„Neue Weltliteratur und der Globale Süden“
– Wenn wir die Globen in den Schulen, die Karte in der Tagesschau, die Maps von Google-Earth auf den Kopf stellten, was würden sie uns erzählen? Dass es auf dem Planeten kein Oben und Unten, kein Zentrum und keine Peripherie gibt, aber unterschiedliche Perspektiven auf die Welt.
Am 22. und 23. Januar 2016 lädt Litprom – der Verein zur Förderung der Literatur aus Afrika, Asien und Lateinamerika – Sie zu den fünften Literaturtagen im Literaturhaus Frankfurt ein. Mit Podiumsdiskussionen, Workshops, Performances und Lesungen wollen wir die neuesten Bewegungen in der Weltliteratur des globalen Südens erkunden.
Knapp ein halbes Jahrhundert nach dem Ende des Kolonialismus und 25 Jahr nach dem Mauerfall haben sich in einem multipolaren 21. Jahrhundert die Bewegungen von Gütern, Ideen und Menschen über den ganzen Globus hin intensiviert – und die Literatur ist dabei keine Ausnahme. Von Rio bis Lagos und Neu Delhi entsteht eine neue Weltliteratur, die sich nicht mehr automatisch in Anlehnung oder Abgrenzung an Europa ausrichtet, es sei denn eingedenk jenes Satz von Goethe, wonach die „Poesie eine Gemeingut aller Menschen“ ist.
Die neue Weltliteratur ist geprägt von Transiträumen, kosmopolitem Weltbürgertum, hybriden Kulturen und ästhetischer Vielstimmigkeit. Sie bietet uns die Möglichkeit an, uns selbst kopfstehen zu sehen, und integriert alle künstlerisch relevanten Perspektiven als Teil eines großen, chaotischen aber produktiven Geflechts.
Die Frankfurter Literaturtage 2016 nehmen die Herausforderung, Weltliteratur in einer multipolaren Welt neu zu erzählen, auf. Wir knüpfen Gespräche zwischen geographisch weit entfernten aber ästhetisch überschneidenden Positionen im globalen Süden, suchen neben dem Vereinenden auch bewusst das Entzweiend und entdecken die Weltliteratur neue als Brückenschlag über Kontinente und Ozeane hinweg.
Um Goethes Gemeingut neu zu erkunden haben wir relevante Autorinnen und Autoren aus Afrika, Asien und Lateinamerika, sowie europäische Vertreter einer kosmopoliten Weltliteratur nach Frankfurt eingeladen.
Mit dabei sind Priya Basil (England/Kenia), Luiz Ruffato (Brasilien), Ilija Trojanow (Deutschland/Bulgarien), Patrick Chamoiseau (Martinique), Amanda Lee Koe (Singapur), Jamal Mahjoub (England/Sudan), Mukoma wa Ngugi (Kenia/USA), Abdulrazak Gurnah (Tansania/England), José Eduardo Agualusa (Angola/Portugal) und Marc Nair (Singapur).
Das detaillierte Programm finden Sie hier.
Achim Stanislawski
Achim Stanislawski, geb. 1981, ist Literaturkritiker und Übersetzer und kuratierte die Literaturtage 2016.