Geschrieben am 23. Oktober 2013 von für Musikmag

Bill Callahan: Dream River

billcallahan_dreamriverSongwriting als innere und äußere Kartographie

– Kartograph von Emotionalem in seinem ureigen speziellen Songwriterkosmos ist Bill Callahan schon immer. Unterwegs auf durchaus auch intellektuellen Wegen ist er dabei musikalisch mal ausgeprägter romantizistisch und lieblich, mal etwas ruppiger und gradliniger. Oft findet man ihn im Melancholischen, nicht selten im Naturalistischen. Diesmal, auf „Dream River“, in ausgewählter Leichtigkeit. Musikalisch wird er da eine gute Spur zu verspielt. Weniger ist bei ihm oft mehr. Und diesmal ist er wieder mal mehr in Arrangements eingetaucht, als es eigentlich gut für ihn wäre.

Zwar stürzt Callahan nie ganz ab in zu eingängig hübsche Songs. Er besitzt einfach Substanz, die ihn vor sowas bewahrt. Aber er scheint es sich wohl mit „Dream River“ zu leicht gemacht zu haben. So wirkt es stellenweise. Ganz exquisit ist es leider nicht geraten. Mehr entschiedene Kargheit täte gut. Wie zu manchen Zeiten von Smog, dem Vorgänger-Langzeitprojekt mit bisher nun vier Soloalben.

Aber starke Momente gibt es auch diesmal natürlich. Sie sind eigentlich gar nicht allzu rar. Wie bei „Ride My Arrow“. Und auch Songs wie „The Sing“ und „Winter Road“ können mit allem versöhnen und überzeugen. Und zwar in guter Songwritertradition. Die Geige als ergänzende Instrumentierung ist jedenfalls das weitaus Bessere als die Querflöte, die teils fast nervt. Schön und gut, das reicht im Fall Bill Callahan nun einmal nicht. So geht die Qualität von „Dream River“ nicht immer ganz ins Exzellente. Ist aber eine einigermaßen wohltuende musikalische Songwritingsache. Balsam für die einen oder anderen Überstrapaziertheiten und Musik für ein Stündchen Zurückgelehntheit. Nachmittäglich Kontemplatives. Zwielichtig Verhaltenes bis fein Erlesenes. Und einfach ignorieren, dass die Arrangements gelegentlich gerade am Kitsch vorbeischrammen…

Tina Karolina Stauner

Bill Callahan: Dream River. Drag City.

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