Geschrieben am 15. Oktober 2016 von für Musikmag

Danny Brown: Atrocity Exhibition

dannybrown_atrocityexhibitionSag mir, was ich nicht schon weiß

„Atrocity Exhibition“, eine Ausstellung von Gräueltaten also. Das vierte Album von Danny Brown – jetzt bei Warp Records – ist natürlich alles andere als das. Der Detroiter Hip-Hopper knüpft damit vielmehr an die Großtaten von Kollegen wie Flying Lotus und Kendrick Lamar an. „Atrocity Exhibition“ hieß auch ein Song von Joy Division, und ebenso wie Ian Curtis kämpft auch Danny Brown mit den Dämonen der Depression. Viele seiner Stücke klingen, als habe da einer viel zu viele Uppers eingeworfen (ja, „Ain’t It Funny“, dich meine ich!). Und Gründe für Wut, Angst und Niedergeschlagenheit gibt es ja heutzutage leider wieder genug, auch und besonders in Detroit, wo Rassismus wieder an der Tagesordnung steht und Leute nur dann in Clubs gehen, wenn sie erschossen werden wollen, wie Brown in einem Interview mit der Spex einmal sagte. „Tell me what I don’t know“, ruft er denn auch im gleichnamigen Song, in dem es um ebensolche rassistisch motivierten Morde geht.

Los geht es aber mit der „Downward Spiral“, auch das natürlich wieder ein Zitat, dieses Mal von Trent Reznors Nine Inch Nails. „Gotta figure it out“ denkt sich der Hörer dann, denn bis er sich den Rhythmus dieses stolpernden Dark-Jazz-Stückes erarbeitet hat, geht es auch schon weiter im Takt.

„I’m feeling like a rolling stone“, heißt es zu Beginn von „Rolling Stone“, während zu einem unbeteiligten, furztrockenen Beat die Chöre chanten. Sofort zu erkennen gibt sich der schon erwähnte und hochgeschätzte Kendrick Lamar im herausragenden „Really Doe“, auf dem er im Refrain aushilft und damit für magische Momente zwei führende Hip-Hop-Vertreter von heute zusammen bringt. „Atrocity Exhibition“ ist schon wieder ein großes Album in diesem für dieses Genre sehr fruchtbaren Jahr.

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Tina Manske

Danny Brown: Atrocity Exhibition. Warp Records.