

2011.03.06 Paris (F) – Babel Café *solo*
2011.03.05 Private party (F) Rémalard w/ Brian Lopez & Gabriel Sullivan
2011.03.04 Rubigen (CH) Mühle Hunziken w/ Brian Lopez & Gabriel Sullivan
2011.03.03 Rorschach (CH) Mariaberg w/ Brian Lopez & Gabriel Sullivan
2011.03.02 Ludwigshafen (D) Das Haus w/ Brian Lopez & Gabriel Sullivan

Tags :