Geschrieben am 1. Juni 2011 von für Musikmag

Blitzbeats

Bachelorette: ditoFlirrend, schwirrend, surreal

– Gibt man den Begriff „Bachelorette“ in die Internet-Suchmaschine ein, landet man auf schrecklichen Seiten, die Junggesellinnenparties oder überflüssige TV-Serien ankündigen. Mit der Musik der aus Neuseeland stammenden und inzwischen an der US-amerikanischen Ostküste lebenden Annabel Alpers alias Bachelorette hat das alles – zum Glück – nichts zu tun. Wer in den vergangenen Jahren ein Konzert von Bachelorette besucht hat, wird das nicht vergessen haben: Alpers führt mit drei CRT-Monitoren, synchronisierten und live gesungenen Vocals eine elektronisch-psychedelische Performance auf, die sich mit Laurie Anderson messen kann. Mit ihrem dritten Album hat sie ihren ganz persönlichen Sound gefunden: flirrend, schwirrend, surreal, aber durchaus mit dieser Welt in Kontakt. „Blanket“ zum Beispiel ist ein clubtauglicher Dance-Track, mit „Digital Brain“, „Generous Spectre“ und dem drolligen „Not Entertainment“ verbeugt sie sich vor Elektro-Pionieren wie Kraftwerk. Bei dem gedämpft dramatischen „The Last Boat´s Leaving“ oder „The Light Seekers“ klingt Bachelorette wie Julee Cruise, die in einer fernen Galaxie auf Phil Spector und die Shangri-La´s trifft. Minimalistische Folk-Elemente werden außerdem eingewoben; ein bisschen spooky und seltsam, aber sehr berückend. Dass Producer Nicholas Vernhes schon Animal Collective und Beach House abgemischt hat, mag einen zusätzlichen Hinweis darauf geben, wie man sich Bachelorettes Klangwelten vorstellen kann. Doch Worte können Bachelorettes Musik nur unzureichend beschreiben: Bachelorette muss man hören, fühlen und am besten auch sehen. (CM)

Bachelorette: dito. Souterrain Transmissions (Rough Trade).
Die Künstlerin bei Myspace sowie bei Facebook.

Eddie Roberts & The Fire Eaters: Burn!Hot ’n funky

Wow, die besten Herbie-Mann-Nummern ohne Herbie Mann, die besten Jeremy-Steig-Nummern ohne Jeremy Steig, die schönsten B3- und Saxophon-Nummern seit Jimmy Smith und Stanley Turrentine, die besten Maceo Parker-Dinger ohne Maceo Parker und so weiter, Sie wissen schon, wie´s geht. Kaum Coverversionen wie Hank Mobleys „Workout“, viel Eigenkompositionen von Mr. Eddie Roberts from Wales persönlich oder von Chip Wickham (dessen Flöte keinesfalls so einzigartig ist wie der Waschzettel dröhnt, sondern nachgerade gespenstisch verwechselbar ist, siehe oben). Taz Modi an der Orgel gibt wahlweise den Smith oder den Jack McDuff oder den Jimmy McGriff oder …. Aber: Das ist alles ganz und gar nicht böse gemeint, weil „Burn!“ ein richtig gutes, swingendes, groovendes und relaxtes Teil ist …. Hot´n funky, sozusagen. Große Klasse! Gute-Laune-Scheibe! So perfekt, dass man manchmal ein bisschen Zeitmaschinenfeeling kriegt – lediglich der Remix von „The Skunk“ ist ein klein wenig spacig. Aber das ist auch okay. (TW)

Eddie Roberts & The Fire Eaters: Burn! Leger (Soulfood).
Chip Wickham sowie Eddi Roberts bei Myspace.

Seasick Steve: You Can't Teach And Old Dog New TricksBeste roots

Wenn man Jack White von den White Stripes zu seinen Fans zählen kann, dann hat man es wohl geschafft. Obwohl Seasick Steve das natürlich kategorisch ablehnen und darauf verweisen würde, dass er außerdem niemals befreundet war mit Janis Joplin, Jodi Mitchell oder Kurt Cobain, auch wenn das immer mal wieder kolportiert wird. Trotzdem erscheint die neue Platte in den USA auf dem hauseigenen White-Label Third Man Records. Ist ja auch egal: so oder so macht dieser alte Haudegen (jetzt ist er Mitte 60) mit echter street credibility immer noch mit den besten Blues von hier nach Nashville, ganz abgesehen von seinen Ausflügen Richtung Country, Gospel und Kentucky Bluegrass, die er auf seinem neuen Album „You Can’t Teach And Old Dog New Tricks“ unternimmt. Und wie der Titel schon sagt: er erfindet sich Gott sei Dank nicht neu, sondern zieht seinen Stiefel durch. Dieses Mal sogar mit John Paul Jones (Led Zeppelin) am Bass. Bessere roots kann man für sein Geld nicht bekommen. Demnächst auch wieder auf den Bühnen Europas. (TM)

Seasick Steve: You Can’t Teach And Old Dog New Tricks. PIAS (Rough Trade).
Die Homepage des Künstlers. Seasick Steve bei Facebook und Myspace.