Geschrieben am 3. Mai 2009 von für Kolumnen und Themen, Litmag

3. Mai: “Welttag zum Schutz der Pressefreiheit”

Zum Beispiel Emilio Gutièrrez und Drago Hedl

Was in Deutschland den meisten Menschen selbstverständlich erscheint, ist in vielen Ländern alles andere als der Normalfall: die Meinungs- und Pressefreiheit. Immer wieder werden an vielen Orten auf der Welt Journalisten behindert, bedroht, misshandelt oder getötet. Ein Kommentar von Carl Wilhelm Macke, Geschäftsführer des Vereins „Journalisten helfen Journalisten“.

Mexiko ist zu einem neuen „Killingfield“ für Journalisten geworden. In dem mittelamerikanischen Land herrscht seit Jahren, aber verstärkt in der letzten Zeit, ein gnadenloser Krieg der diversen Drogenmafias untereinander, die jede Form journalistischer Recherche in ihrem Umfeld mit Todesdrohungen zu unterbinden versuchen. Auch wagt sich kaum noch jemand, in dem Graubereich zwischen der organisierten Illegalität und den staatlichen Institutionen zu recherchieren. Viele Journalisten haben ihre Berichterstattung über diese Zustände bereits mit dem Leben bezahlen müssen oder wurden – wie Emilio Gutièrrez – gezwungen, das Land zu verlassen. Zwischen 2000 und 2008 sind mindestens 29 Journalistinnen und Journalisten bei der Ausübung ihres Berufes getötet worden, dreizehn allein im letzten Jahr. Zudem sind 2008 acht JournalistInnen verschwunden. Ins besondere in den Bundesstaaten Oaxaca, Veracruz und Tamaulipas ist es 2008 zu vielen Gewalttaten gegen JournalistInnen gekommen. Gutièrrez ist nur einer von vielen, fast immer unbekannt bleibenden Reportern, die unter oft lebensbedrohlichen Umständen versuchen, Licht in die Dunkelzonen des weltumspannenden „Drug Traffic“ zu bringen.

In Kroatien ist die Situation für unabhängige Journalisten noch nicht so explosiv und lebensgefährlich wie in Mexiko, aber es mehren sich auch aus diesem Land dramatische Nachrichten. Anfang der 90er-Jahre wurden Journalisten in Kroatien häufig angegriffen, weil sie über Kriegsverbrechen recherchierten, die von kroatischen Streitkräften begangen worden waren, oder weil sie betrügerischen Privatisierungsprojekten auf die Spur gekommen waren. Seit Ende der 90er-Jahre werden Journalisten vor allem zur Zielscheibe, wenn sie versuchen, Korruption und organisiertes Verbrechen aufzudecken. Bedroht werden Journalisten und deren Angehörige durch Drohbriefe, Einbrüche in Wohnungen und sehr häufig auch durch körperliche Angriffe. Zu den seit Jahren mutigsten Journalisten in Kroatien gehört Drago Hedl. Von einem Politiker hat Hedl beispielsweise die Drohung erhalten, er werde ihn „zu Staub und Asche verarbeiten“, wenn er weiterhin in der Grauzone zwischen Politik und organisierter Kriminalität recherchieren würde. Nach Auskunft von Journalistenverbänden setzen sich diese Drohungen und Übergriffe auf Journalisten kontinuierlich fort. Der Staat und die staatlichen Institutionen würden nichts dagegen unternehmen. Ein Reporter wie Drago Hedl darf nicht vergessen werden, wenn jetzt über die Aufnahme von Kroatien in die EU verhandelt wird. Dass es auch in anderen, traditionellen wie neueren EU-Staaten Korruption, Mafia und Bedrohung von Journalisten gibt, ist kein Grund, vor den Entwicklungen in Kroatien die Augen zu verschließen.

Wenigstens am 3.Mai, dem „Welttag zum Schutz der Presse- und Meinungsfreiheit“ sollte man die Augen weit öffnen, um die Angriffe auf Artikel 19 der Menschenrechtserklärung – wo auch immer sie stattfinden – zu sehen und zu verurteilen: „Jeder Mensch hat das Recht auf freie Meinungsäußerung; dieses Recht umfasst die Freiheit, Meinungen unangefochten zu vertreten sowie Informationen und Ideen mit allen Kommunikationsmitteln ohne Rücksicht auf Grenzen zu suchen, zu empfangen und zu verbreiten.“