Geschrieben am 10. Mai 2020 von für Allgemein, Litmag, SHUT DOWN 2020

Tanja Brandmayr: Die neuen Ränder der persönlichen Welt


Culturmag Special SHUT DOWN 2020


DIE NEUEN RÄNDER DER PERSÖNLICHEN WELT

Überlagerungen von gestern und heute. Am Abend mit dem Auto am See entlangfahren, irgendwo stehenbleiben und die mächtige Stille bestaunen. Nichtstun. Dunkelheit. Plötzlich an eine Schiffsfahrt vor Jahren denken. Ein Bild taucht auf: Stehen an der Reeling / Nach unten in die Gischt schauen / Wo der Bug das Meer teilt / Volle Fahrt / Auf weiter See nur weites Meer. Meereserinnerung. Ende. Dann das Empfinden. Es schieben sich Eindrücke ineinander. I burn: Jeder ist in seiner Trauer alleine. Rückzug. Abgeschiedenheit. Vertrauen. Dass die. Die uns nahe sind. Zurechtkommen. Mit uns. Oder sich. Und ihrer Abgeschiedenheit. Wieder Ende / Ende. Ich sehe mich selbst brennen, draußen am See.
Dann der körperliche nächste Tag. Herumrauschen im Netz. Gestern noch Schaum und Selbstoptimierung. Heute schon das Notprogramm im Tagesgeschäft. Der Versuch, etwas anderes zu unternehmen. Zum Beispiel Spazierengehen und Bäume anschauen. Plötzlich taucht ein Bedürfnis auf. Nun ist aber Schluss! Denn ich schwöre, als ich mich beim Spaziergang dazu entschlossen habe, aus dem Bedürfnis nach irgendetwas, bei einer absurden Geste einen Baumstamm zu berühren, genau in diesem einzigen Moment der Berührung von Hand und Rinde, ging die Mittagssirene los. Was soll man dazu sagen. Mein Leben ist ein einziges Bedeutungstheater. Es handelt von den alten und neuen Rändern der persönlichen Welt.


Tanja Brandmayr



Tanja Brandmayr, freie Kunst- und Kulturschaffende, arbeitet in unterschiedlichen Zusammenhängen zwischen Text, Inszenierung und Kunst.
 http://quasikunst.stwst.athttp://brandjung.servus.at


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