In unserer Online-Galerie stellen wir in regelmäßigen Abständen Arbeiten interessanter Künstlerinnen und Künstler vor. In diesem Monat zeigen wir Ihnen Bilder der Malerin Jessica Halm.







Pompös, farbenprächtig und intensiv
Jessica Halm wurde 1977 in Hamburg geboren, wo sie auch lebt und arbeitet. Pompös, farbenprächtig und intensiv – so lassen sich die meisten Arbeiten der Künstlerin beschreiben. Die Stimmung, die dabei von den Gemälden Jessica Halms ausgeht, ist ambivalent. Die heroischen Frauenfiguren wirken stark und erhaben, sind in ihren merkwürdig schwebenden und instabilen Posen aber auch dem Betrachter ausgeliefert und somit verletzlich. Auch in der Pinselführung reicht die Spannweite der Ölgemälde von transparenten, hauchzarten Linien bis hin zur mehrfach bemalten und gespachtelten Leinwand. Detaillierte, feinste Striche liegen neben grob verlaufender Farbe.
Jessica Halms letzte Ausstellung „CHATEAU D´HALM“ (2010, im Westwerk in Hamburg – mehr dazu hier) folgte einem interessanten, symmetrischen Konzept. Zehn großformatigen weiblichen Porträts wurden zehn „Gestecke“ gegenübergestellt. Die Porträts wirken wie Inszenierungen aus einer mythologischen Welt. Die Figuren sind einerseits Superheroinnen und andererseits dem alltäglichen Umkreis der Künstlerin entnommen.
Auch die Faszination für die Hofmalerei und der damit einhergehenden Präsentation von Macht, Einfluss und Überfluss finden sich in den Malereien. Die weiblichen Wesen imponieren durch ihre physische Präsenz und schwebende Entrücktheit. Sie sind lebensgroß und halten Blickkontakt. Damit begegnen sie dem Betrachter ebenbürtig und sind ihm gleichzeitig ausgeliefert.
Barocke Mutanten
Die „Gestecke“ sind barocke, der Sprache von Stillleben nachempfundene Mutanten, die Einzug in die persönliche Welt des Chateaus der Künstlerin gefunden haben. Diese wie künstliche Wesenheiten anmutenden Dekorationen sind Ausgeburten zivilisatorischer Phänome und gesellschaftlicher Einflussnahme deren Fülle von Farben, Formen und Symbolen zahlreiche Deutungsebenen zulassen. Immer wieder ziehen sich glänzende Schleifenbänder durch Arrangements aus Federn, Haaren und Blumen. Besonders auffallend ist bei den ‚Gestecken’ stets ein streng auf Symmetrie durchkomponierter Bildaufbau. In der Farbgebung dominieren Qualitätskontraste: Neonleuchtendes Grün, Blau und Pink stehen matten und verwaschenen braun-grünen Tönen oder tiefem Schwarz gegenüber.
In ihrem Aufbau greifen sie das Konzept der Symmetrie auf, die in der menschlichen Wahrnehmung neurophysiologisch tief verankert ist und sich auch in der evolutionären Entwicklung bei den meisten lebenden Organismen wiederfindet.
Dem „CHATEAU D’ HALM“ ist nicht zu entkommen!
Es ist bunt und schrill,
zart und schwülstig,
schön und häßlich,
liebevoll und böse zugleich.