Geschrieben am 3. Mai 2016 von für Kolumnen und Themen, Litmag

Kolumne: Der Monat in Toren. Ein Fußballrückblick

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Mara Brauns Fußball-Highlights des Monats.

Mann der Stunde

Am Tag, nach dem Jürgen Klopp mit Liverpool seine alte Liebe Borussia Dortmund aus dem europäischen Wettbewerb gekegelt hatte, erklärte ein Journalist im Radio, der späte Sieg habe mit dem Trainer nichts zu tun, sondern sei der Magie der Anfield Road und dieses besonderen Vereins geschuldet. Selten so gelacht. Nicht etwa, dass ich besagter Heimspielstätte oder dem englischen Club die Magie absprechen wollte, und ja, wer nach 0:3-Rückstand im Finale der Champions League den Pott noch holt, hat definitiv auch eine Standleitung zum Fußballgott. Aber die letzten Minuten dieser Partie waren einfach Klopp pur. Und so sehr ich der Borussia und Thomas Tuchel den Titel gegönnt hätte – ich bin sicher, in jeder anderen Konstellation wäre der definitiv nach Dortmund gegangen – es war mir in den letzten Minuten dieser Partie unmöglich, nicht zu Jürgen Klopp zu halten. Wenn der unter Hochspannung die Seitenlinie umgräbt, ist es, als sei er immer noch Trainer in Mainz, als ginge es wieder um den Aufstieg, den Nicht-Abstieg, die Abschiedsverhinderung. Wer diese Zeit mit den 05ern erlebt hat, trägt Kloppo auf ewig in seiner Fußball-DNA umher. Und weiß, der Mann ist die Personifizierung von „Aller guten Dinge sind 3“, weshalb ich mir um das Halbfinale gegen den FC Villarreal am Donnerstag trotz deren Last-Minute-Sieg im Hinspiel keine Sorgen machen

Ratlosigkeit der Stunde

Es muss schon einiges passieren, damit Thomas Müller das Lachen vergeht. Der Spieler, auf den sich sämtliche Fans im positiven Sinne einigen können, den selbst die ärgsten Rivalen der Bayern einfach gern haben müssen und der so angenehm aus der Nivea-Norm vieler Kollegen sowohl beim FC Bayern als auch in der Nationalmannschaft fällt, konnte am Wochenende den abermaligen Punkteverlust seines Teams gegen die Borussia aus Mönchengladbach nicht so recht einordnen. Wobei ihn weniger die zwei verpassten Zähler im ohnehin seit Monaten entschiedenen Meisterschaftskampf zu schaffen machten, als das Rätsel, wohin die Überform der Mannschaft verschwunden ist. Mein Tipp, die Bayern werden sie bis heute Abend nicht wiedergefunden haben und zum dritten Mal in Folge im Halbfinale der Champions League an einem spanischen Team scheitern. Sorry, Pep.

Gunst der Stunde

Lieber FC Nürnberg, vielen Dank für: nix. Da hat ein Team im Endspurt der Zweitligasaison die Chance, nicht nur selbst den Aufstieg vorzeitig klar zu machen, sondern als angenehmen Nebeneffekt noch den Brauseclub aus Leipzig auf den Relegationsplatz zu drücken, und zeigt dabei derartig übel Nerven. Wie schön für die Franken, dass auf den billigen Plätzen vier bis sechs zuletzt auch wenig zusammenlief, und man sich deshalb trotz der Niederlagenhäufung der letzten Wochen in der Relegation versuchen darf. Die Gelegenheit aber, Rangnick & Co. aus der Bundesliga fernzuhalten, wird sich so schnell nicht wieder bieten, fürchte ich. Schade.

Wortspiel der Stunde

Manche Werbeslogans heften sich so gnadenlos ans Unterbewusstsein, dass wir sie für den Rest unseres Lebens mit uns herumtragen. Auf das Wort „Fruchtzwerge“ wird ein Teil meines Gehirns, den ich nicht steuere, immer „So wichtig, wie ein kleines Steak“ entgegnen, und weil manchmal auch ein Bild genügt, um Assoziationen freizusetzen, flüstere ich „Mann, ist der Dickmann“, wenn jemand das Gesicht in einem Schaumkuss versenkt. Mittelprächtig irritiert bin ich darum jedes Mal, wenn bei Spielen von Bayer 04 Youngster Julian Brandt ausgerufen wird, weil mir die Stimme in meinem Kopf dann zuflüstert: „Macht leicht Appetit.“

Mara Braun

Mara Braun, geboren 1978 in Heidelberg, aufgewachsen im hessischen Odenwald mit einem Abstecher nach Mississippi, seit 1998 in Mainz am Rhein. Studium der Filmwissenschaft & Publizistik. Journalistin, Autorin, Fußballbegeisterte, Bücherwurm, Überzeugungstäterin. Im September 2013 erschien „111 Gründe, Mainz 05 zu lieben“ und am 15. Januar 2015 „111 Gründe, an die große Liebe zu glauben“ (beide Schwarzkopf & Schwarzkopf). Mara Braun bei Facebook, bei Twitter, im Blog.

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