Geschrieben am 17. August 2011 von für Musikmag

Ganglians: Still Living

Janine Andert vermisst auf dem zweiten Album der Ganglians eine eindeutige Handschrift, hält es aber trotzdem für eine charmante Sommerplatte…

Ganglians: Still LivingSing along!

Die Ganglians läuten ihr zweites Album verheißungsvoll mit den Worten „This is a sad, sad song for all the sad, sad people“ ein. Schon Sekunden später ist klar: Der Slogan führt in die Irre. „Still Living“ setzt auf beschwingten Gute-Laune-Pop. Positiv ausgedrückt hört sich das nach ganz viel Sommer, Sonne und Surfen an. Negativ beurteilt tönt aus den Lautsprechern kastriertes „The Lion sleeps tonight“-Gedudel in bester Hipster-Manier. Es liegt nahe, bei einigen hohen Tönen mit „Wimoweh“ einzustimmen. Besagte Töne waren schon auf dem Debüt „Monster Head Room“ vertreten, aber die Intonation auf dem aktuellen Langspieler lässt vermuten, dass Sänger Ryan Grubbs Gesangsunterricht bei Jonathan Pierce von The Drums erhielt. „Evil Weave“ erinnert sogar verdächtig an so einige Hooklines der Drums.

Immerhin ist „Still Living“ eine Weiterentwicklung der Ganglians. Ihr Debüt steckte noch ziemlich einfallslos im psychedelischen Sound der späten 1960er fest. Auf „Still Living“ ist das Quartett aus Sacramento im neuen Jahrtausend angekommen. Klar, einige 60s-Anleihen haben sie auf das Album geschmuggelt, jedoch mit frischen Gitarrenriffs aufgemöbelt. Überhaupt verstecken sich an einigen Stellen nette Ideen wie Autohupe oder überraschende Keyboardeinsätze. Es fehlt aber an Mut, die durchaus vorhandene eigene Handschrift auszureizen, wodurch sie ihrem alten Problem der Belanglosigkeit treu bleiben. Dieses Mal aber bestens gelaunt mit Sing-along-Qualitäten eines charmanten Sommeralbums.

Janine Andert

Ganglians: „Still Living“. Soutterrain Transmissions (Rough Trade). Ganglians auf MySpace und Facebook