Geschrieben am 12. Januar 2011 von für Musikmag

BRITISH SEA POWER: VALHALLA DANCEHALL

British Sea Power: Valhalla DancehallEin Zitatenschatz

– Musikalisch, lyrisch und symbolisch: In einem Album der englischen Post-Punk-Band British Sea Power steckt eine ganze Menge Inspiration. Der neue Longplayer der Engländer heißt „Valhalla Dancehall“, sein Cover verweist mit einem scheuenden dreibeinigen Pferd auch auf den tschechischen Autor Bohumil Hrabal. Krautrock-Elemente und Electro-Pop erweitern das Repertoire. „Wie wird da erst die nächste Tour?“ fragt sich Thomas Backs.

Ein Albumtitel kann viele Erwartungen wecken, „Valhalla Dancehall“ lässt mit der Kombination von nordischer Mythologie und jamaikanischen Klängen eine ganze Menge Schlüsse zu. Vorab erfreuten die Engländer von British Sea Power mit der ziemlich experimentellen „Zeus EP“. Und online erklangen zuletzt die elektronischen Beats des fröhlichen Ohrwurms „Living Is So Easy“. Wer nun den Nachfolger von „Do You Like Rock Music?“ (2008) auflegt, hört ein Sextett, das seinen ganz eigenen Weg mit den Brüdern und Songwritern Yan und Hamilton Wilkinson fortsetzt. Und liebend gerne in epischer Breite mit einem großen Zitatenschatz aus Indierock, Literatur und Weltgeschichte spielt. Yan Wilkinsons Lyrics bleiben dabei eine Klasse für sich. „Well oh my god did she look cute/ At the Dame Vera clay pigeon shoot” heißt es etwa zu den Disco-Klängen eben jenes „Living Is So Easy“, die musikalisch ins Frühstücksradio passen und lyrisch oftmals bissige Ironie verbreiten. Auszug: „Everyone/ the Wessies and the Ossies/ Everyone/ is going to the party“.

Post-Punk trifft Krautrock

„Living Is So Easy“ ist ein Hit für die Massen und ein kleiner Exot auf diesem erneut von Graham Sutton produzierten Werk. Gitarren – in epischer Breite oder als typische BSP-Rocker – bestimmen natürlich auch Album Nummer 5 seit 2003, den Soundtrack zum „Man of Aran“ mitgezählt. Echos des eigenen Schaffens klingen im Opener „Who’s In Control“ (Lyrischer Auszug: „I’m a big fan of the local library/ I just read a book/ but that’s another story“), auch Temponummern wie „We Are Sound“ und „Stunde Null“ variieren bekannte Rhythmen und Riffs. „Stunde Null“? Genau. Wieder einmal lassen die Engländer ihre Begeisterung für Geschichtsthemen und die deutsche Sprache erklingen. Manchmal, da wünscht sich der Hörer, dass „Valhalla Dancehall“ öfter so rau und ungeschliffen klänge wie an dieser Stelle – und wie damals, auf dem Erstling „The Decline Of British Sea Power“. Verständlich aber, dass die Musiker hier nicht stehen geblieben sind und sich weiterentwickeln. Sehr schön: Das Album knüpft mit „Mongk II“ an ein Highlight der „Zeus EP“ an. Diese hatte der Sechser als Experimentierfeld genutzt. Und eben auch den Krautrock für sich entdeckt. Mit „Cleaning Out The Rooms“ ist zudem ein Song von Hamilton Wilkinson auf beiden Tonträgern enthalten. Der Bassist ist bei BSP der Mann für die Tiefen und die epische Breite. Die bekommt er mit den mehr als elf Minuten von „Once More Now“ auch auf diesem Werk. Besonders effektvoll klingen seine Songs mit den Streichern der Violinistin Abi Fry, mittlerweile festes Bandmitglied.

Eingespielt wurde „Valhalla Dancehall“ auf der Isle of Sky und in East Sussex. Live treten Yan, Hamilton und Co. gerne und oft an eher exotischen Orten auf. Einsame Inseln und Wälder gehörten wie die Chinesische Mauer bereits dazu. Die Zeiten der Militäruniformen und Pauken, sie sind auf der Bühne lange vorbei. Die nächste Tour durch deutsche Clubs kommt bestimmt. Das Experiment ‚Post-Punk trifft Krautrock‘, es verspricht ein ganz besonderes Vergnügen.

Thomas Backs

British Sea Power: Valhalla Dancehall. Rough Trade.
Zur Webseite der Band.

Ein Albumtitel kann viele Erwartungen wecken, „Valhalla Dancehall“ lässt mit der Kombination von nordischer Mythologie und jamaikanischen Klängen eine ganze Menge Schlüsse zu. Vorab erfreuten die Engländer von British Sea Power mit der ziemlich experimentellen „Zeus EP“. Und online erklangen zuletzt die elektronischen Beats des fröhlichen Ohrwurms „Living Is So Easy“. Wer nun den Nachfolger von „Do You Like Rock Music?“ (2008) auflegt, hört ein Sextett, das seinen ganz eigenen Weg mit den Brüdern und Songwritern Yan und Hamilton Wilkinson fortsetzt. Und liebend gerne in epischer Breite mit einem großen Zitatenschatz aus Indierock, Literatur und Weltgeschichte spielt. Yan Wilkinsons Lyrics bleiben dabei eine Klasse für sich. „Well oh my god did she look cute/ At the Dame Vera clay pigeon shoot” heißt es etwa zu den Disco-Klängen eben jenes „Living Is So Easy“, die musikalisch ins Frühstücksradio passen und lyrisch oftmals bissige Ironie verbreiten. Auszug: „Everyone/ the Wessies and the Ossies/ Everyone/ is going to the party“.

Post-Punk trifft Krautrock

„Living Is So Easy“ ist ein Hit für die Massen und ein kleiner Exot auf diesem erneut von Graham Sutton produzierten Werk. Gitarren – in epischer Breite oder als typische BSP-Rocker – bestimmen natürlich auch Album Nummer 5 seit 2003, den Soundtrack zum „Man of Aran“ mitgezählt. Echos des eigenen Schaffens klingen im Opener „Who’s In Control“ (Lyrischer Auszug: „I’m a big fan of the local library/ I just read a book/ but that’s another story“), auch Temponummern wie „We Are Sound“ und „Stunde Null“ variieren bekannte Rhythmen und Riffs. „Stunde Null“? Genau. Wieder einmal lassen die Engländer ihre Begeisterung für Geschichtsthemen und die deutsche Sprache erklingen. Manchmal, da wünscht sich der Hörer, dass „Valhalla Dancehall“ öfter so rau und ungeschliffen klänge wie an dieser Stelle – und wie damals, auf dem Erstling „The Decline Of British Sea Power“. Verständlich aber, dass die Musiker hier nicht stehen geblieben sind und sich weiterentwickeln. Sehr schön: Das Album knüpft mit „Mongk II“ an ein Highlight der „Zeus EP“ an. Diese hatte der Sechser als Experimentierfeld genutzt. Und eben auch den Krautrock für sich entdeckt. Mit „Cleaning Out The Rooms“ ist zudem ein Song von Hamilton Wilkinson auf beiden Tonträgern enthalten. Der Bassist ist bei BSP der Mann für die Tiefen und die epische Breite. Die bekommt er mit den mehr als elf Minuten von „Once More Now“ auch auf diesem Werk. Besonders effektvoll klingen seine Songs mit den Streichern der Violinistin Abi Fry, mittlerweile festes Bandmitglied.

Eingespielt wurde „Valhalla Dancehall“ auf der Isle of Sky und in East Sussex. Live treten Yan, Hamilton und Co. gerne und oft an eher exotischen Orten auf. Einsame Inseln und Wälder gehörten wie die Chinesische Mauer bereits dazu. Die Zeiten der Militäruniformen und Pauken, sie sind auf der Bühne lange vorbei. Die nächste Tour durch deutsche Clubs kommt bestimmt. Das Experiment ‚Post-Punk trifft Krautrock‘, es verspricht ein ganz besonderes Vergnügen.

Thomas Backs

British Sea Power: Valhalla Dancehall. Rough Trade.

www.britishseapower.co.uk