Geschrieben am 28. September 2011 von für Film/Fernsehen, Litmag

Spotlight: „Prominent“ auf VOX

Das Geheimnis der Constanze Rick

– Heute in Spotlight, der TV-Kritik des CULTurMAG: Die VOX-Sendung „Prominent“, angeschaut von Frank Göhre.

Sie kommt ins Bild. Sie ist immer top gekleidet, mit Kostüm oder mit Rock und Pullover. Sie stöckelt heran und für einen Moment ist sie in voller Größe zu sehen. Das ist neu. Lange Zeit war sie eine Dame ohne Unterleib, mit dem Notebook auf einem Designersofa sitzend und „sinnierend die Hand an den Mund gelegt“ (Medienblogger Stefan Niggemeier).

Aus dem Off ist jetzt zu hören: „Herzlich willkommen. Mein Name ist Constanze Rick und man munkelt …“

Früher hieß es: … und das sind meine Themen.“

Es ist Montag, 20 Uhr. Es kann auch Dienstag, Mittwoch, Donnerstag oder Freitag sein, wenn um diese Zeit auf VOX Constanze Rick das Magazin „Prominent!“ moderiert. Aber was heißt hier moderiert? Constanze Rick ist zwar geheimnisvoll lächelnd im Bild, aber nie – wirklich nie – bewegt sie ihre Lippen. Das soll, nach Aussage der VOX-Chefredaktion, als Ausdruck ihrer Distanz zu den eigenen Themen verstanden werden. Ironie also. Ach was? hätte Loriot gesagt. Die Wahrheit allerdings ist eine andere.

Constanze Rick ist in Bochum geboren und das zu einer Zeit, als der schon damals Nachlass auf alles fordernde Kurt Biedenkopf Rektor der in diesen Jahren aus dem Boden gestampften Ruhr-Universität war. Die Scham darüber aber kann allein nicht dazu geführt haben, später vor der Kamera beharrlich die Klappe zu halten. Andere prominente Bochumer und in Bochum aufgewachsene wie Otto Schily, Herbert Grönemeyer, Gudrun Landgrebe, Ralf Richter und die Autoren Frank Goosen und Wolfgang Welt haben die Ära Biedenkopf  und ihre Spätfolgen ohne eine solche Macke überstanden, einige haben sich sogar zu wahren Schwadroneuren und Plaudertäschchen entwickelt. Nein, dem Geheimnis der Constanze Rick kommt man nur auf die Spur, wenn man sich in Erinnerung ruft, was 2010 im RTL-„Dschungelcamp“ geschah.

Da trat neben den potentiellen und späteren Dauergästen bei „Prominent“ – u.a. Gitta Saxx, 45, das „Playmate des Jahrhunderts“, Katy Karrenburger, 48, hoch verschuldete ehemalige „Hinter Gitter“-Darstellerin, Indira Weis, 31, angeblich Schauspielerin und Sängerin deutsch-indischer Herkunft und der vermutlich hundertpro schwule Boy Group Aktivist Jay Khan, 28 – mit denen also trat auch das aus dem Bochumer Stadtteil Linden stammende Model Sarah Knappik, 25, ihren Job als Maden und Schleim verzehrender „Star“ an.

Und dieser „Star“ sprach so:  „Boah ey, ich hab echt Angst, was zu sagen. Ich bin als Arschlochkind geboren, voll krass ey, der eine wird verloren gegangen, der andere ist so gewachsen, verstehze? Da kannze nix dran ändern, wenn de hübsch bis ey, biste eben dumm, abba hömma, ich bin nicht operiert, ich bin natürlich ey, an meinem Körper ist alles für umsonst.“

Diesen – und das ist der einzig logische Schluss – diesen eigentlich erfrischenden Sound der Ruhrgebietsstraßen hat eben auch Constanze Rick drauf und schafft es einfach nicht, ihn loszuwerden. Einzig und allein deshalb kann und will man sie bei VOX, dem Sender der RTL Group, nicht live und vor allem nicht frei vor der Kamera moderieren lassen. Denn das würde sich womöglich so anhören: „Ey, ich bin die Conny aus Bochum und ich sach euch, die Effenbergers, boah, die aufm Oktoberfest – Hölle. Sie voll geil mit die dicken Titten raus und er mit sein Rüssel innen Maßkrug rein, echt ey. Hier die Bilder …“

Nein, nein, das darf und wird bei einer „Moderatorin“, die inzwischen sogar auf den Straßen im Umkreis des Kölner Doms erkannt und aus Respekt vor ihrer Prominenz weder gegrüßt noch mit Fragen nach dem nächsten „Promi-Brüller“ belästigt wird, nicht sein.

Und so bleibt es auch diese Woche dabei: „Zick und Zoff und das unter Männern. So was gibt’s wohl nur auf dem Oktoberfest. Und damit herzlich willkommen bei ‚Prominent’. Mein Name ist Constanze Rick und …“

Frank Göhre

Tags : , ,