Geschrieben am 2. Februar 2011 von für Musikmag

Codes In The Clouds: As The Spirit Wanes

Wer Musik als Untermalung zum Abwasch oder zum Teetrinken sucht, der ist mit dem Postrock von Codes In The Clouds gut bedient, meint Janine Andert.

Codes In The Clouds: As The Spirit WanesBisschen Leben wär gut

“As the Spirit Wanes” ist das zweite Studioalbum der englischen Post-Rock-Band Codes in The Clouds. Passender als mit diesem Titel kann es nicht auf den Punkt gebracht werden. Der Esprit des hochgelobten 2009er-Debüts „Paper Canyon“ ist verschwunden und hat stattdessen durchschnittlicher Langeweile Platz gemacht. Die fünf Jungs liefern ein nettes und gut produziertes Post-Rock-Album, das mehr oder weniger alle Standards des Genres abgrast, aber mit null Überraschungseffekten aufwartet. Da ganz klassisch niemand singt, kann der geneigte Hörer das getrost als unaufdringliches Hintergrundgedudel beim Abwaschen abspielen oder beim Tee trinken mit Freunden – ein Aufhorchen ob etwaiger bewegender Momente ist ausgeschlossen. Sowaas wie das hier hat jeder Postrock-affine Musikkonsument schon einmal irgendwo gehört. Gitarrenteppiche satt. Unaufdringliches Schlagzeug. Repitative Klangmuster und Strukturen. Minimalistische und doch orchestral anmutende Arrangements. Einzig die Länge der Stücke ist entgegen der gewohnten überlangen Titel von zehn bis zuweilen über zwanzig Minuten Spieldauer recht kurz ausgefallen. Mit durchschnittlich vier Minuten und zwei Tracks, die sogar die Zwei-Minuten-Marke unterschreiten, nähert sich die Band noch mehr als auf ihrem Debüt der üblichen Radiolänge von Musik an. Das hat eindeutig Vorteile. Die Songs könnten den ein oder anderen Platz auf einem Sampler finden oder durchaus im Radio gespielt werden. (Oder, für die LastFM-Scrobbler: Ihr kommt bedeutend schneller auf eine hohe Anzahl von gespielten Codes-in-the-Clouds-Songs und die Band steigt nebenbei in den Hörer-Charts.)

Das Quintett aus Dartford, England, selbst hält “As The Spirit Wanes” für einen großen Schritt nach vorne. Nun gut, es kommt recht selten, wenn sogar nie vor, dass Musiker ihr aktuelles Album als „geht so“ vermarkten. Besonders persönlich soll das Album auch noch ausgefallen sein. Das ist vielleicht das Ärgerlichste: dass die Scheibe mit derartig abgedroschenen Phrasen beworben wird, dass einem schlecht wird. Hinzu kommt natürlich die große Erwartungshaltung nach dem Debüt. Dieses kam 2010 als Remixalbum „Paper Canyon Recycled“ noch einmal heraus. Fans und befreundete Künstler interpretierten in 22 Stücken das gegebene Material neu – eine äußerst spannende und facettenreiche Angelegenheit, die nur zu empfehlen ist. Wünschenswert ist solch ein Unterfangen auch mit „As The Spirit Wanes“. Hoffentlich kommt dann ein bisschen Leben in die ganze Angelegenheit.

Janine Andert

Codes In The Clouds: As The Spirit Wanes. Erased Tapes (Indigo). Die Band bei Facebook. Codes In The Clouds auf Myspace.

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