Geschrieben am 6. Mai 2010 von für Musikmag

Kate Nash: My Best Friend Is You

Pubertärer Pop

Kate Nash singt voller Frust und Lust von Liebe und Eifersucht. Ernsthaft, aber nicht existenziell. Von Jörg von Bilavsky

Alles zurück auf Start! Unser Star für Oslo wird nicht den Weg der eher sanften Sarah Blasko einschlagen, wie letzte Woche von mir irrtümlich behauptet. Lovely Lena eifert vielmehr dem MySpace-Mysterium Kate Nash nach. Eine Kostprobe hat uns das deutsche Wunderkind bei Raab schon mit Nashs erstem Hit „Foundations“ (2007) gegeben. Und da glaubten die Jurys doch allen Ernstes, Lenas verquer-verrückten Sing-Sang, ihre leicht abgedrehte Art hätte die Musikwelt bis dato noch nie gehört, nie gesehen. So ein Quatsch, kann man da nur sagen. Lena ist die Kopie, Kate das Original. Wer’s nicht glauben will, muss hören. Und zwar in das mittlerweile zweite Album der 22-jährigen Britin. Als sister in spirit hält sie Lena aus schon mal die Daumen für den 29. Mai.

Mainstream, unschuldig

Selbstbewusst gibt der quirlige Twen in seinen 13 neuen Songs den Ton an. Mainstreamt der poppige Opener „Paris“ noch recht flüssig ins Ohr, haut der mit verzerrter E-Gitarre hochgetunte Rocksong „I Just Love You More“ ungewöhnlich heftig aufs Trommelfell. Ähnliche Power entwickelt sie auch auf dem sich langsam beschleunigenden „I’ve Got A Secret“. Andere Songs wie das vom retardierenden Klavierlauf gepushte „Pickpocket“ oder das süßliche „Early Christmas Present“ hingegen klingen ebenso verspielt und unschuldig wie das gutgelaunte „Do-Wah-Doo“. Hinter der betörenden Klangfassade lauern jedoch Strophen, die vor blinder Eifersucht und bedingungsloser Liebe triefen.

Das Herz auf der Zunge

Wen wundert’s? „Ich bin bis über beide Ohren verliebt! Und ich habe keine Angst, zu viele Gefühle zu zeigen“, sagt sie, das Herz als Sängerin auf der Zunge tragend. Man hört’s den hochemotionalen Songs jede Sekunde an. Von dieser lebendigen Natürlichkeit und schamlosen Direktheit ist man allerdings ebenso schnell angezogen wie angenervt. So solide und abwechslungsreich ihre Lieder bisweilen auch komponiert sind und so authentisch sie ihre nicht immer jugendfreien Befindlichkeiten in die Welt hinausposaunt: Ihr pubertärer Pop muss noch ein wenig reifen, um existenziell zu werden.

Jörg von Bilavsky

Kate Nash: My Best Friend Is You. Polydor (Vertrieb: Universal).

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