Geschrieben am 30. März 2011 von für Litmag

Editorial, 30.03.2011

Liebes CULTurMAG-Publikum,

(Bööörps) – tschuldigung, aber die Magenbeschwerden nach der Echo-Verleihung, die wir natürlich wie alle anderen 12,5 % der deutschen Bevölkerung live im TV mitverfolgt haben, sind leider auch nach fast einer Woche immer noch nicht verschwunden. Wenn das tatsächlich ernst gemeint war, was da geboten wurde (Adoro in der Kategorie Rock/Pop national? Schauspieler-Darsteller Til Schweiger als Laudator? Keinerlei Koksnutten? Hallo?), dann sind wir doppelt froh, aus dieser Parallelwelt nur ab und an was mitzubekommen. Nämlich ziemlich genau einmal – (bööörps) – im Jahr, zur Echo-Verleihung, gottogottogott. Als Gegenmittel helfen erfahrungsgemäß reichlich zugeführte gute Musik und Literatur in hohen Dosen – oder unsere Beiträge dieser Woche.

Bunte-Bilder-gucken ist normalerweise ja ebenfalls ein gutes Heilmittel gegen Depressionen – es sei denn, man landet zufällig in der Gilbert & George-Ausstellung in den Hamburger Deichtorhallen. Peter Münder jedenfalls kam mit schlechter Laune wieder heraus.

Unser neuer Kolumnist Eric T. Hansen folgt einem allgemeinen Trend – und tritt zurück. Wir hoffen sehr, dass es sich bei der Übermittlung des Textes nur um einen Protokollfehler handelt, jedenfalls werden wir in den nächsten zwei Wochen hart daran arbeiten, ihn zu einem Comeback in den Kolumnisten-Betrieb zu bewegen.

Ansonsten ist für gute Laune reichlich gesorgt: Isabel Bogdan macht wieder Sachen, diesmal war sie im Casino und hat ganz mutig 20 Euro in Chips eingetauscht. Frank Göhre empfiehlt Sven Regeners Reise-Logbuch „Meine Jahre mit Hamburg-Heiner“, Carl Wilhelm Macke freut sich über den ersten Gedichtband des Romanautors John Burnside, der sich auch in seiner Lyrik als großer, starker Geschichtenerzähler erweist. Charlotte von Bausznern gefiel an Riad Sattoufs Comic „Meine Beschneidung“ am besten die Szene, in der die Hauptfigur verzagt seinem Penis hinterher winkt, der sich zum Abschied über die Reling eines Schiffes beugt. Und Frank Schorneck ist sehr angetan von Inger-Maria Mahlkes Debütroman „Silberfischchen“, der die Liebe in den Zeiten der Altersflecken beschreibt.

Christina Mohr hat sich über ein Buch über die angeblich besten Verhörer der Musikgeschichte geärgert und eine todsichere Quelle für originelle Verhörer gefunden, nämlich in Musik aus nicht englisch- und nicht deutschsprachigen Gefilden. Janine Andert wiederum singt along mit Noah and the Whale Songs in der Tradition von Band Aid & Co. und besuchte ein erhebendes Konzert der dänischen Band Efterklang in der Berliner Volksbühne. Jörg von Bilavsky hat auf die Meisterschaft gehofft, sieht The Human League mit ihrem neuen Album aber leider nur im oberen Mittelfeld. In den Blitzbeats widmen Jörg von Bilavsky, Tina Manske und Thomas Wörtche ihre Aufmerksamkeit neuen Platten von Hanna Hartman, Itchy Poopzkid, Julia Hülsmann Trio und Wolfram.

Dazu natürlich Stella Sinatras URknall, 1 Bild / 100 Worte und der Newsletter „Die literarische Woche“ mit unseren Radio- und Fernsehtipps, zusammengestellt von Joachim Leser. Viel Vergnügen beim Durchklicken wünschen Ihnen

Tina Manske und Jan Karsten

Abbildung: Riad Sattouf: Meine Beschneidung.