Jemand möchte dein Freund sein!
Das italienische Duo hat einige interessante Künstler ins Studio gelockt. Heraus kam ein äußerst abwechslungsreiches Album. Von Tina Manske
Zugegeben, es fällt nicht schwer Tons Of Friends, das neue Album der beiden italienischen DJs Phra und Bot, beim oberflächlichen Hören als aalglatte Großraumdiskoproduktion zu verpönen und schnell in die Ecke zu werfen. Gibt man der Platte allerdings ein wenig Zeit (und ich gebe zu: ein Blick auf die Liste der Mitwirkenden, der „tons of friends“, machte den Unterschied), merkt man, dass doch immerhin ein paar Brüller in diesem Sammelsurium lauern. Kelis, bereits seit zehn Jahren immer wieder gern gesehener Gast bei musikalischen Kooperationen, ist in „No Security“ dicht auf den Spuren einer M.I.A., wenn auch vielleicht nicht mit demselben Biss.
Und es kann ja wohl kein Zufall sein, dass die göttliche Roisin Murphy ausgerechnet die beiden besten Stücke veredelt (wer ist da das Ei und wer die Henne, bei „Hold Up You Hand“ und, oho, „Royal T“ [selbst die billigsten Stumpf-House-Beats können diesen Songs nicht zerstören, haha!]?) Ebenso unzufällig, dass die MC Rye Rye (die tatsächlich als Nachfolgerin von M.I.A. gehandelt wird) für den heimlichen Hit des Albums sorgt – „Hip Hop Changed“, aber ganz sicher, und in diesem Songs hört man sowas wie die Vorhut der Neuerung, durchaus mit Anleihen in der Vergangenheit.
Sing, du stehst auf der Gästeliste!
Songs wie „Natural Born Hustler“ (feat. Pitbull) oder „Park The Truck“ (feat. Spank Rock) fallen dagegen deutlich ab, scheinen mehr für die besoffene Crowd am Sonntagmorgen um halb zwei konzipiert zu sein, bevor das Abschleppen seinen Höhepunkt erreicht. Sei’s drum, die Crookers haben mit „Tons Of Friends“ jedenfalls bewiesen, dass sie einige interessante Künstler ins Studio locken können. Und das ganz ohne Facebook.
Tina Manske
Crookers: Tons Of Friends. Ministry of Sound (Vertrieb: Warner Music Group).
