Bananenstauden auf Discolicht
Sieben Stücke rein instrumentaler psychedelischer Trunkenheit, zwischen Dub und Dschungelbeat, zwischen Krautrock und kosmischem Jamaica-Walzer. Von Tina Manske
Die nachösterlichen Tage sind wie gemacht für das Debütalbum der portugiesischen Band Gala Drop: Man hat mal wieder viel zu viel gefressen und getrunken, deswegen möchte man vielleicht, kann sich aber gar nicht exzessiv bewegen, sondern muss erstmal wieder auf Betriebstemperatur gebracht werden. „Gala Drop“ bietet dafür die perfekte Umgebung: Sieben Stücke rein instrumentaler psychedelischer Trunkenheit, zwischen Dub und Dschungelbeat, zwischen Krautrock und kosmischem Jamaica-Walzer.
Rückgrat dieses Sounds und ganz besonders zu loben sind die Percussions von Afonso Simões und Tiago Miranda, aber auch die Keyboard- und Synthesizerflächen von Nelson Gomes sowie das ausgefuchste Sampling, das plötzlich und aus heiterem Himmel dann doch wieder Bock auf den Fruchtbarkeitstanz mit geschlossenen Augen macht. Selbst wenn dazu klischeebehaftete afrikanische Mundtrommeln erklingen und die Synths schon fast extra cheesy wirken. Dazu passt in jedem Fall ein mit Bananenstauden behängtes Discolicht unter Regenbogenbeschuss.
Fünfweltmusik?
Auch wenn die Sounds im Studio nachbearbeitet wurden, bei „Gala Drop“ dreht sich alles um die Improvisation, um das organische Zusammenwirken vieler verschiedener Stile. Afrika und seine Klangwelten sind zwar gerade eh das must have der hippen Kreise, hier jedoch wirkt nichts aufgesetzt, außer vielleicht der Kessel überm Lagerfeuer. Bands wie Harmonia, Cluster und Can, Vorbilder nicht nur im Geiste, winken – nicht etwa von fern, sondern mit der Faust mitten ins Gesicht.
Kein Wunder, dass auch Panda Bear von Animal Collective sich als Fan von Gala Drop geoutet hat. „Vielleicht sollten wir anfangen über den Begriff „Fünftweltmusik“ nachzudenken“, schrieb das Fact Magazine aus England über diese Platte. Was auch immer diese fünfte Welt sein soll, ganz sicher ist, dass die deren Bewohner kein Unbill wegen schlechter Musik zu erleiden haben. „Wir wollen Musik machen, die Menschen dazu bewegt sich zu bewegen, wenn auch nur ganz langsam“, sagt die Band selbst. Na bitte – auch eine Art Aufbauprogramm.
Tina Manske
Gala Drop: dito. Mbari/Gala Drop Records (Vertrieb: Al!ve).