Geschrieben am 13. August 2014 von für Musikmag

Blitzbeats

Neue Platten von und mit Eno/Hyde, José James und einer Compilation des frühen schwarzen Rock’n’Roll, gehört von Tina Manske.

enohyde_highlifeEno/Hyde: High Life

Bereits wenige Wochen nach ihrem von Kritik und Publikum sehr wohlwollend aufgenommenen Album „Someday World“ erscheint nun Brian Enos und Karl Hydes nächste Zusammenarbeit unter dem Titel „High Life“. Mehr als beim Vorgänger besinnen sich die beiden Superstars dabei auf den Minimalismus und die repetitiven Muster, wie Philipp Glass und Steve Reich sie geprägt haben, sowie auf Funkbilder und Afrobeat à la Fela Kuti. Nicht die schlechteste Mischung, fürwahr. „High Life“ taugt so für den Dancefloor ebenso wie für die Kopfhörermeditation zwischendurch und sorgt bei beiden Gelegenheiten für freudige Höhepunkte, auch im Zusammenspiel der Titel.

Man höre nur das mitreißende „DBF“, das wunderbar vom ruhigeren „Time To Waste It“ aufgefangen wird. Und das neun Minuten dauernde „Return“, das die Platte eröffnet, badet im repetitiven Minimalismus seines Gitarrensounds, dessen diverse Schichten wiederum auch „Lilac“ zu einem weiteren Höhepunkt machen. Die Doppel-Gatefold-LP erscheint zwar erst Ende des Monats, kann aber bereits jetzt vorbestellt werden, zusammen mit dem Download.

Brian Eno/Karl Hyde: High Life. Warp (Rough Trade). Zur Homepage.

josejames_whileyouweresleepingJosé James: While You Were Sleeping

Das neue Album von Jazz-Überflieger José James knüpft nahtlos an seinen Erfolg mit „No Beginning No End“ vom letzten Jahr an. Damals war hier zu lesen, dass man James nur beneiden könne ob seiner Lockerheit. Das lässt sich für dieses Mal unterstreichen. Auch „While You Were Sleeping“ bedient sich frisch und fröhlich bei Jazz, R&B und Soul gesprenkelt mit sinnvoll eingesetzten elektronischen Elementen. „U R The 1“ überzeugt mit einem herrlich verschleppten Rhythmus, der ständig halb über sich selbst zu fallen scheint, aber bis zum Ende aufrecht bleibt. Überhaupt ist das Schlagwerk von solcher Punktgenauigkeit, dass man direkt an Jaki Liebezeit denken muss. „Anywhere U Go“ verbindet die Dringlichkeit der Nine Inch Nails mit einer anrührenden Sensibilität. James‘ Songwriting ist dabei von beeindruckender Stärke.

Über allem steht aber seine Stimme, die das Falsett ebenso beherrscht wie die dunkleren Töne. „Dieses Album bietet eine Synthese von allem, was ich an Musik liebe. Ich mag zeitgenössische Künstler wie Frank Ocean, James Blake und Junip, aber auch Bands wie Nirvana und Radiohead“, sagt James, und so abwechslungsreich klingt die Platte auch. Meisterstück aber ist das zurückgenommene „Bodhisattva“ mit seinem leisen, nur gesummten und von einer Synthiespur begleiteten, aber überwältigenden Refrain. Unbedingt anhören!

José James: While You Were Sleeping. Blue Note (Universal).

various_pleasedontfreezeVarious: Please Don’t Freeze

Da ja bekanntlich aller guten Dinge drei sind, gibt es nach „Roll Your Moneymaker“ und „I Smell A Rat“ nun die dritte Lieferung des „Early Black Rock’n’Roll“ bei Trikont. Wie schon die Vorgänger legt auch diese tolle Compilation den Schwerpunkt auf die düstere Seite der rohen schwarzen Vorläufer des Rock’n’Roll, die sich gern auf moralisch zweifelhafte Themen konzentrierten und noch sehr beeinflusst waren vom dreckigen, roughen Blues. Überraschungen gibt es zuhauf: dass beim Opener „I Idolize You“ Ike & Tina Turner zu hören sind, darauf kommt man nicht so leicht.

Weitere beitragende Musiker sind u. a. Bo Diddley, Titus Turner, John Lee Hooker, Muddy Waters und Howlin‘ Wolf. Das Verhältnis der Geschlechter ist vorherrschendes Thema – Sexualität, Betrug, die Suche nach einem besseren Leben. Dabei ist die Sprache angelehnt an die wenig sentimentale orale Tradition der schwarzen Bevölkerung, bei der nicht lange um den heißen Brei herumgeredet wird. Herausgeber Jonathan Fischer, der die gesamte Trikont-Reihe zur „Black Radical Music“ kuratiert, hat auch in diesem Fall wieder kenntnisreiche Linernotes beigesteuert.

Various: Please Don’t Freeze. Early Black Rock’n’Roll III. Trikont (Indigo).

Tina Manske

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