Christina Mohr und Thomas Wörtche haben die neuen Alben von Duffy und Parov Stelar gehört – mit unterschiedlichem Ergebnis…
Tafelmusik
Eigentlich ganz einfach – da greift bestens ineinander, was fluppt und was Marcis Füreder alias Parov Stelar zusammenfügt: die wie der berühmte geölte Blitz flitzenden Electrobeats plus ein bisschen Bass’n’Drum und der per se schon leicht mechanistische swing der gleichnamigen Ära. Dazu ein paar Einschüsse aus der Jazzmanouche, klassische Klarinettenbreaks der Benny-Goodman-Schule, growlende Trompeten aus den Klangdschungelwelten von Duke Ellington und strahlende Bläsersätze aus dem Geiste der einschlägigen Big Bands. Ein paar nette Stimmfetzen, à la mode elektronisch modifiziert und das Hintergrundklicken des Steps als rhythmische Kleinsteffekte. Doch, das alles passt bestens zusammen, wie mit akustischem Flutschi geschmiert. Perfekte, manchmal gar elegante Musik für Cocktail, Lounge oder Diner. Tafelmusik, schon fast im barocken und damit besten Sinn, Georg Philipp Telemann today… Cool…
Thomas Wörtche
Parov Stelar: The Paris Swingbox EP. Etage Noir Recordings.
www.parovstelar.com
Weichgespült, beliebig
Diese Konstellation klingt obskur: Altstar Albert Hammond („It Never Rains In Southern California“) schreibt Songs für Neo-Soul-Sängerin Duffy, vertont wird das Ganze von den HipHop-Legenden The Roots. Leider geht die Rechnung für Duffys zweites Album „Endlessly“ überhaupt nicht auf. Wer ihre Hits „Mercy“ und „Warwick Avenue“ mochte, wird enttäuscht sein, denn es gibt nichts Vergleichbares auf Platte Nummer zwei. Und wer sich einen musikalischen Kurswechsel für Duffy erhoffte, wird ebenso enttäuscht, denn der 66-jährige Hammond ist nicht gerade ein Avantgardist. Er komponierte zwar tanzbare, elektronisch angehauchte Songs wie „My Boy“ für Duffy, die aber ungefähr so frisch und zeitgemäß rüberkommen wie der Dorfdiscosound von Baccara und Luv‘ anno 1978. „Well Well Well“ klingt wie eine weichgespülte Version von Snaps „The Power“, „Lovestruck“ ist eine unfassbar behäbige Tanznummer, völlig unpassend für die 26-jährige Waliserin. Die Beteiligung von The Roots ist kaum herauszuhören, die Band bleibt beliebige Begleitung. Besser gelungen sind nostalgische Soulballaden wie „Don’t Forsake Me“ oder „Too Hurt To Dance“, die wiederum Duffys zuweilen recht quietschige Stimme ungnädig bloßlegen… Über „Endlessly“ gibt es so gut wie nichts Positives zu sagen, außer dass es nur 34 Minuten dauert. „Endlessly“ präsentiert eine Sängerin am Scheideweg: beim nächsten Album muss Duffy Profil zeigen, sonst war’s das mit ihrer Karriere. Als musikalischen Partner sollte sie sich lieber an Hammonds Sohn Albert Jr. halten: dieser ist Gitarrist bei den Strokes.
Christina Mohr
Duffy: Endlessly. Polydor (Universal).
www.iamduffy.com