Geschrieben am 9. Mai 2012 von für Musikmag

Light Asylum: dito

Light Asylum: ditoSchön kühl

– Das erste Mal sah ich das Duo Light Asylum als Vorband beim Konzert der Band CocoRosieim Admiralspalast zu Berlin. Damals retteten sie den Abend. Jetzt ist ihr erstes Album auf dem Markt – ein wunderbares Elektrostück. Von Tina Manske.

Der magische Moment, in dem man Shannon Funchess‘ Stimme zum ersten Mal hört, kommt leider nicht wieder. Aber man ist doch jedes Mal wieder erstaunt, welch diabolisch-dunkle und doch seelenvolle Macht diese Frau entwickelt. Ihre Bandbreite reicht von opernhaften Ausflügen bis hin zu rotzigem und rauhen Punk wie z. B. bei „Pope Will Roll“.

Zusammen mit Bruno Coviello bildet Funchess das Duo Light Asylum aus Brooklyn (mittlerweile Berlin). Ihr Synth-Goth-Sound kam bei den meinungsbildenden Blogs bereits gut an, seitdem sie ihre EP herausbrachten, die sie hauptsächlich auf ihren Konzerten vertrieben. Sie passen mit ihrer Musik natürlich bestens in die aktuelle Retro-Welle, in der die alten 80s-Synthie-EBM-Wave-Sounds wieder angesagt sind. Aktuell waren sie eine der meistdiskutierten Bands auf dem South-by-Southwest-Festival in Austin, Texas.

Der Opener „Hour Fortress“ erinnert im Titel wohl nicht umsonst an „Our Darkness“ von Anne Clark, die als einer von vielen Hausgöttern immer im Hintergrund des Albums mitschwingt. Andere dieser Götter hören auf Namen wie Front 242 oder Ian Curtis. Dreh- und Angelpunkt des Albums ist aber „Angel Tongue“: In den ersten beiden Dritteln des Songs werden, von wunderbaren Synthies begleitet, drei Strophen auf recht vorhersehbare Weise abgehandelt, in der Mitte noch einmal wiederholt, doch dann verändert sich plötzlich die monotone Tonlage ins Moll und es folgt am Ende ein herzergreifendes, ja fast schon kitschig pathetisches Stoßgebet zum Himmel.

Da Light Asylum aber selbst solchen Kitschmomenten immer die Kühle der Synthies entgegensetzen, geraten sie nie in Gefahr, in Gefühlsduseligkeit zu ertrinken. Im Gegenteil, die teilweise sehr persönlichen Texte ergänzen die distanzierte Musik sehr gut.

Tina Manske

Light Asylum: dito. Mexican Summer/Cooperative Music (Universal). Zur Facebook-Seite.

 

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