Geschrieben am 2. März 2016 von für Musikmag, News

Marianne Dissard: Cibola Gold

Marianne Dissard Cibola GoldStrictly im Indie-Sound

– „Tucson Chanteuse wandering Europa“ nennt sich Marianne Dissard gerade. Was heißt, dass sie zwar aus Tucson weggezogen ist, aber dennoch ihre musikalischen Wurzeln im Umkreis von Howe Gelb, Calexico und in letzter Zeit dem Orkesta Mendoza hat (mehr dazu: hier).

Schon alleine diese Zusammenarbeit spricht schwer für sie. Jetzt hat sie sich eine Best-of-Compilation gegönnt, gut so. Und die verweist zwar auch auf die Arizona- und TexMex-Connection („Les confettis“), unterstreicht aber auch ihre Neigung zum französischen Chanson (Les draps sourds“, „The one and only“), weil sie hier schwerpunktmäßig auf ihre französisch gesungenen Titel abhebt, strictly im Indie-Sound natürlich. Wie sie auch strikt die Kontrolle über ihr Werk behält und sich deswegen für den Direktvertrieb sämtlicher Formate entschieden hat. Sinnvollerweise, denn ihre Musik ist der Alptraum jedes Marketingmenschen. Wo stecken wir sie denn hin? Indie-Rock? Weltmusik? Chanson? Oder wo?

Wer also nicht alle ihre Alben und Gastauftritte kennt, ist mir dieser Compilation bestens bedient. Beim geballten Wiederhören wird die unerhörte Spannweite ihres Werks überdeutlich. Dieses pointierte Kreuzen von Stilen, ohne deswegen zu zitieren. Anscheinend gibt es eine Menge unterirdischer Verbindungen zwischen Cumbia, Musette, Manouche und Mariachi, zum Beispiel. Man muss sie nur finden. Marianne Dissard kombiniert all dies so organisch, dass es sich völlig natürlich anhört. Zudem kann sie swingen wie der Teufel und einzelne Titel, so wie mein Favorit „La peau du lait“, wären in einer besseren und gerechteren Welt absolute Hits. Aber für Chart-Hits sind die einzelnen Titel zu feinziseliert produziert, die Orchestrierung zu ungewöhnlich, die elektronischen Effekte zu raffiniert. Obwohl das alles doch nur beweist, dass komplex und eingängig nun wahrlich keine Gegensätze sein müssen. Aber, alas, mit diesem Problem steht Marianne Dissard nun wahrlich nicht alleine da in der Welt der Kunst.

Aber all das wäre nichts ohne ihre Stimme: Mächtig und spröde bis brüchig, je nachdem, und ganz entschieden sexy.

Thomas Wörtche

Marianne Dissard: Cibola Gold: Best of 2008 – 2015. Direkt als CD oder Download über www.mariannedissard.com.