Geschrieben am 15. Oktober 2014 von für Comic, Litmag

Katharina Greve: Hotel Hades

Buch-Cover-Katharina-Greve-Hotel-HadesHumorvolles Spiel mit Mythen und Traditionen

– Die Zeichnerin Katharina Greve ist für ihre trockenen, melancholischen Strips bekannt, in denen beispielsweise die uns umgebenden technischen Geräte urmenschliche Gefühle entwickeln. Ihr Strich ist klar, man erkennt einen Greve-Comic sofort. Spätestens nachdem sie in einem ihrer Panels den Rücktritt des Papstes vorhergesagt hat, ist Greve auch über die Grenzen der Graphic-Novel-Spezialisten hinaus einem breiteren Publikum bekannt.

Ihr neuestes Buch „Hotel Hades“ dreht sich um letzte Dinge (weshalb es in Onlineshops bereits als Ratgeber zum Thema Tod eingeordnet wurde – eine schöne Pointe). Die Schriftstellerin Martha, ihr jugendlicher Lover Florian sowie Peter, der Besitzer der Imbissbude, an der Martha und Florian Pommes zu sich nehmen, werden erschossen und landen im Hades. Peter hat Glück und wird als Koch angeheuert, doch Martha, die eigentlich eine VIP-Karte fürs Elysion hat, wird von Florian bestohlen, der sich an ihrer Stelle einen Platz in den himmlischen Gärten sichert. Peter, der den Betrug entlarvt, entschließt sich Martha zu helfen…

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Greve spielt auf vielen Ebenen mit den überlieferten Vorstellungen der mythologischen Götterwelt und findet dabei immer wieder schöne Wege, die Gegenwart des 21. Jahrhunderts hineinspielen zu lassen. Der Teufel sieht bei ihr aus wie ein heterosexueller Harald Glööckler, der seinem dreiköpfigen Hund natürlich Klunker und teure Designerklamotten kauft. Der Hades dagegen ist eine von Amtsschimmelhaftigkeit bürokratisierte Mega-City, die genauso fixiert auf Formulare und Prozesse ist wie die dunkelste deutsche Behörde. Und viele scheinbare Helden entpuppen sich im Elysion als Sesselpupser.

Wunderbar sind übrigens Greves Kalauer: „Wir sind wirklich tot, oder?“ – „Tja, damit müssen wir jetzt wohl leben“, heißt es einmal. Wie in der griechischen Tragödie taucht zwischen den Kapiteln immer wieder der Chor auf, doch der geplanten Probe kommt immer wieder etwas Neues zuvor – mal fehlt jemand, mal kann man sich nicht auf den richtigen Song einigen… „Wir haben nicht ewig Zeit.“ – „Naja… eigentlich schon.“

Wer hintergründigen Humor genauso liebt wie das Spiel mit literarischen Traditionen, der liegt mit „Hotel Hades“ bestimmt nicht falsch.

Tina Manske

Katharina Greve: Hotel Hades. Graphic Novel. Vierfarbig, Klappenbroschur. Egmont 2014. 120 Seiten. 19,99 Euro.

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