Geschrieben am 27. August 2014 von für Musikmag

Die Sterne

diesterne_fluchtindiefluchtIm Sterne-Universum

– Wo die Band Trümmer erst landen will – im Olymp des Diskursrocks – da befinden sich Die Sterne, ebenfalls aus Hamburg, schon lange. Nun erscheint das neue, zehnte Studioalbum der Veteranen. Alles beginnt mit dem psychedelischen „Wo soll ich hingehen?“, einer Hymne für die Generation, nicht so richtig erwachsen werden will – oder kann.

Und so ist man sofort mittendrin im altbekannten Sterne-Universum. Das kann aber auch nach hinten losgehen: irgendwie hat man beim Hören von „Flucht in die Flucht“ ständig das Gefühl, diese Lieder so ähnlich schon gehört zu haben: „Drei Akkorde“, ein schöner Song über die Macht der Popmusik („Drei Akkorde lang würden wir sie besiegen“, interessante Parallele zu Trümmers „wir werden siegen siegen siegen“ – bei den Jungen herrscht noch der Indikativ über den Konjunktiv) ist doch ein Aufguss von, sagen wir, „Wenn dir St. Pauli auf den Geist fällt“, „Wie groß ist der Schaden“ ist die wiederholte Wiederholung der Haltung eines „Was hat dich bloß so ruiniert“, und auch das wunderbare „Menschenverachtendverliebt“ bedient sich mit seinen Mördergitarren sehr fromm und frei bei My Morning Jackets „Holding On To Black Metal“.

Bei der schönen Moritat „Ihr wollt mich töten“ tritt Alexander Hacke von den Einstürzenden Neubauten mit auf, im Hintergrund säuseln angenehm pseudo-unschuldig die Musikerinnen von Schnipo Schranke, und überhaupt ist es eine gute Idee der Sterne, Nachwuchsbands (außer Schnipo Schranke noch Zucker und Der Bürgermeister der Nacht) mit auf die Platte zu nehmen.

Klar, Die Sterne müssen niemandem mehr etwas beweisen, sie machen zwischen all dem (Selbst-)Zitat und dem teilweise einfach Bescheuerten („Hirnfick“) immer noch tolle Songs (s. die Spoken-Word-Nummer „Innenstadt Illusionen“ mit Verbeugung vor der NDW-Band Rheingold), aber dennoch hatte man nach dem großartigen „24/7“, das Disco, Diskurs und Indie so überragend auf einen Nenner brachte, von der größten aller deutschen Bands doch etwas mehr zum Status Quo erwartet. Allerdings war’s schon oft so, dass Sterne-Alben auch erstmal erwachsen werden müssen – weil sie’s können.

Tina Manske

Die Sterne: Flucht in die Flucht. Staatsakt (Rough Trade).

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