Geschrieben am 1. Februar 2012 von für Musikmag

Ham.Lit-Spezial (7): Die Sterne

Morgen Abend (2.2.) findet in Hamburg das Literaturfestival „Ham.Lit“ statt , die dritte „Lange Nacht junger deutschsprachiger Literatur und Musik“– präsentiert u. a. von CULTurMAG. 15 Autorinnen und Autoren lesen parallel auf drei Bühnen, dazu gibt es zwei Konzerte. Als Band dabei Die Sterne, vorgestellt von Tina Manske

Klassiker der deutschen Demo-Disko

Seit 20 Jahren gibt es sie schon; in den 90er-Jahren bildeten sie die Vorhut der „Hamburger Schule“ – ein Begriff, der heute nicht mehr sinnvoll ist, aber dennoch sofort einen Diskursraum öffnet, wenn er fällt. Nicht zufällig also sind Die Sterne bei einem Event wie der Ham.Lit – natürlich, möchte man anfügen – als Band gebucht.

Mit ihrem jüngsten Longplayer bewiesen die Männer um den Langen Kerl Frank Spilker, dass auch sie sich neu erfinden können – obwohl, je länger und öfter man sich „24/7″ anhört, desto auffälliger wird, dass der Sound sich dann doch gar nicht so sehr geändert hat, wie man das hier und da behauptet. Funk war schon immer die Grundzutat in den Songs dieser Band, und Stücke wie „Life In Quiz” oder „Convenience Shop”, aus dem auch der Albumtitel stammt, sind pure Funk-Disco – die Gitarre bleibt die meiste Zeit im Schrank, dafür gibt es jede Menge billige und nicht so billige Soundeffekte, Echos, Hallhallhalligalli… Darüber hinaus aber sind Die Sterne auch immer noch die Garanten für die etwas andere, für die stilvolle Systemkritik: „Es liegen tausend Leichen in der Stadt der Reichen/ es müssen Berge weichen für die Stadt der Reichen/ aus dem Weg, ich möchte investieren”, groovt es in „Die Stadt der Reichen”, und der schon erwähnte „Convenience Shop” beschäftigt prekäre Verhältnisse: „Auch wenn du ein Arschloch bist, wir haben für dich auf, 24/7″ – also rund um die Uhr.

Die Sterne: Für AnfängerGanz zu schweigen natürlich von Klassikern wie den „Universal Tellerwäscher“ oder „Was hat dich bloß so ruiniert?“, die bei ihren Live-Sets auch immer wieder gefordert und geliefert werden. Vor einigen Wochen veröffentlichten Die Sterne ihr Mini-Album „Für Anfänger“, auf dem sie einige ihrer Hits so ausgenommen haben, wie sie sie seit Jahren live spielen – es ist sehr spannend zu verfolgen, wie sich diese Songs gewandelt haben über die Zeit und dabei noch größer geworden sind. Die „neue“ Version von „Was hat dich bloß so ruiniert?“ ist das beste Beispiel dafür – wer die Band jemals dieses Lied hat live spielen sehen, der wird noch beim Hören der Platte Gänsehaut bekommen… Anfängern, die die Band bisher noch nicht kannten, wird mit der Neuveröffentlichung ein leichter Einstieg in das Sterne-Universum angeboten.

Diese Verweigerungshaltung, mit der sie kokettieren, hat bei den Sternen immer was von einer liebevollen Umarmung, denn mitmachen tun sie ja eben doch. Sie tanzen nur das gewisse Etwas aus der Reihe. Und dafür lieben wir sie.

Tina Manske

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