Geschrieben am 14. August 2013 von für Musikmag

Fuck Buttons: Slow Focus

fuckbuttons_slowfocusÜberwältigend

– Gut, über den Bandnamen kann man streiten. Wenn man sich dann aber wahlweise genug unterm Tisch scheckig darüber gelacht oder aber mit ernstem Blick den Kopf geschüttelt hat, muss man am Ende so oder so anerkennen, dass die Fuck Buttons aus Bristol eine Band sind, die elektronische Musik in den letzten Jahren sehr beeinflusst haben.

„Slow Focus“ ist ihr drittes Album und folgt vier Jahre, nachdem „Tarot Sport“ sie in die höchsten Höhen der musikalischen Weihen katapultiert hat. Ihren größten Auftritt hatte ihre bombastische Musik allerdings bei der Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele in London 2012, wo sie soundtechnisch auch wunderbar aufgehoben war.

Diese Musik, die man als elektronischen Postrock bezeichnen kann, will überfordern, tut dies aber mit sehr konventionellen Mitteln. Ein wenig schwingen immer auch die neunziger Jahre mit, wenn die Fuck Buttons aufspielen. Der Titel des neuen Albums soll nach Angaben des Duos darauf Bezug nehmen, wie sich die Platte für sie anhört – übertragen auf die visuelle Ebene eben ein wenig wie der Moment, wenn man morgens aufwacht und erstmal den Blick schärfen muss für die Dinge um einen herum. Dazu nimmt man sich am besten etwas Zeit, eben den „Slow Focus“.

Benjamin John Power und Andrew Hung haben bei dieser Platte auch zum ersten mal selbst produziert und mithin ihr bisher düsterstes Album fabriziert. Sie lieben ihre Gitarren, schieben sie aber lieber erst in den Mixer und hauen dann in die Saiten. Das faszinierende an dieser repetitiven Musik, die sich in allerlei Schichten aufbaut, ist,wie sie keine einzige Minute langweilt – während zig andere Bands mit zig Versuchen, Langeweile zu verhindern, diese erst ins Leben rufen.*

Allein dieser Beginn – wie bei „Brainfreeze“ zunächst ein kräftiger Tribalbeat den Song zum laufen bringt, bevor der grundierende Taktschlag etwas Erdung verschafft, um dann von irre flitternden Spaceballs von Synthies in die Höhe gehoben zu werden, das ist alles: laut, überwältigend, much too much, den Traum von einem schönen ruhigen Abend zerstörend, aber eben auch: grundgeil. Und so treiben sie es weiter, sieben Tracks lang, bis zum abschließenden „Hidden XS“, das schon so intensiv anfängt, dass man sich kaum vorstellen kann, dass diese Intensität noch steigerbar ist. Ist sie aber.

Tina Manske

* Jeder Hörer kennt das, lassen wir also die Details.

Fuck Buttons: Slow Focus. ATP Records (Indigo).

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