Geschrieben am 7. September 2011 von für Litmag

Gedicht

THE ELVIS:

Schade Elvis
daß die ausklingende Platte
jetzt gesprungen ist
abrupt
bei der 42. Rille
Es war immer noch gut
deine Stimme zu hören
bis zuletzt

Da war die Jugend
wieder da
die Selbstgewißheit
scheu und maulfaul
im schief heraufgezogenen Lächeln
die dunkle Strähne
mal stirnwärts
mal fett hochgekämmt
übers Ohr
(bei uns nahm man Brisk)
mit dem schmutzigen Plastikkamm
aus der Gesäßtasche
der schlenkernde Gang
der Hüftschwung
und whoooOOO!
da waren wir
unheimlich
stark
der Sound von dir
war noch ganz unser
wie der Blick von unten
den der James so gut konnte

Da waren wir dran
und bei uns gab es kein Vietnam
kein Ami go home
oder so
im jailhouse wurde gerockt
und statt Hasch-Plätzchen zu naschen
klemmten wir uns Kaugummi
hinter die Zähne
und wurden high
von Toodi froodi

Lonely boys
waren wir mit dir
und stark
und so schöne blue shoes
an der Ecke
beim verklemmten date
mit den Zähnen
in ihren toupierten Fähnchen
kleine brave Teufel in disguise
(die Frauen
liefen noch nicht
weg von uns)

Schade Elvis
daß wir uns
mit dir
überholt haben
Aber sing mal dagegen an
selbst du
selbst mit deinem besten Song
Jetzt
mit deinem Abtritt
ist das alles
unwiderruflich
von gestern

Michael Zeller

Das Gedicht entstand an Elvis‘ Todestag im August vor 24 Jahren und wurde gerade bei Reclam in der Sammlung von Musikgedichten „Die Welt hebt an zu singen“ neu veröffentlicht. Zur Webseite von Michael Zeller geht es hier.

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