Slapstick und Tabu
– Neun Jahre hat der Diogenes Verlag gezögert, Arnon Grünbergs Roman „Der jüdische Messias“ im deutschen Sprachraum herauszugeben. Und das ist nicht so verwunderlich, denn der Autor scheint sich vorgenommen zu haben, die Schmerzgrenze seiner Leser noch weiter auszurecken. Tabubrüche gehören zu Grünbergs Markenzeichen, sicher, aber spätestens, wenn der Held der Geschichte illegal in einer Art Käselager von einem ungewaschenen jüdischen Quaksalbern beschnitten wird, stellen sich auch Hartgesottenen die Nackenhaare auf.
Mit einem Spiel aus Slapstick und Tabu untersucht Grünberg Anti- und Philosemitismus. In den Niederlanden wurde das Buch begeistert aufgenommen. In Deutschland ist die Reaktion bisher eher verhalten. „Interview Lounge“ – Mitarbeiterin Britta Behrendt traf Grünberg, der seit vielen Jahre in New York lebt, in seiner alten Heimat Amsterdam.
Britta Behrendt, Interview Lounge
Arnon Grünberg: Der jüdische Messias (De joodse Messias, 2004). Aus dem Niederländischen von Rainer Kersten. Diogenes Verlag 2013. 637 Seiten. 24,90 Euro.