Geschrieben am 3. Dezember 2009 von für Musikmag

Ja, Panik im Festsaal Kreuzberg

Warm und mollig

Der Auftritt von Ja, Panik in Berlin geriet zu einem ergreifenden Familientreffen unter Freunden. Ein Konzertbericht von Tina Manske

Als Unterstützung hatte sich die Band das neue Projekt von Britta-Bassistin Julie Miess und Jens Friebe eingeladen: Monsterplay spielen eine Sixties-Mischung aus Coversongs und alten Britta-Klassikern. Soweit, so gut, kann man machen (und im Lassie Singer/Britta/Friebe-Universum unterstützt man sich ja immer gern, wo man kann). Es war der erste öffentliche Auftritt dieser neuen Konstellation überhaupt, und vielleicht war ja auch noch etwas Nervosität im Spiel. Ob aber Miess sich und der Band einen Gefallen damit tut, sich als Lead-Sängerin zu versuchen? Nicht singen können ist kein Fehler (wissen wir Punk-Professoren ja alle), und auch Christiane Rösinger ist keine Callas des Pop, aber sie hat eben das gewisse Etwas. Etwas, das Julie Miess (noch) völlig fehlt. Wenden wir es positiv: Hinter dem Bass ist sie viel, viel besser aufgehoben.

Die Verbindung zu Ja, Panik besteht darin, dass Sänger, Texter und Gitarrist Andreas Spechtl auch schon für Britta live die Saiten geklampft hat und Christiane Rösingers Tochter Virginia beim Video zu „Pardon“ mitmischte. Alles bleibt an diesem Abend also in der Familie. Ja, Panik haben in diesem Jahr mit „The Angst And The Money“ ihr bisher bestes Album herausgebracht, das auch garantiert in allen wichtigen Jahresbestenlisten weit vorne auftauchen wird. Und auch live überzeugen die fünf Jünglinge auf der ganzen Linie.

Wie es ist

Auch das Vorgänger-Album „The Taste And The Money“ wird einige Male angespielt. Bei „Wien, du bist ein Taschenmesser“ sagt Spechtl, an dieser Stelle frage er das Publikum immer, als was sie ihre Stadt denn bezeichnen würden. Heute abend aber sei er gerade dabei, sich selbst ein Bild darüber zu machen: „Also sagt’s mir nicht, ich will’s gar nicht wissen.“

Beim vorletzten Song, der aktuellen Single „Nevermore“, stehen dann wieder unter anderem die Damen Rösinger (Mutter und Tochter) und Miess als Chor auf der Bühne und brüllen ergreifend, zusammen mit dem gesamten Publikum: „Das wird bald alles uns gehörn!“ Da kann man nur mit Spechtl antworten: „Genau so isses auch!“ Die Familie ist wieder beisammen, es ist warm und mollig im Festsaal, jeder geht mit einem grundzufriedenen Gefühl in das etwas angegraute vorweihnachtliche Berlin raus, und viele haben eine neue Lieblingsband gefunden.

Tina Manske

Aktuelles Album: The Angst And The Money. staatsakt (Vertrieb: Rough Trade).
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