M. Walking On The Water wandeln nach 15 Jahren auf den Spuren des Wilden Westens. Jörg von Bilavsky ist ihnen gefolgt.
Im Westen was Neues
„I change my opinion, I change my mind, into perfect art“. Was will uns die ehemals erfolgreiche Indieband M. Walking On the Water mit ihrem schwungwollen Opener „Dust In The Suitcase“ nach fast 15 Jahren Bühnenabsenz damit sagen? Dass sie als Theatermusiker, Segelschiffrestauratoren oder Buchautoren ‚gescheitert‘ sind, sich die Nestwärme der 80er-Jahre zurückwünschen und alles besser machen möchten? In alter Besetzung und mit neuen Sounds? Ist ihr zehntes Album „Flowers For The Departed“ nun ein „reifes Alterswerk“?, wie es in einem Interview mit einem „!“ und einem „?“ halb ausrufend, halb fragend angepriesen wurde?
Da lässt sich nach einer guten Dreiviertelstunde Indie-Folk nur sagen: Gefällig, aber nicht gewöhnlich. Vor allem der bereits zitierte Opener hat gute Chancen die Tanzböden zum Schwingen zu bringen, ohne dem Mainstream zu huldigen. Gewagte Tempowechsel und der verspielte Einsatz von Banjo und Mandoline werden coole Clubs in coole Saloons verwandeln. Mit den folgenden, etwas runtergedimmten Songs „Sing Sally“, „True Sun“ oder „Bury Me Upright“ konservieren sie die lockere Western-Atmosphäre, bevor sie mit den etwas schwerfälligen Songs „Heavenlove“ und „Candleblue“ den lonesome cowboys eine melancholische Stimme geben möchten. Der sehnsuchtsvoll-schmerzende Unterton erinnert dabei aber eher an emotional überfrachtete Lovesongs. Obgleich intelligenter und origineller arrangiert, kommen die Slow-Waltz-Stücke allzu manieriert daher. Vor allem, wenn bisweilen versucht wird, das rauchige Timbre eines Tom Waits zu erreichen, also die Tiefe seiner Stimmlage zu ergründen und nachzuahmen.
Wenn die fünf Jungs beschwingter und beseelter aufspielen wie in dem von Geigen untermalten „Twist Your Head“ oder dem kraftvoll und wunderbar verspielten „Sundowncraft“ sind sie ganz bei sich selbst und bei ihren Fans, denen sie in den 80er- und 90er-Jahren mächtig einheizten. Das Live-Comeback ist für dieses Frühjahr angesetzt, aber leider nur für den Norden und Westen der Republik. Der Süden und Osten muss sich gedulden oder ganz verzichten. Doch erst wenn sie sich hierzulande allerorten präsentieren, wird sich zeigen, ob sie für „unbestimmte Zeit“ wieder weg sind oder „im nächsten Frühjahr“ schon das nächste Album kommt, wie Gitarrist Markus Maria Jansen im November letzten Jahres orakelte. Die mit Mitte 50 gesetzteren Herren aus Krefeld sind ja für Überraschungen gut. Sollte es nicht so besonders laufen, werden sie ihre Meinung auch wieder ändern und die Suche nach der „perfect art“ auf anderen Wegen fortsetzen.
Jörg von Bilavsky
M. Walking On The Water: Flowers For The Departed. Fuego.
Die Band auf Myspace und bei Facebook sowie die Homepage von M. Walking On The Water.