Geschrieben am 10. Oktober 2012 von für Litmag

CULTurMAG, Ausgabe vom 10.10.12

Liebes CULTurMAG-Publikum,

herzlich willkommen zur Buchmessenausgabe. Joachim Leser macht sich ein paar grundsätzliche Gedanken zum Zustand der Literaturkritik und erkennt eine Krise des Print-Feuilletons.

„Freundlichkeit ist keine Tugend für Essayisten“, stellt Joe Paul Kroll richtig fest – und ist dementsprechend auch nicht wirklich zufrieden mit John Jeremiah Sullivan Reportagen in „Pulphead“, die zeigen, dass „bedingungsloses Wohlmeinen den Subjekten gegenüber auf Kosten der Erkenntnis geht“.

Drei weitere Bücher haben wir uns näher angesehen: Doris Wieser mochte die intime Art und Weise, mit der Ariel Magnus in „Zwei lange Unterhosen der Marke Hering“ die erstaunliche Geschichte seiner Großmutter während und nach dem  Holocaust erzählt. Senta Wagner gefiel das kreuz und quer schlingernde Rosa-Pock-Deutsch des Prosabandes „Wir sind Idioten“. Und Karsten Herrmann vermisst die packend erzählten Geschichten in Helmut Kraussers doch sehr ausgedachten neuen Roman „Nicht ganz schlechte Menschen“.

Auch in dieser Woche berichtet der Autor und Edgar-Gewinner Thomas Adcock für uns aus dem täglichen Wahnsinn des US-Wahlkampfs. Diesmal beschreibt er die Vorschriften und Gesetzte, die die Stimmenabgabe gerade für die ungebildeteren und ärmeren Amerikaner erschwert haben – und heute immer noch erschweren: James Crow Jr., Esq..

In den LitMag-Quickies finden Sie diesmal eine Haiku-Rezension von Friederike Moldenhauer zu Ulf Erdmann Ziegler, einen Bericht über eine Lesung von Ernesto Cardenal in Münster von Christiane Nitsche (CN) und Rezensionen zu Amelie Soyka („Tanzen und tanzen und nichts als tanzen“) und A.D. Miller („Die eiskalte Jahreszeit der Liebe“), von Christina Mohr (MO) und Karsten Herrmann (KH).

Der große John Cage wäre in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden, seine bekannteste Komposition „4’33““ wurde vor 60 Jahren uraufgeführt. Anlass für viele Labels, neue Platten zum Künstler zu veröffentlichen. Tina Manske hat sich drei davon angehört.

2012 scheint ein gutes Jahr für musikalische Comebacks zu sein. Nach den Dexys hat nun auch Garland Jeffreys ein beeindruckendes Konzert abgeliefert. Wolfgang Buchholz war dabei.

Und in den Blitzbeats: Neue Platten von und mit Kreidler, Taken By Trees, Susanne Sundfør, den „Ancestors of Rap“, Suzanne Vega und Rodriguez, gehört von Tina Manske (TM) und Christina Mohr (MO).

Michael Zeller beschäftigt sich in seiner Seh-Reise diesmal mit Oskar Kokoschka; Stella tanzt zurück an den Anfang des Universums: Stella Sinatras URknall – und als Weltlyrik lesen Sie heute ein Gedicht des Amerikaners Wallace Stevens, der Anfang des Monats 133  Jahre alt geworden wäre.

Viel Spaß beim Durchklicken wünschen

Tina Manske und Jan Karsten

Abbildung: Ernesto Cardenal, Foto: Christiane Nitsche