Geschrieben am 31. Dezember 2021 von für Highlights, Highlights 2021

Monika Geier, Sulari Gentill, Michael Friederici

Monika Geier: Laborräumung

Es ist soweit: Zum Jahresende muss das Giftlabor raus. Das tut mir sehr leid, es hat mir viel Freude gemacht, mit euch gemeinsam zu experimentieren. Wir konnten mehr ausprobieren und erfahren, als ich je für möglich gehalten habe. Oft war ich selbst von den Ergebnissen überrascht, und ich habe viel gelernt. Doch natürlich war das Projekt auch immer mit Aufwand, Dreck und Krach verbunden. Ein Labor ist kein Andachtsraum, zumal wir ja ständig mit Gefahrstoffen hantiert haben. Und in diesem Gebäude ist alles richtig alt. Die regelmäßigen Erschütterungen von hier unten waren wohl nicht ganz so gut für die Statik. Also räume ich jetzt den Platz für Ruhigeres. Aber was gebe ich euch zum Abschied mit, welches Gift hinterlässt frau, wenn sie geht?

Doch am besten ein Gegengift.

Da fiele mir spontan das Atropin aus der Tollkirsche ein, und wenn ich mich recht erinnere, haben wir genau damit angefangen. Eigentlich ging es dann auch immer so weiter, die Mengen waren ja verträglich, Impfungen sozusagen, gegen die wirkliche Gefahr. Also pflücken wir doch einfach eine Tollkirsche von einer Waldlichtung, spazieren damit durch einen Eibenhain, finden vielleicht etwas Gebänderten Saumfarn, suchen einen Fliegenpilz und umgehen Knollenblätterpilze, Schleierlinge und Faltentintlinge – zumal wir viel Wein zu diesem Gemisch werden trinken müssen. Homöopathische Dosen nehmen wir von Eisenhut, Bittermandel und Pfaffenhütchen, ganz weglassen sollten wir Herbstzeitlose und Osterluzei, dafür können wir eine ordentliche Portion geschälte Gurken und Rapunzeln dranmachen, keine Hundspetersilie, wenig Wolfsmilch, aber dafür Mohn, Hanf, Salbei und Muskat. Schwarzen Nachtschatten nach Geschmack. Das Ganze stellen wir in einen Goldregen, danach garnieren wir alles mit Maiglöckchen, Christrosen und Stechpalmen, winden ein paar Zaunrüben drum und bekränzen mit Efeu. Ah, und ein großer Armvoll Rosen muss auch noch dran. Hab ich was vergessen? Bestimmt. Ihr werdet es finden. Bleibt neugierig, geht in den Garten!

Monika Geier, geboren 1970, hat bei Ariadne bislang acht Kriminalromane veröffentlicht, zuletzt Alles so hell da vorn. Außerdem schrieb und illustrierte sie bis Ende 2021 eine monatliche Giftpflanzenkolumne für die »Pirmasenser Zeitung«, aus der das 2021 erschienene, schön ausgestattete und von ihr selbst illustrierte Buch Voll fiese Flora. Einheimische Giftpflanzen schwesterlich betrachtet hervorgegangen ist. 30 der insgesamt 42 von ihr beschriebenen Pflanzen gingen darin ein: von Efeu über Buchs zu Rhododendron, Fingerhut, Maiglöckchen, Eibe, Rizinus, aber auch Rose und Wein. Monikas Leidenschaft für die Natur wurde früh von der Verwandtschaft geweckt (Waldexkursionen mit Opa) und sinnvoll genutzt (Gartenarbeit bei Tante Sophie). Heute lebt sie in der Südwestpfalz und besitzt einen großen, wilden Garten, in dem sich mehrere giftige Gewächse angesiedelt haben.

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Sulari Gentill

2021 began with the American Capital under siege by what seemed to be a mob of cosplayers. In Australia we watched in horror and disbelief. And that, perhaps, became a motif for a year in which we seemed to witness giants grappling, through our screens—locked down while the world was changing, waiting for vaccines and the next declaration of disaster.

But in the mountains in which I live, charred by the bushfires of 2020, there was solace in this enforced removal from the rest of the world.  We saw our part of the country slowly turn green again as the rains washed away the ash and watered the seedlings we’d planted where great trees had once stood.  In the quiet of life in isolation, we heard the birds return.  They were easily visible in the new starkness of our landscape. By torchlight, we explored the remaining stands of trees at night, to find that the Greater Gliders had survived, and we celebrated sightings of wombats and wallabies like they were soldiers returning from war.

Midyear, in the winter, I hunted truffles on our property with Badger my old dog.  We trudged our route along the rows of oaks, enjoying the crisp cold and the company of each other, the comradeship of many years working the trufferie together.   We walked slowly and though Badger no longer chased and gamboled as he had when he was young, his nose was sure and infallible.  

In the spring Badger died gently, and we buried him in the trufferie.  The trees seemed to mourn him, too, remaining bare of leaves until very late in the season.  I purchased a new puppy a week ago because the winter will inevitably come around again, and I will need to have a dog trained if we are to find truffles.  Morse is wriggly and affectionate and mischievous, as all puppies are, but his nose is almost always down as we walk the route that once belonged to Badger and me.  And doing so does not grieve me as much as I feared it would.

An exhibition of the works of Matisse at the National Gallery of NSW when restrictions eased was an infusion of beauty and inspiration, the exhilaration of the perfect mark in a space.  I found myself gazing at his line drawings, in awe of his genius, entranced by the movement captured in two dimensions.    

Viewing-wise, I found myself drawn to darker themes.  I watched much in the thriller and horror genres, most memorably, the Netflix mini-series The Haunting of Hill House.  I am now determined to read the original novel of the same name by Shirley Jackson, and the two earlier films which were based upon it.  Perhaps the story of a family trapped in a loop of time has particular resonance when the world seems similarly trapped in a cycle of surge and suppression, trying desperately to move on but inexorably drawn back.

On the reading front, an anthology entitled Midnight Hour featuring stories from American crime writers of colour, edited by Abby L. Vandiver provided a kaleidoscope of brilliance, and Bila Yarrudhanggalangdhuray, a novel by Anita Heiss, spoke to my love of the land on which I live. 

Finally, I became addicted to the Death of the Reader podcast which, admittedly, I discovered only after I was invited to appear on it.  The podcast reviews murder mysteries from all over the globe and is insightful and passionate and funny.  The structure of each show is intriguing, with progressive commentary as one of reviewers reads a novel with the other having already read it.  It allows for a kind of contemporaneous experience of the story as it unfolds.  And there is something about the bubbling enthusiasm of the hosts that is intellectually and artistically invigorating, and I welcome that as we head into 2022.

Writer Sulari Gentill nearly lost her house to the Australian bushfires in 2020, had already been forced to give it up. Her husband and son are firefighters themselves, they were out defending their doomed community. She spoke with Alf Mayer about this harrowing experience: „We need to rebuild more than fire-impacted houses“. 
And there is one more CrimeMag article from her about dealing with crisis.


Sulari’s work is not yet translated in Germany. Her website here. After setting out to study astrophysics, graduating in law and then abandoning her legal career to write books, Sulari used to grow French black truffles on her farm in the foothills of the Snowy Mountains of NSW. She is author of the award-winning Rowland Sinclair Mysteries, a charming series of historical crime fiction novels set in the 1930s about Rowland Sinclair, a gentleman artist-cum-amateur-detective. Her novel Crossing the Lines won the 2018 Ned Kelly Award for Best Crime Fiction. 

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Michael Friederici: Im Zweifel – lüften und am Zweifel zweifeln

Über kurz oder lang kann das nimmer länger so weitergehen, außer es dauert noch länger, dann kann man nur sagen, es braucht halt alles seine Zeit, und Zeit wär’s das es bald anders wird. – Karl Valentin

Erste Zweifel

15 Jahre laufen sie nun, die Schwarzen Nächte (Untertitel: Verbrechen sind kein Privileg von Gesetzesbrechern). Seit nahezu zwei Jahrefallen fast alle geplanten Veranstaltungen aus und mir fällt langsam nichts mehr ein. Zuletzt lief Dante, im September, in der Christianskirche in Ottensen, passenderweise das Inferno. Nicht gestreamt. Livehaftig.  Vor echten Publikum. Es war ziemlich großartig. – Aber weil niemand weiß, wie es weitergeht, bossel ich auch an keim- und virenfreien, also digitalen Formaten. Gespräche, Lesungen, Podcasts – aus dem Hause „handmade“; dazu kommt im Takt der Reihe ein allmonatlicher „Hirtenbrief“ an die „Gemeinde“.

How will we live together?

Die Internationale Architekturausstellung in Venedig findet normalerweise alle zwei Jahre statt. Die 17. hätte regulär im Jahr 2020 über die Bühne sollen. Zwei Mal verschoben lief sie dann, coronabedingt, 2021. „How will we live together?“ ließ der Kurator Hashim Sarkis  fragen. Das Motto bringt – unbeabsichtigt – die alles entscheidende Frage auf den pandemischen Punkt: Wie muss sich das Zusammenleben auf diesem Planeten ändern? – Der Chefredakteur der medizinischen  Fachzeitschrift „The Lancet“ sprach Mitte des vergangenen Jahres von einem chronischen Gesundheitsverfall als Ursache, eng verknüpft mit dem Zustand der Städte, in denen wir leben.  Stadtluft macht nicht nur frei, sondern bietet beste Voraussetzung für Covid 19. „Kapitalistischen Städtebau“ hat Alexander Mitscherlich weiland  etwas verschämt „unwirtlich“ genannt, vielleicht erinnert sich ja noch jemand.

Im Zweifel – lüften

Es ist „..die Möglichkeit einer untrüglichen Abscheidung zwischen Wahrheit und Irrthum, (…) woran der Zweifler verzweifelt„, so faßte der Theologe Johann Ludwig Ewald schon im 18./19. Jahrhundert meine derzeitige Gemütslage trefflich zusammen. Fest steht: Je mehr Menschen sich treffen, desto schneller kann sich das Virus ausbreiten. Daraus folgen Abstandsregeln und andere Hygieneanordnungen, die für Kleinveranstalter nur schwer organisier-, geschweige bezahlbar sind; und Verhaltensvorschriften wie das Maskentragen oder regelmäßiges Lüften. Denn laut Umweltbundesamt sollte in geschlossenen Räumen, in denen sich mehrere Menschen aufhalten, wegen möglicher virusbelasteten Aerosole alle 20 Minuten 5 Minuten lang gelüftet werden.  Das ist zwar der Gesundheit zuträglich, aber für das Zusammenspiel zwischen Bühne und Publikum ganz und gar nicht förderlich: Ich hatte das Gefühl, ich spiele vor gut belüfteten Schaufensterpuppen, erzählte mir ein Musiker, der sich gefreut hatte, endlich wieder auftreten zu dürfen. – Trotz aller Zweifel scheint Kontaktminimierung ein probates Mittel gegen das Virus. Deshalb habe ich zum zweiten Mal den traditionellen Jahresabschluß mit Miss Sophie und der Frage nach dem Mörder des Tigers und dem auf der Hand liegenden Zusammenhang mit Corona abgesagt. Denn: Was, wenn „es“ trotz penibler Lüftung und Einhaltung aller Hygiene- und Abstandsregeln (trotzdem) passiert?

Corona bewirkt auch viel Gutes

Weiterbildung tut gerade in pandemischen Zeiten not: Und so jonglieren wir inzwischen smalltalkfest mit Vokabeln wie Pandemie, Inzidenz, RKI und Stiko; ich stümpere mittlerweile mit audacity und openshot herum, und, Corona sei Dank, ich konnte in Venedig mit eigenen Augen sehen, dass die Stadt keinesfalls nur ein Museum ist; ja, Überraschung, dort leben sogar richtige Menschen – und die Piazze sind gar nicht als Tourismus-Event- und Info-Point- gedacht, da spielte sich tatsächlich so etwas wie bürgerliche Öffentlichkeit ab: die Nachbarschaft trifft sich, Kinder spielten Fußball, eine alte Dame in teurem Kostüm sortierte Müllbehälter; es gab keine asiatischen Knipskommandos; die „sssoooo nice“ „Around-Europe-in 10-Days“-Kiekser konnten nicht anreisen – und weil die richtig großen Schiffe das historische Zentrum nicht mehr passieren dürfen, fehlte der diskrete Geruch von Ruß und schlecht verbranntem Schweröl. Venedig fühlte sich ganz wunderbar an, wie frisch gelüftet.  

Begrenzte Ersatzbefriedigung

 Zoom und Podcasts bieten für Veranstaltungsabsagen eine nur begrenzte Ersatzbefriedigung. Und ein Frischluftlesezirkus im Freien, auf den heimischen Piazze oder in den Parks, also im „Garten des öffentlichen Raumes“, derlei scheint mir zu dieser Jahreszeit nicht wirklich eine Alternative.

Der Pub als Retter des öffentlichen Raumes

In den Giardini befasste sich der Britische Pavillon unter dem Titel „The Garden of Privatised Delights“ mit der Debatte über die „schleichende Epidemie“ der Privatisierung des öffentlichen Raums, ein Thema, das die Kuratoren (Madeleine Kessler und Manijeh Verghese vom interdisziplinären Büro Unscene) schon seit einigen Jahren beschäftigt. Der Zugang zu Parks und anderen Öffentlichen Räumen ist (nicht nur) nach Meinung der Kuratoren, insbesondere durch Corona und den damit verbundenen räumlichen Einschränkungen, aktueller denn je. – Gleichzeitig stellten sie  brisanten Fragen: Inwieweit zB kann eine „öffentliche Institution“ wie der gemeinhin als gemütlich geltende Pub, dessen ungemütliche koloniale, rassistische und soziale Ausschlussgeschichte sie offenlegten, als lokaler Treff- und Austauschpunkt trotz oder gerade wegen seiner Vergangenheit wieder  zu einem  Ort der citoyenneté, der (staats-)bürgerlichen Gleichheit entwickelt werden.

Unser Oma ihr klein Häuschen

Das neoliberale Projekt der „Privatisierung“ – auch des öffentlichen Raumes, findet sein propagandistisches Pendent im Diktum der „ganz persönlichen“ individuellen Befindlichkeit und der noch hochsensibleren Identität (was immer das sein mag), vulgo – in sich selbst als „emanzipativ“ deklarierenden Sprach-Schrebergärten. Die „Befreiung des Privaten“ reduziert einerseits gesamtgesellschaftliche Fragen auf „böse Sprachfehler“ und das Fehlen diverser Klobrillen und führt andererseits zu einer Entsolidarisierung der Bewohner der hartnäckig verteidigten Befindlichkeits-Parzellen. Unser Oma ihr klein Gärtchen feiert fröhliche Renaissance. Der urbane, öffentliche (Gesprächs-)Raum zersplittert in immer mehr Diversitäten, die sich allesamt als Opfer inszenieren und auch noch als solche -sprachlich- anerkannt werden wollen. Das trotzköpfig vorpubertäre Beharren darauf, endlich als begriffslose Gefühls- und Verletzlichkeitsamöbe akzeptiert zu werden (Respekt! – Toleranz!), zeitigt längst die Zerstörung der Piazze demokratischer Gleichheit und Auseinandersetzung – etwa an Universitäten und zeitigt auch schon andere respektable praktisch-emanzipative Auswirkungen „militanter Intoleranz“ (Eva Menasse): orwellsche Umschreibung von Literatur, Ausmerzung von Versen durch Übermalung (Gomringer), moderne Bücherverbrennung (Rowling), bis hin zum hochsensiblen Verständnis eines dieser neuen Hochsensiblen für die sensible Ausmerzung der unsensiblen Redaktion von Charlie Hebdo, weil die intolerant-respektlosen Satiriker ja schließlich die Sensibilitäten von Muslimen beleidigt hätten (so geschehen in einem online-Gespräch zum Thema Über die Grenzen der Freiheit von Debatte und Kunst). Notwendiger Nachsatz: – Werte Sensivities. Ich möchte an dieser Stelle um Entschuldigung bitten! Ich habe doch tatsächlich vergessen zu triggern und hoffe, dass meine sensible Beschreibung von authentischen Fällen ordentlich belastend und (re-)traumatisierend wirkt! 

Stop Painting – oder: Soll ich mich betrinken?

Soll ich mich betrinken?  Soll ich aus wissenschaftlichen Gründen Drogen nehmen? Bin ich privat ein anderer Mensch? Spinnen die Andern? fragte einst das großartige Schweizer Künstlerduo David Fischli und Peter Weiss. – „Stop Painting“ hieß eine Ausstellung im Palazzo von Ca ‚Corner della Regina, dem venezianischen Veranstaltungsort der Fondazione Prada. Kuratiert hat sie Peter Fischli, einer der Partner des Künstlerduos Fischli/Weiss. David Weiss verstarb 2012. – Peter Fischli hinterfragt mit stupender Intelligenz, hintersinnigem Witz  und listig orgiastischer Sehsucht die Geschichte der immer wieder aufflammende Debatte über den Tod der Malerei. Er erzählt eine Geschichte neuer sozialer Fragen, technischer Faktoren, kultureller Werte, also von Brüchen aus den letzten 150 Jahren, und der darauf reagierenden Avantgarden, die das Medium der Malerei aus der vermeintlichen Relevanz- und Sinnlosigkeit retten wollten.  – Leide ich an gutem Geschmack? Was denkt mein Hund?  Hat alles zwei Seiten?

New York Ghost – oder: Zombies sind tote Lebende

Zwei Verleger, Zoe Beck und Jan Karsten vom CulturBooks-Verlag, haben das gemacht, was Verleger eben so tun. Sie haben an potentielle Multiplikatoren Bücher verschickt. New York Ghost z.B., übersetzt von der Verlegerin selbstAutorin ist Ling Ma, in China geboren, in den USA aufgewachsen, wie ihre  Heldin. Der Roman ist aber nicht das Buch zur Corona-Pandemie, er erschien schon 2018!! – Jedenfalls: Die Opfer des Fieber, das einer Erkältung gleicht, mutieren zu lebenden Toten.  Wesen, die, um es mit dialektelnd aufklärerisch auszudrücken, in einem Zustand der „Freiheit des Immergleichen“ verharren:  Sie repetieren den kapitalen Normalvollzug und agieren wahrnehmungs- und emotionslos wie eine Schallplatte  mit Sprung.  – Candace, was soviel wie Königinmutter bedeutet, ist auserwählt. Aber nicht, weil sie im „richtigen Leben“ Bibeln produziert: Sie überlebt und entpuppt sich am Ende als neue Eva die die Hölle verläßt, um etwas neues zu begründen, vielleicht ein Paradies, auf jeden Fall einen neuen Menschen. – Die große alte Dame der Literaturkritik, Sigrid Löffler, fand New York Gost einen der „bemerkenswertesten Debütromane der letzten Jahre„.  Schön und treffend formuliert. Und ich will jetzt mehr Post aus dem Hause CulturBooks.

Die Stadt, das Geld und Frank Göhre –  ins Regal

Zumal ja inzwischen auch Frank Göhre bei CulturBooks erscheint.  „Die Stadt, das Geld und der Tod“ heißt sein neuer Roman. Er gehört  in jede Abteilung K (Kriminalroman) eines ordentlich sortierten Bücherregals. 

Zweifellos – die letzten Zweifel

Auf den Schriftsteller, Schuldirektor und Stadtschreiber zu Speyer, Christoph Lehman (1579 – 1639) geht das Bonmot zurück: „Wer zuviel zweifelt, der verzweifelt.“ So weit bin ich noch nicht. Ich zweifle trotzdem erst einmal weiter. Auch digital. Schließlich soll es ja auch schwarznächtig weitergehen. Der Hamburger Autor Maximilian Buddenbohm hat eine Geschichte geschrieben, die, wie ich finde, in diese zweifellos pandemisch weihnachtliche Zeit passt. Titel: Das passt so. Darin geht es um einen Beobachter,  der einem Mann, wahrscheinlich einem Müllwerker, zusieht, wie der sich auf eine Schaukel setzt, „wie es jemand tut, der schon Iange nicht mehr geschaukelt hat. Es war ein großer und schwerer Mann, er setzte sich ganz vorsichtig. Und nahm dann etwas Schwung und schaukelte. Das wäre bis dahin nicht weiter erstaunlich, man wird ja mal schaukeln dürfen. Aber wissen Sie was, er schaukelte, bis es dunkel wurde… Mit nur wenig Schwung, ernsthaft und versonnen, mit beiden Händen an den Ketten, wie es sich gehört, und ganz für sich.“  – Vielleicht sollte ich mir auch wieder mehr Hegel (1770 -1831) unter’s Kopfkissen legen:“Wird der Zweifel Gegenstand des Zweifels, zweifelt der Zweifelnde am Zweifel selbst, so verschwindet der Zweifel.” – Es braucht halt alles seine Zeit, und Zeit wär‘s das es bald anders wird.

Michael Friederici organisiert in Hamburg die Schwarzen (Lese) Nächte. Über Lesekleinkunst in Zeiten von Corona hat er bei uns hier geschrieben. Seine Texte bei uns hier.   

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