Geschrieben am 13. April 2015 von für Kolumnen und Themen, Litmag

David Gray über Ronja von Rönne, die „Welt“ und neoliberale Pseudonaivität

Es gibt in diesen Tagen im Netz wohl kaum Textchen, über die mehr geredet wird als über die „Welt“-Beiträge der Ronja von Rönne. Einige feiern sie, wir sind genervt von ihrer Masche des kalkuliert-gedankenentkernten Vorsichhinplapperns, inklusive nachgeschobener „Huch,-was-hab-ich-denn-da-geschrieben“-Spin-Offs und den Puppenspielereien der „Welt“-Redaktion. Pseudojournalistische Unfälle, bei denen man einfach nicht wegsehen kann. David Gray besichtigt die Unfallstelle.

welt_roenneKräuterteearoma am Kollwitzplatz

Ich hab über den ersten Artikel, den ich von Dir las, gelacht. Echt jetzt. Wirklich. Dann beschlich mich der Verdacht, Du meinst das so, wie es da in der „Welt“ stand. Jedes einzelne Wort. Ich fragte mich, wo ist die Ironie? Da war keine. Nix. Das haste so gemeint, Schönste. Genau so. Und ich wunderte mich.

Ich hab Dich dann auf Facebook besucht. Da war Dein Bild. Nette Pausbäckchen und Kussmund und so locker bedacht aufgetürmt aufgesteckte Haarmähne. Niedlich.

Der nächste Artikel, den ich von Dir las, war auch ganz gut geschrieben. Berlin-Mitte-Stilnote Eins. Über ein Thema, vor dem ich aus ganz persönlichen Gründen Respekt hab und das ich deswegen selbst nicht anrühre. Da gab’s dann so ’nen winzigen Shitstorm und eine sehr geschätzte Kollegin von mir hat Dir einen Text auf das Strickjackenlätzchen geknallt. Der kam bei ihr von Herzen. (Und hätte, ganz nebenbei, locker heftiger kommen können) Da hast Du Dich dann verteidigt und hast das auch gar nicht schlecht gemacht und bist dabei fast authentisch rüber gekommen.

Hat mich beeindruckt.

Weil, ich bin eben so, ich sehe Deine Zeitung einfach lieber in der einen Ecke und mich und so einige andere Menschen in einer anderen.

Ist blöd, ich weiß schon. Aber halt so ’n antrainierter Reflex und schwer zu überwinden. Doch da, bei dieser Gelegenheit, hab ich mich innerlich selbst getreten und dran erinnert, dass die Welt, selbst die Medienwelt, eben nicht nur schwarz und weiß ist und ich gefälligst dankbar sein sollte, mal wieder dran erinnert zu werden. Zumal einige Krimibesprechungen in Deiner Zeitung zu den besseren der Sparte gehören.

Und Du kannst ja flott schreiben. Du kriegst die Töne hin und die Kadenzen und die Längen und die Stimmungen. Das ist jetzt keine Selbstverständlichkeit.

Denn das Gerotze können sie alle, das ist Attitüde, und die haben sie in Hildesheim (und anderswo) allen bis zum Erbrechen unter die Näschen gerieben und in die Fingerchen trainiert. Doch Du rotzt ja nicht nur, du baust auch mal längere Sätze, und die klingen dann, wie gesagt, manchmal sogar echt.

Ich hab dann den ersten Artikel, den ich von Dir las, noch mal gelesen. Und den zweiten. Dann kam mir ’ne Deadline dazwischen. Wir leben im Kapitalismus. Money rules. All das. Zeit ist Frist und Frist deswegen auch Geld. Ich hab Dich und Deine Stücke wegen der Deadline ein bisschen aus den Augen verloren.

Aber wir sind ja auf Facebook verfreundet. Ich treib mich da herum, ich nutze das, ist halt ein Marketinginstrument und gibt dort auch Menschen, die ich mag, und an deren Leben ich gern teilhabe, so poliert und artifiziell und bemüht cool es da auch zugeht.

Ich konnte also den nächsten Artikel von Dir so richtig wirklich nicht vermeiden. Und da schreibst Du, dass Feminismus Dich als Frau anekelt. Hm. Ich, so als Mann, les das trotzdem. Schon aus Neugier. Der größte Teil Deines Textes ist so Gewölle à la „Mütter vom Kollwitzplatz“. Ansatzwitzig. Und halt wieder nicht einfach bloß hingerotzt, sondern schon gekonnt gebaut.

Du schreibst dort, wie Dich der „Emma“-Feminismus dazu verlockt, die Autorinnen aus lauter Mitleid in den Arm nehmen zu wollen. Das brauchen die. So naiv treuherzig-doof wie die in diese kalte, böse Welt hineinschreiben.

Ich hab da laut gelacht und fand das sogar über-ansatzwitzig.

Du erwähnst da auch, dass das Verfechten von Frauenrechten im Netz zur Performancekunst verkommen sei. Jetzt nicht ganz die Brüllermeinung, so rein vom Originalitätsfaktor her. Aber geht. Das lässt man so. Keiner streicht den Himmel immer gleich neu blau an.

Bisschen weiter unten kommt’s noch mal anders. Da rührste so richtig volle Hacke den Strudel in den honeygesüßten Biotee. Da suggerierst Du nämlich, dass es uncool sei und eigentlich allgemein verpönt, falls Frauchen einfach der Egoistin in ihr folgt und mit aufgekrempelten Blusenärmeln auf den Tisch kloppt und ihre Gehaltsforderung durchsetzt wie ein Mann. Und das regt Dich auf. Also dass so was derzeit so verpönt ist. Weil, argumentierst Du, jeder ist ja für sein eigenes Leben verantwortlich, und wir leben alle im Kapitalismus, und der ist nicht niedlich. Nö, isser nicht. Also hauen dann alle besser auf den Tisch und rühren so richtig den Superstrudel in den Biotee.

Stimmt schon. Alle, die das komisch finden, sind halt naive IdiotInnen. Die sind so bescheuert, die glauben noch an was. Die wollen mit dem Kopf durch die Wand und haben sich verrannt dabei. Genau wie die Caféliteraten, die Du Dir im ersten Artikel, den ich von Dir las, vorgenommen hattest. Dabei ist doch jeder sich selbst der Nächste.

Ich hab den Artikel gleich noch mal gelesen. Und mir noch mal Dein Facebookprofil und Dein Titelbildchen angeschaut. Warst immer noch niedlich. Zum Knuddeln und zum In-den-Arm-Nehmen. So die Sorte weibliches Wesen, der man einfach nicht böse sein kann.

Aber dann kam mir so ’n Verdacht. Ich kann da eigentlich nix für, das passiert manchmal, und ich schreib ja auch Krimis. Und wenn man / frau Krimis schreibt, da neigt man / frau dann dazu, öfters ans Böse und Finstere in den Menschen zu glauben. (An das in diversen Ismen sowieso.)

In Deinem Artikel, da ging’s also um die Literaten und Literaturförderung, nicht die Förderung von den Literaten, die immer in der Zeitung stehen, sondern die Sorte, die so bedeutend, aber pleite in Cafés vorm Laptop abhängt und stets auf dem Glas Wasser zum Kaffee / Latte / Espresso besteht. (Weil so Kaffee/ so ’ne Latte/ so ’n Espresso/ die sind ja schnell weggetrunken, und das Wasser hält man noch ’n bissl länger auf dem Tisch, ohne dass der Kellner / die KellnerIn einem mit voll gutem Gewissen und Berechtigung rauswerfen könnte – oder schlimmer: fragen, ob’s noch was sein dürfte.) Diese Laptopworttraumkünstler, die kann man / frau schon als aktuelles Pendant zu den Caféhausliteraten von früher werten. Es gab andere, die nannten die ganz gern „Asphaltliteraten“ und meinten das nie als Kompliment. Die zählen dann auch so zu der Spezies von Zeitgenossen, die der (all)gemeine deutsche Spießer im Stillen gern immer noch als Gammler oder neuhochdeutsch Asi bezeichnet und von denen er sich im gleichen Reflex fragt: Haben die keine richtige Arbeit? Kriegen die etwa was von meinen Steuergroschen ab? Und ab dem Punkt schlägt das Spießerherzchen gleich noch ’nen Takt schneller.

Das war, wie erwähnt, der erste Deiner Artikel, den ich las. Und bei dem ich die Abwesenheit von Ironie womöglich fälschlicherweise für schon wieder sarkastisch hielt.

Im zweiten Artikel, da ging’s um Depression und psychische Erkrankungen. Das ist ja auch so ’n Thema, das den deutschen Spießern der rechtsgedrehten Fraktion immer bisschen unheimlich ist. Da fragt der/die sich, ob das nicht bloß Masche ist, und man damit bequem richtiger Arbeit entgehen könnte, und das auch noch für vier Mahlzeiten am Tag und so ’ne nette Teerunde, bei der man als Erkrankter ja nix weiter zu tun hat, als ’n bisschen von seinen Problemchen zu erzählen. Und vielleicht dann noch vorm Abendbrot die ein oder andere Pille schlucken. Die PILLEN, DIE KOSTEN GELD! Und das, wo die Krankenkassen doch dauerklamm sind und jede Eurone eigentlich für richtig RICHTIGE Kranke bräuchten.

Der dritte Artikel, das war dann der über den Feminismus, der Dich so ankotzt, liebe R. L. von R. Mich kotzt die ideologische Borniertheit der „Emma“ ja auch an. Und die meisten meiner Freunde auch. Aber wir bilden uns noch dazu ein, so ’nen gewissen Sinn für Realsatire zu haben. Der macht die „Emma“-Lektüre dann wieder fast zur „Titanic“-Konkurrenz.

Feminismus, in jeder Ausprägung, ist trotzdem auch so was, womit das deutsche rechtsgedrehte Spießerherzchen ganz gern mal grundfremdelt. Das stellen die so in dieselbe Ecke wie das Ding mit dem „Gendermainstreaming“ – das klingt schon so undeutsch englisch, oder? Das muss einfach scheiße sein. Und gefährlich.

Aber auch für den Feminismus-Artikel haste Dich auf Facebook wieder entschuldigt. So halbherzig jedenfalls, weil der wurde ja in der „Jungen Freiheit“ als „erfrischend“ bejubelt. Und die sind für Dich dann auch so „Bäh!“ und „Igitt!“. Hast in Deiner Entschuldigung auf Facebook dann gleich außerdem geschrieben, dass du dich ja noch versuchst und ausprobierst. Irgendwie klang das auch wieder so aufrichtig. So niedlich. Passend eben zum Profilbildchen. Kann man ihr nicht übel nehmen, der Süßen. Die probiert sich ja erst mal nur aus.

Wir waren auch alle mal jung. Und haben Mist gebaut. Die Kohle brauchten wir sowieso. Die einen für Koks und Nutten. Die anderen für die Miete und die Kühlschrankfüllung.

In Deinen Facebookpostings redest Du Dich auch gern darauf hinaus, dass Du ja, gerade weil Du Dich ausprobierst, so schreibst wie Dir der Schnabel gewachsen ist. Aber ist doch auch cool, wenn Du Feedback auf Facebook für Deine Schreibe kriegst und Dir wildfremde Menschen dafür gratulieren, dass Du ihnen aus der Seele sprichst. (Keiner von denen hatte wohl ’n Adelstitel im Namen. Die, die ich so sah, hießen eher Müller, Schumann, Lehmännchen oder Hohnstein-Ernsthal, gern dann jeweils mit dem Profilnamenzusatz „AutorIn“. Das fetzt. Die dachten sicher: Da gibt’s ’n Frauchen, das wirkt so zutraulich und arbeitet für ’ne große deutsche Tageszeitung, und die macht ihr Profil sogar für Menschen wie „Frau Hohnstein-Ernsthal-Autorin“ auf und ANTWORTET dann sogar noch nett. Da hat sich die Madame mit dem Doppelnamen und dem Autorin-Zusatz garantiert gleich noch ’n drittes Auge in die Stirn gefreut, weil sie von der Redakteurin einer großen deutschen Tageszeitung für ’ne Antwort wert gehalten worden war.)

Aber, Schönste, auch ausprobieren passiert nicht im luftleeren Raum. Auch ausprobieren findet … nun ja … im Kapitalismus statt. Und fällt deswegen unter die Kategorie „keiner kriegt je wirklich etwas geschenkt“. Ich nicht. Du auch nicht.

Die Menschen, die Dir Deine Veröffentlichungsplattform gegeben haben, vertreten bestimmte Auffassungen. Mit denen muss man nicht übereinstimmen. Aber die sind auf jeden Fall legitim. Doch, was auf die Redaktion und den Konzern, bei dem und für den Du schreibst, eben auch zutrifft, ist, dass da Profis sitzen, die nicht nur, aber eben auch, dafür bezahlt werden wollen, ihre ganz bestimmten Auffassungen unter die Bevölkerung zu jubeln. Bezahlt werden die unter anderem durch Klicks, die wiederum Werbung generieren, welche dann das Geld für die Gehälter und die Drinks der Profis im Journalistenclub oben im Springer-Hochhaus reinbringt. Warste da mal, Schönste? Musste mal hingehen. Da hängt sehr gute Kunst an den Wänden. Ist überhaupt so ’ne geile London-Gentlemen-Club-Atmosphäre dort. (Weiß bloß gerade gar nicht, ob die da inzwischen auch Frauen reinlassen? Solche, die keine Kellnerschürze tragen?)

Die Klicks, die die Gehälter der Profis finanzieren, die generierst ja unter anderem Du. Und möglichst viele Klicks zu sammeln, das geht richtig gut mit Provokationen. Um Provokationen so richtig provokativ auszufüttern sind Klischees echt nützlich. Die Provokationen stellste an den Anfang und ans Ende Deiner Artikel, die Klischees, die bedienste dann zwischen dem Anfang und dem Ende. Ist ’n alter Trick. Funktioniert immer. Haben wir alle mal gelernt. Da haste gut aufgepasst, Schönste. In der Beziehung biste echt professionell unterwegs.

Da klickt und klickert und freut sich der bessere rechtsgedrehte deutsche Spießer dann über und durch Deine Artikel und lässt die Werbekasse rattern. Und ein „von“ hast Du ja auch vor dem Namen. Das geht sowieso immer. Da weiß man doch gleich, woran man ist.

David Gray_Samira SchmähWenn Du in Deinen Artikeln Dir zuerst die Caféliterati, dann die psychisch Kranken und zuletzt die Feministinnen zum Brüstchen nimmst, dann rollen auch die bösen linksgedrehten Spießer ja sofort in ihre gut vorgefetteten Klischeebahnen ein und regen sich über alles auf, was Du da in die Maschine hackst. Und die radikaleren unter den linksgedrehten Spießern lesen das auch. Die sogar noch aufmerksamer als die rechtsgedrehten. Die linksgedrehten haben den Shitstorm ja auch erfunden, nicht? Die lesen Deine Texte und hören da, wegen des kleinen „von“ vor Deinem Namen, womöglich im Hinterköpfchen sogar die Marseilleise schmettern. Und manche von denen Tagträumen dann bestimmt sofort und gleich auch von ’ner neuen deutschen Revolution, bei der das träge Stimmvieh sich endlich, endlich, ENDLICH mal ein Beispiel am September 1792 in Paris nimmt und Nägel mit Köpfen macht. Weisste ja nie, nicht wahr, Schönste, weil solchen radikalen linksgedrehten Shitstormcowboyspießertypen, denen ist einfach alles zuzutrauen.

Wenn ich mir Deine Facebookfreundesliste so anschaue, sind da neben Frau Hohnstein-Ernsthal-Autorin echt jede Menge guter Multiplikatoren versammelt. Du bist sowieso nicht scheu bei neuen Freundschaftsanfragen. Auf die Antwort zu meiner musste ich, falls ich mich recht erinnere, keine zehn Minuten warten.

Ausprobieren, wir hatten es schon, findet nicht im luftleeren Raum statt. Du schreibst in Deinem Artikel, dass Du keine Feministin bist. Du seiest Egoistin. Und Wirtschaft, die sei eben nicht niedlich. Wie sagst Du das?: „Mir ist wichtig, dass ich so viel verdiene, wie ich für angemessen halte. Wenn ich mich benachteiligt fühle, stelle ich direkte Forderungen und keinen Antrag auf eine_’n Gleichstellungsbeauftragte­_n“

Saucooler Satz, ey! Die souveräne Verwendung der Unterstriche, soooo kreativ.

Und klar. Mach mal. Stell Deine Forderungen.

Aber, Schönste, hier kommt, was ich mal für bad news halte: Schreiben, und gut schreiben, können auch andere. Jetzt ist Dir das noch relativ gleich. Weil, Du bist ja jung, Du bist happy, dass Du Dich ausprobieren darfst und dabei auch noch schreiben, wie anderen der Schnabel gewachsen ist.

Bloß, und jetzt kommt eben die schlechte Nachricht, in zehn Jahren, wenn Du acht Stunden mehr pro Woche im Fitnessstudio verbringen musst, damit der Po straff und die Pausbäckchen gesund rosa bleiben, wird Dir für Dein niedliches Gesicht und Deine flotte Schreibe keiner mehr einfach so was geben. Weil da gibt’s dann ja andere, die jünger sind und noch dazu ’ne klasse Schreibe halten können, die haben dann auch noch den Finger bisschen näher am Puls der Zeit, den Du so allmählich vielleicht gar nicht mehr so richtig spürst. Und die sind auch hungriger als Du und billiger. Diese Anderen, die kriegen dann eben den Job, von dem Du heute noch glaubst, dass frau den wie ’n Mann einfach nur straff verhandeln müsste, um ihn für sich zu sichern. Kapitalismus ist halt echt nicht niedlich.

Trotzdem, Schönste, mit so Anfang/Mitte dreißig kannste dann ja Romane schreiben. Falls es erst mal keinen Vorschuss von einem Verlag dafür gibt, weil da wer schneller, jünger oder einfach noch ’nen Tacken besser war als Du, kannste ja Literaturförderung beantragen.

Könnte eben bloß sein, dass die Leute, die heute gerade fanden, dass Du ihnen aus der Seele gesprochen hättest, die Literaturförderung bis dahin gekappt haben. Ersatzlos.

Hm.

Scheiße, was?

Und wo ich jetzt über meinen Schlusssatz nachdenke, kommt mir noch ’n Verdacht. Ich schreib den einfach mal auf.

Ich glaube, Du weißt sehr genau, was Du tust. Ich glaub Dir kein Wort von wegen ausprobieren. Ich glaube, Du bist zu gut, um Dich nur einfach noch auszuprobieren.

Ich glaube, Du sitzt vor der Auswertung Deiner Klickzahlen und freust Dich drüber, dass Du sie alle verarscht hast, all die bekloppten links– und rechtsgedrehten Spießer, weil die sich ja wie irre entweder über Deine Klischeebahnen oder Deine Provokationen freuen / aufregen und die Klickraten damit noch mal um Faktor XY höher treiben.

Ich glaube, Deine Naivitäten und Entschuldigungen sind fake.

Ehrlich, beinah bin ich neidisch darauf. Gehört immerhin chuzpe dazu, das so zu machen, wie Du das machst.

Bloß, Schönste, falls wir mal zufällig wieder im selben Café rumhängen, komm besser nicht auf die Idee, dem armen Kunst- bzw. Geisteswissenschaftsstudischwein, das Dich da bedient, Trinkgeld zu geben. Weil wir wissen ja: Wirtschaft ist nicht niedlich. Und hätte die / der mal straffer verhandelt, dann müsste er / sie auch nicht hier mit dem Tablett/am Bierhahn/der Espressomaschine hampeln, sondern könnte längst vor seine / ihrer voll bezahlten Rolf-Benz-Schrankwand sitzen und die von der brandenburgischen Hausperle liebevoll polierten Maserungswechsel an der Echtholztür zählen.

(Is’ mir jetzt auch wirklich tiefste Rille, ob dieses Posting Deine Klickzahlen noch mal erhöht. Ich bin auf jeden Klick echt angewiesen. Und da nehme ich doch auch so Polemiken in Kauf, um zu einem bisschen Internetruhm zu kommen. Mein neues Buch kostet übrigens 12,99 bzw. in der Nichtholzvariante 10,99. Da kommen 34 Mal böse Schimpfwörter drin vor. Und 5 Mal sagen die da auch das N-Wort. Im Buchtext ist das richtig voll ausgeschrieben. Provokation halt, verstehste, Schönste? Ach, was auch drin vorkommt, ist, was passiert, wenn neoliberale Naivlinge sich verzetteln und dann in Panik verfallen beim Versuch die Geister, die sie gerufen haben, wieder in ihre jeweiligen Flaschen einzupuzzeln. Also in meinem Buch geht das für die nicht so richtig RICHTIG gut aus. Aber was weiß ich schon. Ich schreib ja nur, wie mir der Schnabel gewachsen ist. )

David Gray

Zuletzt von David Gray erschienen: Kanakenblues. Roman. Pendragon 2015. 376 Seiten 12,99 Euro. Foto: Samira Schmäh.

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