Geschrieben am 7. März 2012 von für Musikmag

Dirty Three: Towards The Low Sun

Dirty Three: Towards The Low SunDrive verspielt

– Warren Ellis, Jim White und Mick Turner haben wahrlich genug an der Backe – reicht da die Kraft für ein neues, großes Album als Dirty Three? Janine Andert verrät’s.

Sieben Jahre ist es schon her, seit das letzte Album des australischen Trios Dirty Three erschien. Warren Ellis war mit Nick Cave & The Bad Seeds beschäftigt und gründete – nachdem die Herren alle ihren 50-sten Geburtstag feierten – zusammen mit Nick Cave, Martin Casey und Jim Sclavunos schnell Grinderman, um vor dem Alterswerk noch einmal so richtig auf die Rock’n’Roll-Pauke zu hauen.

Nebenbei schrieb er mit Cave auch noch die Soundtracks für „The Assassination Of Jesse James“, „The Proposition“ und „The Road“ und spielte seine erste Rolle in dem Film „Médée Miracle“. Der Dirty-Three-Drummer Jim White trommelte derweil bei Größen wie Cat Power, Bonnie ‚Prince’ Billy, Bill Callahan und PJ Harvey. Gitarrist Mick Turner nutzte die Zeit, um in Melbourne ein eigenes Studio einzurichten, sich als Visual Artist einen Namen zu machen und selbst noch ein bisschen Musik zu veröffentlichen. In den Terminplänen der Drei war einfach kein Platz für Dirty Three, die seit 1993 für hochkarätige Instrumentalmusik mit schwelgender Melancholie und dramatischen Wendungen stehen.

Ihr neues Album „Towards The Low Sun“ reiht sich mühelos in ihr musikalisches Schaffen ein. Es braucht nicht mehr als Ellis an der Violine, Turner an der elektrischen Gitarre und White an den Drums für unfassbar schöne Melodien, die, bevor sie den Hörer in den Schlaf wiegen, durch disharmonische Breaks gesprengt werden. Ellis’ Geige drängt sich quietschend in den Vordergrund, erreicht aber nie den Grad von Nervigkeit. Das Trio besteht halt aus Profimusikern, die ihre Instrumente beherrschen und auf den Punkt spielen. Die ebenfalls punktgenauen 42 Minuten orientieren sich wieder mehr am Frühwerk von Dirty Three und bewegen sich weg vom melodischen „Cinder“. Doch es fehlen dramatische Höhepunkte, die „Toward The Low Sun“ nachhaltige Momente verleihen. Die Herren haben ihren Drive schon bei den anderen Projekten verspielt.

Janine Andert

Dirty Three: Towards The Low Sun. Bella Union/Cooperative Music. Zur Homepage und zu Facebook. Dirty Three bei Soundcloud.


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