Geschrieben am 8. Dezember 2010 von für Kunst, Litmag, Online-Galerie

Online-Galerie (1): Dieter Glasmacher

In unserer Online-Galerie stellen wir Ihnen in regelmäßigen Abständen Arbeiten interessanter Künstlerinnen und Künstler vor. Zum Auftakt zeigen wir Ihnen fünf Bilder des Malers Dieter Glasmacher.

Oral History. Verschiedene Materialien auf Holz. 200 x 150 cm

Fehlversuch. Acryl auf Holz. 200 x 150 cm

Verzerrter Blick. Acryl auf Holz. 200 x 150 cm

Wer spricht kriegt Licht. Acryl auf Holz. 200 x 150 cm

Expecto Eso. Acryl auf Holz. 200 x 150 cm

Ein erzählender Maler

Dieter Glasmacher wurde 1940 in Krefeld geboren und lebt heute in der Nähe von Hamburg. Beeinflusst von der klassischen Moderne, gerade dem Dadaismus, und Strömungen zeitgenössischer Kunst wie Art Brut und Pop Art, hat Glasmacher in vielen Schaffensjahren eine sehr eigenständige Position und eine lebendige, originelle Bildwelt entwickelt. Auch Comic- und Graffitikunst sind in den Arbeiten sichtbar, ebenso wie die „Geheimspuren“ des öffentlichen Raums,  Worte und Kritzeleien, wie man sie in Pissoirs, an Bushaltestellen oder Häuserwänden findet.

Die Vorstellung einer Wandfläche ist von zentraler Bedeutung: So kommen seine Arbeiten meistens ohne große Perspektive aus. Untergrund, montierte Gegenstände, Schriften und Figuren stehen gleichberechtigt nebeneinander. Dieses additive Verfahren erlaubt eine große Freiheit und einen enormen Assoziationsreichtum – beim Malen und beim Betrachten. „Ein Bild ist nie fertig und sollte immer weiter malbar sein“, sagt Glasmacher, so wie auch an Pissoir- oder Häuserwänden ständige Veränderung möglich ist, durch Ergänzung und Übermalung.

„Wenn man einen Film nacherzählt, ist auch das erste Bild nicht mehr am Anfang und das letzte am Ende, sondern man erzählt sprunghaft, fragmentarisch, nicht-linear. Und so male ich meine Bilder.“

Der Vergleich mit einem Film ist sehr bewusst gewählt, denn Glasmachers Arbeitsprinzip, unterschiedlichste Inhalte nebeneinander oder kurz nacheinander zu präsentieren, ist den Massenmedien entliehen. Doch wo Zeitungen, Zeitschriften, Fernsehkanäle oder das Internet oft abgeschliffene, barrierefreie, zum leichten Konsum aufbereitete Häppchen anbieten, spürt Glasmacher der archaischen Kraft von (Medien)Themen und (Medien)Bildern nach. Mit subversivem Witz und kräftigen Farben erzählt der Künstler roh und ungestüm von einer im Kern deformierten (Medien)Wirklichkeit.

Glasmachers Kunst ist weit entfernt von einem bildungsbürgerlichen Kanon der Erbauung. Aber wer sich einlässt auf die Bilder, dem bieten die reichhaltigen Assoziationsketten humorvolle Kommentare zur Gegenwart und einen wachen  und bunten Blick auf die Welt.

Weitere Bilder von Dieter Glasmacher sehen Sie hier und hier. Die Homepage des Künstlers finden Sie hier.