Geschrieben am 24. September 2014 von für Musikmag

Lydia Lunch/Cypress Grove: A Fistful Of Desert Blues

lydialunch_cypressgroveHommage an Spanien

–Der US-amerikanische Philosoph Robert M. Pirsig kritisierte, dass in der heutigen akademischen Welt der Respekt vor den Ikonen so groß sei, dass die Schatten von Aristoteles, Kant und Adorno, die auf junge Menschen fallen, deren eigenes Denken respektive das Entstehen einer neuen Tradition verhindere. Seine deutsche Kollegin Henriette Hain, ausgesprochene Verfechterin eines kritischen Umgangs mit kulturellen Mustern, konstatierte trocken nach dem Hören von „A Fistful Of Desert Blues“: „Lydia Lunch klingt anno 2014 wie Spongebobs Oma.“ Keine guten Voraussetzungen, zumal die Veröffentlichung von Lunchs letztem Album „Taste Of Voodoo“ nur als Missverständnis der Plattenfirma gewertet werden kann.

Textanalytisch geschulte Leser ahnen bereits, dass die Plattenkritik stark dem Muster einer Pro-Kontra-Argumentation folgt: Man beginnt mit den gegenteiligen Argumenten, um dann die eigenen vorzustellen. Zuerst einmal konzentriert sich „A Fistful Of Desert Blues“ in der Tat auf Lunchs Stimme, was das Vorgängeralbum nicht bot. Die Elektronik dort wirkte diffus und übermächtig. Jedoch begleitet sie auf dem neuen Werk der Akustik-Blues-Gitarrist Cypress Groves, der in der Vergangenheit mit u. a. Mark Lanegan und Nick Cave arbeitete. Die Songs stellen eine Hommage an die südliche spanische Wüstenregion Almeria dar, die als Kulisse für zahlreiche Spaghetti-Western diente. Dies erklärt die schwül-bedrohliche Atmosphäre der 12 Songs, die sich peu à peu steigert. Und selbst Hain sagt mit ihrem bekannten Hang zum Understatement: „Diese Platte kann man sehr gut hören.“ Keine weiteren Worte.

Ronald Klein

Lydia Lunch/Cypress Grove: A Fistful Of Desert Blues. Rustblade.

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