Willkommen zum zweiten Teil unseres großen Jahresrückblicks – mit:
Claudia Denker,
Garry Disher,
Katrin Doerksen,
Joachim Feldmann,
Candice Fox,
Wolfgang Franßen
in dieser Abteilung. Chaotisch, unterhaltsam, kenntnisreich – die Tops & Flops von LitMag, MusikMag & CrimeMag, wie unsere Autorinnen und Autoren das Jahr 2016 sahen: Bücher, Filme, Musik, TV, Kino, Alltag und Wahnsinn … ungeordnet & unabhängig.
Claudia Denker
Jemand drängelt … Highlights für dieses Jahr aufschreiben! Dabei war 2016 nicht gerade besonders erheiternd, also echt jetzt…
David Bowie, Prince, Peter Behrens …meine Güte – tot – und dann auch noch Leonard Cohen so kurz nach Erscheinen seiner neuen phantastischen CD »You Want It Darker«.
Lemmy Kilmister ist am 28.12.2015 gestorben, nur knapp der 2016er Riege entwischt, soll hier jedoch noch einmal traurig erwähnt werden.
Oder so was: Man freut sich auf neue Folgen von Kommissar Beck… endlich wieder Gunvald Larsson, gespielt von dem großartigen Mikael Persbrandt. In der ersten Folge wird der auch gleich erschossen. Wie bitte?
Trump wird Präsident und die Stimmung ist auf der ganzen Welt meist miserabel.
Auf meinem Spickzettel für die CulturMag-Highlights steht aus Papiermangelgründen auch »Nachtmusik«, »Klempner« , »Druckerpatrone«, »Zahnarzt«, »Günther« und daneben „Gunvald stirbt“, aber auch:
Bob Dylan, Nobelpreis für Literatur (mir gefällt das sehr gut und mit seiner Ersatzpreisabholerin hat er so einigen Fans von Patti Smith eine große Freude gemacht).
Heinz Strunk Der Goldene Handschuh ,selten hat mich ein Buch so gepackt. Zufällig bin ich kurz nach meiner Lektüre in Hamburg an der Kneipe »Der Goldene Handschuh« vorbeigelaufen. Ich war dort anlässlich des zweiten Festivals der Cardinal Sessions im »Molotow«. Viele verschiedene Bands auf einem Haufen, tolle Atmosphäre, meine Lieblingsentdeckung: Lola Marsh und dieser junge Typ Andy Shauf …wow!
Rio Reiser, leider schon seit 20 Jahren nicht mehr da, war einzigartig. Das Konzert zu seinen Ehren im November in Berlin (im Admiralspalast) war etwas gewöhnungsbedürftig. Marianne Rosenberg mag ja früher Rios Freundin gewesen sein, aber abgesehen davon, dass sie dort auf der Bühne zwei seiner schönsten Lieder verhunzt hat – ob ihm gefallen hätte, dass sie mit Dieter Bohlen zusammen in der DSDS-Jury saß?
Aber: Ein großartiges Dings ist die Blackbox Rio Reiser, erschienen bei Buschfunk, die Anfang November herausgekommen ist. Ein Wunderwerk, produziert von Rios Freund und Mitmusiker Lutz Kerschowski. 16 CDs, 363 Tracks aus über 30 Jahren, aus Theater-, Musical- und Filmprojekten, weitestgehend zum ersten Mal veröffentlicht, dazu ein schönes LP-formatiges Buch, u. a. mit Fotos aus sehr alten Zeiten. Für Fans!
Und das fällt mir auch noch ein:
Die wilden Achtziger – Ein wunderschöner Berlin-Bildband – Nostalgie!
Farmhouse in Neukölln – meine kulinarische Entdeckung des Jahres – sagenhaft!
Carlo Schäfer: Schmutz, Katz & Co.
Donald Ray Pollocks Lesung im DTK-Wasserturm, Kreuzberg
Toni Erdmann.
Was auch 2016 wieder mein Highlight sein wird: Der Jahresrückblick der Brauseboys.
Mein Lieblingssatz dieses Jahr: »Umarme Deine Ängste und tanz’ mit ihnen« (Danke, Alf!)
Ich sollte jetzt mal Günther anrufen.
Claudia Denker bei CulturMag – hier.
Garry Disher
In recent years I have been re-reading the novels of favourite authors, starting with Richard Stark’s fifteen Parker novels of the 1960s. The Parker character—a professional hold-up man—was the inspiration for the six Wyatt novels I wrote in the 1990s, although I like to think that Wyatt is his own man, not a clone of Parker. I re-read the Parker novels after deciding to bring Wyatt in from the cold after a gap of many years (Wyatt, 2010), curious to see if they’d rekindle in me the excitement I felt when I first read them. I wasn’t disappointed.
Two years ago I reread Thomas Perry, a sadly neglected US writer, and the Scottish writer Stuart MacBride. Last year, John Sandford, Mark Billingham and Karin Slaughter. The latter I found rather patchy in quality. It seemed to me that I was reading for pleasure, discovering these authors and their books anew, but another part of me was reading critically—not as a critic but as a practitioner keen to learn how other crime writers get things right and get things wrong.
This year I re-read Michael Connelly and Ian Rankin, with instructions to my family to place their new novels (just released in Australia) under the Christmas tree. Connelly is a very plain stylist, for he was a newspaper writer, but his characters come alive on the page and his plotting is first rate. I’ve always liked the Bosch and Haller series, but this year got a kick out of re-reading the stand-alone novels, having forgotten they existed.
I read widely in crime fiction, always on the lookout for new writers and writers new to me. But having gone through a period of reading Scandinavian noir, and feeling that too many new writers were producing bad, gross-out copies of the better known writers, I turned to Karin Fossum and the Icelandic writer, Arnaldur Indridason. The latter has been writing for years, and if we can forget that he’s bumped up the murder rate in what is a very small population, his writing brings the landscape alive and he is, like Fossum, psychologically astute.
But the new writer who gave me the greatest pleasure this year is Oliver Harris, recommended by my very-well-read German friend, Alf Mayer. Harris’s main character is a London detective constable, Nick Belsey. There are three Belsey novels, all fast paced, with a delirious, paranoid atmosphere, and Belsey is a fascinating character. Casually bent, he alters official records, steals evidence, keeps himself going with uppers and downers, and drinks too much. He doesn’t have a proper home and might doss down for the night in a cheap hotel or the Hampstead mansion of a murder victim — often because he’s avoiding other police, who have hard questions to ask him. Ultimately it doesn’t matter that he’s casually crooked, for he’s on the side of the angels, striving hectically to uncover the nasty truth behind the major crimes he gets caught up in.
Next year? Sjowall and Wahloo—and may I stumble across heaps of appealing new writers.
Garry Disher’s latest German title is Bitter Wash Road. He recently completed a two- week author tour of Germany. CrimeMag articles about him here. Most recent: „Bloody Questions“, beantwortet.
Katrin Doerksen
Der Januar fängt mit dem Tod David Bowies an. Schwung holen und ein sauberer Sprung direkt zu 2017?
Viel Zeit im Kino verbracht. Trüffel auf dem Nürnberger Hofbauerkongress ausgegraben. Manfred Stelzers 1981er Die Perle der Karibik: Die reinste Kapitulation aller Träume vor der tristen Lebensrealität, ertränkt in einem Cognacglas vor kreischender Fototapete. Im Frühjahr auf dem Terza Visione weckt Sergio Bergonzellis Cristiana, die Besessene das Verlangen nach mehr Nunsploitation. Das Berliner Zeughauskino lässt das Kinoherz nicht weniger hoch schlagen: umfassende Retrospektiven zu Hou Hsiao-Hsien, Jerzy Skolimowski und Douglas Sirk. Weiteres Highlight – eine Reihe zur Arbeitsverweigerungskomödie der BRD. Entdecke Filme der 1970er Jahre, Lemke, Schamoni. Filme, die nichts von Professionalismus wissen wollen, bemerkenswert frei ihren Ideen folgen, mal erratisch, mal schwelgerisch, immer originell.
2016 scheint ein Jahr des Blicks in die Vergangenheit zu sein, nicht nur wegen der vielen Nachrufe auf verstorbene Legenden. Im Kino fehlt das ganz große Meisterwerk, wenn auch der Festivaljahrgang ein Solider ist. Olivier Assayas’ Personal Shopper und Paul Verhoevens Comeback Elle loten neue Möglichkeiten aus Social Media ins Kino zu integrieren, Assayas kreiert gar veritablen Suspense mithilfe aufploppender Push-Mitteilungen. Cirro Guerras Der Schamane und die Schlange ist nicht nur der erste kolumbianische Film, der aus der Perspektive eines Indigenen erzählt, sondern lädt auch ein, sich in ein Delirium fallen zu lassen. Mit dem bezaubernden Right Now, Wrong Then kommt erstmals ein Film von Hong Sang-soo in die deutschen Kinos. Zeit wird’s.
Wirklich hängen bleiben aber vor allem die Filme, die auf Umwegen ins Kino geraten sind. Der 1973er Belladonna of Sadness von Eiichi Yamamoto, seinerzeit auf der Berlinale skeptisch beäugt und auch heute noch potentiell kontrovers. Ein Manifest für die Macht, die der erwachenden weiblichen Sexualität innewohnt. Eine Feier der Farben und Formen in Wasser- und Ölfarbe zu psychedelischer Musik. Später das Kontrastprogramm: der beste tschechische Film aller Zeiten schafft es in die Lichtspielhäuser: Marketa Lazarová von František Vláčil, experimentelle Krone der Neuen Wellen europäischen Kunstkinos. Ein verwirrend sinnlicher Blick in die anarchisch-brutale Welt des 13. Jahrhunderts, ein Kraftakt von einem Film. Dann ein Triumph an der Heimkino-Front: mithilfe einer Crowdfunding-Aktion gelingt es, Akramzadehs Swinging-London-Film Der Perser und die Schwedin vor dem Essig zu retten und ihn auf Blu-ray herauszubringen.
Der Blick in die Vergangenheit lohnt sich auch in anderen Künsten. Der zweite Sammelband der Valentina-Comics von Guido Crepax erscheint, Valentina Underground. Ein Arsenal fantasievoller Traumsequenzen und raffinierter Variationen des Einwirkens auf einen gezeichneten Körper. In ihren masochistischen Fantasien bedarf Valentina keiner Rettung, in letzter Konsequenz behält sie die Oberhand. Ein so historisches wie aktuelles Thema greift Birgit Weyhe in ihrem preisgekrönten Comic Madgermanes auf: interviewt ehemalige DDR-Vertragsarbeiter aus Mosambik und setzt aus den Berichten drei repräsentative Schicksale zusammen. Umfassende Recherchearbeit trifft auf einen originellen Stilmix aus europäischem Pinselstrich und westafrikanischem Dekor, wirft ein Schlaglicht auf ein oft überblättertes Kapitel deutscher Geschichte.
Außerdem in Erinnerung geblieben: Im Hamburger Bahnhof präsentiert Julian Rosefeldt seine Videoinstallation Manifesto: in dreizehn Kurzfilmen spielt Cate Blanchett die unterschiedlichsten Figuren vom Obdachlosen bis zur Trauerrednerin. Inmitten des dunklen Ausstellungsraums stehen, ummantelt von Blanchetts Stimme, die vielfach multipliziert zum Medium der performativ aufeinander abgestimmten Programmatiken wird. Ganz anders der Gang durch das C/O Berlin: I Am You. Selected Works 1942-1978 mit Fotografien von Gordon Parks. Der Autodidakt dokumentiert Bandenkriege in Harlem, hält die Absurdität der Rassentrennung fest. Überrascht zwischen solch hartgesottenen Motiven mit subtil beobachtender Modefotografie, die durch lange Belichtungszeiten Stoffe zum Irisieren bringt, sie scheinbar von Innen heraus leuchten lässt.
2016 überspringen? Es wäre schade um all das Schöne gewesen, das das Jahr zu bieten hatte.
Die CrimeMag-Texte von Katrin Doerksen gibt es hier. Wir empfehlen auch ihren Blog l’âge d’or. Auf Twitter hat sie viele Kino-News.
Joachim Feldmann
10.000 Krimifans, so meldeten die Medien am 2. Dezember 2016, haben entschieden: Den „Europäischen Preis für Kriminalliteratur“ erhält in diesem Jahr der Thrillerautor Sebastian Fitzek. Überraschend kommt die Nachricht nicht. Der Serienmörder- und Schlitzerkrimi ist nicht tot, auch wenn er nicht erst seit gestern ein bisschen komisch riecht. Das Lesepublikum kann von all den metzelnden Augensammlern, Seelenbrechern und Nachtwandlern eben noch immer nicht genug bekommen. Mit einem Werk, in dem „auf besondere Weise die Verantwortung für die Kriminalliteratur und ihre lebendige und zeitgemäße Weiterentwicklung zum Ausdruck kommen“, wie es vollmundig in der Ausschreibung heißt, haben Produkte dieser Art allerdings ebenso wenig zu tun wie all die Provence-, Bretagne- und Toskana-Mordgeschichten, die im Begriff stehen, dem, (fast möchte man sagen „guten alten“) Regionalkrimi den Rang abzulaufen, es sei denn, dieser spielt in Bayern oder in Ostfriesland.
Aber Kopf hoch, Alter. Du weiß doch schon lange, dass deine Jammerei über den Irrungen und Wirrungen des Publikumsgeschmacks sinnlos ist. Konzentriere Dich lieber auf Deine Aufgabe und erzähle, warum es dir so schwer gefallen ist, eine Liste deiner zehn liebsten Krimis in diesem Jahr zusammenzustellen. Es gab nämlich einfach zu viele davon. Nehmen wir das Beispiel Südafrika: Du entscheidest dich für Paul Mendelson und findest es eigentlich ungerecht, dass Mike Nicol und Malla Nunn draußen bleiben müssen. Von den Vertretern des amerikanischen Neo-Noirs, die dich in diesem Jahr so beeindruckt haben, bringst du gleich zwei unter: Jon Bassoff und Donald Ray Pollock. Aber was ist mit Benjamin Whitmer? Und warum taucht mit Criacos Schwarze Seelen nur ein einziger Roman auf, der aus einer anderen Fremdsprache als dem Englischen übersetzt ist? Wo ist de Cataldos Nacht von Rom oder Dominique Manottis Schwarzes Gold, um gleich zwei herausragende Polit-Thriller zu nennen.
Es wäre übrigens ein Leichtes gewesen, die Liste ausschließlich mit deutschsprachigen Titeln zu füllen, man denke an Regina Nösslers feinen psychologischen Spannungsroman Endlich daheim oder Gregor Webers ebenso taffe wie ironisch grundierte Bullenoper Asphaltseele, die auch einen Platz unter den besten Zehn verdient hätten.
2016 war also, zumindest was die Kriminalliteratur angeht, ein gutes Jahr. Und es ist heute, am dritten Dezember, auch noch nicht zu Ende. Manch Vielversprechendes habe ich noch gar nicht lesen können, von Liza Codys Miss Terry bis Patrick McGinleys Bogmail. Dafür habe ich mir Ian Rankins neuen Rebus (Rather Be the Devil) gegönnt. Und wurde bitter enttäuscht. Aber davon berichte ich erst, wenn dieses Musterbeispiel nachlässigen Erzählens in deutscher Übersetzung erscheint.
Joachim Feldmanns CrimeMag-Beiträge finden Sie hier. Er schreibt auch regelmäßig mit in unserer beliebten rubrik „Bloody Chops“.
Candice Fox
Movie: Don’t Breathe
If there’s one thing I hate about scary movies it’s when the characters are trying to escape the monster and they don’t try the most obvious things. I spend half my time watching these film yelling in frustration ‘Call the police! Turn on the light! Hit it with the bat!’ In Don’t Breathe, a bunch of robbers are trapped in a house with a blind ex-veteran psychopath, and they try everything I would try to escape – to no avail. It’s a terrifying and exciting ride.
Song: Cover of Creep by Radiohead, performed by Brian Justin Crum
Creep has been one of my favourite songs for many years, but newcomer Brian Justin Crum gave my infatuation for it a whole new life when he performed it on America’s Got Talent this year. The extended version on his Youtube channel is even better. If that guy doesn’t become one of the music world’s biggest stars over the next few years, I’m giving up on humanity.
Movie: Blair Witch II (2016)
People either loved or hated the first Blair Witch, and even if you loved that one, you’ll probably join me in pretending the original sequel never existed. The second shot at a sequel that came out this year was genuinely terrifying – I ended up watching some of it through my fingers, and I’m basically not scared by anything these days. The movie stayed true to the conventions of the first film and the new filming techniques, including the use of a drone, were really cool. Cannot wait for another.
Podcast: Sword and Scale
By far the best true crime podcast out there, Sword and Scale, narrated by Mike Boudet, is really addictive listening. Mike’s not afraid to include the most disturbing real audio of 911 calls and killer confessions. There are eighty episodes so plenty to binge on for the first-timer.
Book: Raindogs, Adrian McKinty
Adrian McKinty’s Sean Duffy is a true dollface, much like the author himself. Funny, hearty and always up for adventure, Duffy’s in trouble this time with a locked-room mystery that had my truly puzzled. I listened to this on audiobook to get the accent, and the experience was only enriched. Really fun reading.
Podcast: Someone Knows Something, Season 1
Usually, I only like a true crime story when it has all the answers, but it’s the speculation about what happened to five-year-old Adrien McNaughton that really hooked me. This podcast taught me heaps about cadaver dogs and underwater searches, and the narrator David Ridgen is truly passionate about the case, which is heartwarming.
TV series: Brooklyn 99, Andy Sandberg
American humour can be really hit-and-miss with me, but this show has me laughing my ass off every time, and sometimes across multiple watching of the same episodes. The creators and characters in this show give you the feeling that some of what’s being displayed are in-jokes between them, but you feel included too, almost like you’re part of a big comedy family. I love it!
The Innocent Killer: A True Story of a Wrongful Conviction, Michael Griesbach
If you loved the documentary series Making a Murderer (let’s face it, everybody did) then Michael Griesbach gives you the inside scoop on Steven Avery and the likelihood (or not) of his innocence. Griesbach was intimately involved in Avery’s first trial and has some deeply controversial views on the man. It’s page-turning stuff.
Book: The Light Between Oceans, M. L. Stedman
Here’s a curveball for you – an emotional literary novel that I actually enjoyed. My usual book tastes are all about blood, guts and gratutious violence, so I had low expectations for this one, but I was forced to read it for a promotional video. I was delighted by how tangled up and treacherous this novel was. The character’s decision to keep a baby that washes up on their lighthouse island, after struggling to have a child themselves, really pulls at the heart strings. Good reading.
Podcast: Bowraville
This podcast is teasingly short, but truly enveloping – covering the unsolved case of three murdered children in the small town of Bowraville on the New South Wales north coast. With interviews with the accused killer and plenty of speculation to go around, the podcast by The Australian is high-quality, brain-teasing awesomeness.
Wolfgang Franßen
Was für ein Jahr. Plötzlich standen wir alle, die eigentlich alles zu wissen vorgeben, ziemlich ratlos da. Mit der Frage: wie schützt die Demokratie sich vor sich selbst? Perfekt, um Filme wie Frantz mit dem wunderbaren Ernst Stötzner oder Café Belgica von Felix Van Groeningen zu sehen oder mit Bin im Wald.
Kann sein, dass ich mich verspäte … sich noch einmal Peter Handke zu nähern. Eher also ein Spontanrückblick bloß keine Jahresanalyse. Was mir nicht gleich einfällt, gehört nicht hierher. Bei den Büchern: Die Toten schauen zu von Gerald Kersh, der grandiosen Wiederentdeckung von Pulp Master, oder Fight Girl von Erika Krouse, weil ich Autorinnen und Autoren mag, die etwas riskieren, selbst auf die Gefahr hin, dass es nicht rundum perfekt ist. Bei Ryan Gattis Die Straßen der Wut habe ich sogar die Langstrecke auf mich genommen. Was selten vorkommt, weil die Zeit fehlt.
Und da gibt es meine geheime Liste. Mit Bill Beverlys Dodgers, für den ich zu spät kam und der bald auf Deutsch erscheint. Oder Éric Maravélias La faux soyeuse, bei dem ich lange geschwankt habe, ob ich ihn nicht ins Programm nehmen sollte. Was die Musik betrifft, bin ich eher der Jahrzehnte übergreifende All-Time-Fan. Bei den Konzerten kam ich an Bruce Springsteen in Berlin oder an Melody Gardot in Hamburg nicht vorbei.
Ins Theater habe ich es 2016 nicht geschafft. Nicht mal zu Medea. Matrix mit der großartigen Birgit Minichmayr. Es ist also viel zu viel in dem Jahr liegengeblieben. Aber es bietet natürlich auch die Chance der Wiederentdeckung: Melanie De Biasio No Deal. Mit dem Titel ihres Albums lässt sich ein solcher Rückblick gut abschließen.
No Deal. Bloß keine Rangliste. Nur der Moment.
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