Geschrieben am 21. Dezember 2012 von für Highlights 2012

CM-Jahreshighlights 2012, Teil II (H–M)

Willkommen,

zum CM-Jahresrückblick, Teil II (H–M): Der kaleidoskophafte ultimative Rückblick, der andere Rückblicke überflüssig macht! Also nehmen Sie sich Zeit, verproviantieren Sie sich, halten Sie Bleistift und Papier für letzte Einkäufe, Geschenke und Belohnungen für sich selbst bereit und freuen Sie sich mit uns, spotten Sie mit uns und vor allem: Amüsieren Sie sich gut! (Zu Teil I und Teil III).

Gefährliche_SeilschaftenBirgit Haustedt

Kunst: Gute Kunst umsonst in der Peffersackstadt Hamburg? Gibt’s nicht! Doch! Einzige Bedingung für die Besichtigung von Antony Gormleys „Horizon Fields“ in den Deichtorhallen war: Schuhe aus. Also kletterte man barfuß oder in Strümpfen eine schmale Treppe hinauf und landete hoch oben auf einer riesigen schwarzglänzenden Fläche, fast freischwebend, da nur mit Drahtseilen befestigt. Zaghaft erst, dann immer mutiger verteilen sich die Besucher, in einer Ecke lümmelt eine Großfamilie, in einer anderen tanzt ein Paar Tango, Kinder hüpfen, Ältere gesellen sich dazu. Auf einmal beginnt der Boden leicht zu schwanken wie ein Schiff bei Seegang, immer wieder anders, je nach dem, wer sich wo bewegt. So viel Spaß wie als Teil dieser „sozialen Plastik“ (so nennt der Künstler sein Werk) hatte ich lange nicht bei einer Ausstellung, auch nicht auf der diesjährigen Documenta. Mein Kunst-Highlight 2012.

Musik: Weit entfernt von solcher Mitmachkunst sind die Kammerkonzerte in der Kleinen Musikhalle in Hamburg. Diszipliniertes Stillsitzen ist gefordert. Erst recht bei Beethovens Streichquartetten, sie gelten als anspruchsvollste dieser Kunst. Das Belcea-Quartet setzte noch eins drauf. Nur Beethoven stand auf ihrem Programm, an sechs Abenden spielten sie seine sämtlichen Streichquartette, jeweils ein frühes, ein mittleres und ein spätes. Allein durch diese Zusammenstellung bekam man eine Ahnung, wie der Komponist das Genre für sich entdeckte, wie er in alle musikalischen Richtungen probierte und die Gattung in seinen späten Quartetten an die Grenzen führte. Die Belceas spielten präzise, schnell, aber unglaublich zart und transparent in den leisen Passagen bis hin zum Verstummen, dann wieder sehr temperamentvoll. Noch nie habe ich ein so lebendiges Miteinander-Musizieren auf dieser Bühne gesehen und gehört. Das übertrug sich auch auf das sonst eher kühle Hamburger Publikum: Beim letzten Konzert am 17. Juni 2012 klatschten, pfiffen und trampelten die Leute wie Teenies in einem Justin Bieber-Konzert. Allein das war schon ein Klassik-Highlight. (Eine erste CD mit Live-Mitschnitten von Beethovens Streichquartetten hat das Belcea-Quartet gerade bei ZigZag Territoires veröffentlicht)

Meine beiden Serien-Highlights 2012: Politik als Serie? Klingt langweilig, ist aber hochspannend, wenn es so gemacht ist wie in der dänischen Serie Borgen (deutsch: „Gefährliche Seilschaften“), weil die Heldin, erste Ministerpräsidentin Dänemarks, vor politischen und privaten Konflikten steht, die manchmal nicht auflösbar sind. Und dennoch eine Entscheidung fordern, oft schmerzhafte Kompromisse. Eine Serie auf der Höhe Zeit. (2. Staffel lief gerade auf ARTE, im Januar gibt’s nächtliche Wiederholungen, auf Deutsch gibt es bisher nur die erste Staffel als DVD.)

Andere Zeit, anderes Genre, aber ebenso spannend: die englische Erfolgsserie Downton-Abbey, in der es um die Adelsfamilie Crawley und ihre zahlreiche Dienerschaft geht. Wie die Welt der Aristokraten schon vor dem I. Weltkrieg aus den Fugen gerät und wie sich die Menschen oft ganz unvermutet entwickeln, Intrigen, Liebe, Machtspiele inklusive, hält einen im Bann. Nicht nur wegen des exklusiven Schauplatzes (ein echtes Schloß), der extravaganten Kostüme (hat die Vogue schon zu Modestrecken inspiriert) oder wegen der tollen Schauspieler (z.B. Maggie Smith). Sondern weil es ein Drehbuch gibt, das die Zuschauer nicht für blöd hält und dennoch unterhält. (Staffel 1 u. 2, deutsche Version auf DVD; 3. Staffel + Christmas Special nur auf Englisch. Weihnachten erstmals im ZDF. Termine: 23.12. um 17.05, 25.12.um 16.35, 26.12. um 17.10)

Zu den CM-Beiträgen von Birgit Haustedt.

Henrike Heiland _ BiesenbachHenrike Heiland & Zoë Beck

Gern gesehen:
Im Kino: Oh Boy!
Auf DVD: Sherlock
Im Fernsehen: Borgen – Gefährliche Seilschaften (zur CM-Rezension)

Gern gelesen (sekundär):
Alfred Brendel – A bis Z eines Pianisten: Ein Lesebuch für Klavierliebhaber: Ein Lesebuch für Klavierliebende (Hanser)
Laurie Penny – Fleischmarkt: Weibliche Körper im Kapitalismus (Nautilus Flugschrift)
Parmy Olson – Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (Redline Verlag)

Primär, engl:
Kressmann Taylor – Address unknown (Souvenir Press Ltd.)
Denise Mina – Gods and Beasts (Orion)
Ian Rankin – Standing in Another Man’s Grave (Orion)

Gern gehört:
Amanda Palmer & The Grand Theft Orchestra – Theatre Is Evil
Fiona Apple – The Idler Wheel Is Wiser Than the Driver of the Screw and Whipping Cords Will Serve You More Than Ropes Will Ever Do
Sigur Rós – Valtari
Bat For Lashes – The Haunted Man
Maxïmo Park – National Health

Ausstellung:
Schwarze Romantik (Städel, FFM; hier mehr)

Und:
Dank an alle, die mich in diesem schwierigen Jahr nicht allein gelassen haben.

Zu den CM-Beiträgen von Henrike Heiland und den Beiträgen von Zoë Beck.

helblingBrigitte Helbling

Puppen: In 2012 gab es eine Zeit, in der es mir nicht mehr gelang, mich in Romanen zu verlieren – ich meine damit den Abflug beim Lesen in die Parallelwelt der Fiktionen – und ich mich fragte, ob ich vielleicht eine Art unsichtbare Schwelle überschritten hatte und in Zukunft nur noch Sachbücher und Magazine lesen würde. In der amerikanischen Kulturzeitschrift The Believer schreibt Nick Hornby in jeder Ausgabe über Romane, die er im Vormonat gelesen hat, nicht als Rezension, sondern wie jemand, der seinen Freunden von diesem tollen Buch erzählen will, das ihm gerade in die Hände gefallen ist. Hornby ist älter als ich und man merkt seinen Beiträgen an, dass ihn die Bücher, die er liest, davontragen, mit dem Alter hatte diese Schwelle, falls es sie gab, also nichts zu tun. Vielleicht mit einer Art Erschöpfung und keine Muße, ihr nachzugehen.

Ich fand es beunruhigend, dass ich in Romanwelten nicht mehr richtig eintreten konnte. Dass ich mir Richard Calders „Tote Mädchen“ als Rezensionsexemplar hatte schicken lassen, hatte ich vergessen, aber eines Tages entdeckte ich es auf einem Stapel und fing an zu lesen, und diese seltsame, hypernerdige Zukunftswelt voller Puppen und Menschen auf der Flucht stieß für mich die Tür wieder auf, es war ein Leseglück wie damals als Kind, als ich stapelweise Bücher aus der Bücherei holte und sie alle am selben Nachmittag durchlas.

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Eine Puppe aus dem Performancestück „Mimosa Ferrera“.

Ich glaube nicht, dass Richard Calders „Tote Mädchen“ eins der besten Bücher ist, das je geschrieben wurde, aber für mich war es das Buch, das mir die Selbstvergessenheit beim Lesen zurückgab. Es war damit das richtige Buch zur richtigen Zeit, und als ich damit durch war, bestellte ich mir sofort die Folgebände, die es auf Deutsch nicht gibt, „Dead Boys“ und „Dead Things“, und außerdem „Babylon“, von dem Dietmar Dath sagt, es sei der Gipfel des Wahnsinns in Calders Werk.

„Babylon“ erhielt ich über Abe Books als Bibliothek-Ausschussware mit einem durchsichtigen Plastikeinband, wie er bei amerikanischen Bibliotheksbüchern üblich ist. Am Buchrücken klebt noch die Katalognummer, TM-419-597. Bei „Dead Boys“ blieb ich sofort stecken, es gleicht zwar „Tote Mädchen“, hat aber den Schwung des ersten Bandes nicht, was enttäuschend war, jedoch keine Seltenheit bei Büchern, die nicht von vornherein als Serie angelegt sind. „Babylon“ liegt bis heute ungelesen auf meinem Büchertisch. Irgendwann werde ich es lesen, und dann wird es entweder das Beste sein, was ich je gelesen habe (zumindest in dem Moment), oder aber der Beweis, dass Calder mit „Tote Mädchen“, das Buch, das ihm zu seinem Durchbruch verhalf, einen Höhepunkt erreicht hatte, den er nicht wieder einholen wird.

Richard Calder: Tote Mädchen. (Dead Girls, 1992). Aus dem Englischen von Hannes Riffel. Berlin: Suhrkamp Taschenbuch 2012. 242 Seiten. 11,99 Euro.
Zu den CM-Beiträgen von Brigitte Helbling.

evadefault2Eva Karnofsky

Am meisten amüsiert habe ich mich in diesem Jahr mit dem malaiischen Prinzen Sandokan und seinem portugiesischen Freund Yanez de Gomara. Der Mexikaner Paco Ignacio Taibo II hat Emilio Salgaris Helden in seinem Roman „Die Rückkehr der Tiger von Malaysia“ wiederauferstehen lassen. Älter geworden sind sie, aber immer noch schlau, stark und schön. Und sie kämpfen immer noch gegen Kolonialismus und Ausbeutung. Kein geringerer als Friedrich Engels gibt ihnen dazu briefliche Ratschläge. Auch Old Shatterhand unterstützt nun die beiden Tiger gegen einen geheimnisvollen Feind, der auf Borneo Dörfer niederbrennt und junge Männer entführt. Ein mitreißender Abenteuerroman mit literarischen Finessen, so geht spannende Unterhaltung!

Aus Eduardo Sacheris Roman „In ihren Augen“ entstand 2010 ein Film, der mit einem Oscar ausgezeichnet wurde. Das Buch des Argentiniers ist mindestens genauso gut wie der Film: Es verwebt zwei anrührende Liebesgeschichten und einen Mord mit bitterböser Kritik an der argentinischen Justiz im Allgemeinen und unter der Militärdiktatur im Besonderen. Obendrein ist die Geschichte über die unerfüllte Liebe des Justizbeamten Benjamín Chaparro sowie über dessen wichtigsten Fall, die Vergewaltigung und Ermordung einer jung verheirateten Frau, perfekt konstruiert und spannend und lebendig erzählt, also ebenfalls ein echtes Highlight.

Paco Ignacio Taibo II: Die Rückkehr der Tiger von Malaysia (El retorno de los tigres de Malasia, 2010). Aus dem Spanischen von Andreas Löhrer. Assoziation A, Berlin, Hamburg 2012, 298 Seiten. 19,90 Euro.
Eduardo Sacheri: In ihren Augen (La pregunta de sus ojos, 2005). Aus dem Spanischen von Matthias Strobel. Bloomsbury Verlag, Berlin 2012, 332 Seiten. 19,99 Euro.
Zu den CM-Beiträgen von Eva Karnofsky.

hsv-stadionJan Karsten

Buch: Cornelia Travniceks „Chucks“ (zur CM-Rezension)
Schleim: Elizabeth Tova Baileys „Das Geräusch einer Schnecke beim Essen“ (zur CM-Rezension)
Krimi: Oliver Harris’ „London Killing“ (zur CM-Rezension)
TV: „Shameless“ (mehr hier)
Reihe: „diaphanes booklet“ – Lektüren zur Serie (mehr hier)

Zu den CM-Beiträgen von Jan Karsten.

busysignal_reggaemusicagainJulian Klosik

Top Alben:
Busy Signal – Reggae Music Again. VP Records.
(warum, siehe hier)

Flying Lotus – Until the Quiet Comes. Warp.
(warum, siehe hier)

VA – Necessary Mayhem Future Cuts (Sampler)
Necessary Mayhem. Eine grandiose Fusion aus moderner UK-Riddim-Produktionsweise und verschiedenen Gesangsstilen von guten bis hervorragenden – toten und lebendigen – Reggae- und Dancehall-Artists wie Gregory Isaacs, Etana und Busy Signal.

Top Songs:
Protoje – Who Dem A Program
Protoje macht mit der ersten Single schon mal Lust auf sein nächstes Jahr erscheinendes, zweites (und damit nach eigenen Worten wichtigstes) Album „The Eight Year Affair“.

Busy Signal feat. Damian Marley – Kingston Town (Remix)

Ab-Soul – Terrorist Threats feat. Danny Brown & Jhene Aiko
Als ein Artist der ohnehin vielversprechenden Black Hippy-Crew beweist Ab-Soul zusammen mit Danny Brown (der ebenfalls in diesem Jahr seine Solo-Karriere voranbrachte) und Jhene Aiko, dass im US-amerikanischen Hip Hop wieder einiges geht – tiefgründige Texte, cooles Video, krasser Flow.

Top Konzerte:
Stephen Marley in der Fabrik, Hamburg
Das Reggae-Konzert des Jahres. Einzigartige zweieinhalb-stündige Live-Show mit grandioser Band und demjenigen Sohn Bob Marleys, der in bestimmten Passagen der Stimme seines Vaters näher als jeder andere kommt. Das Konzert fand im Rahmen der Tour zu seinem 2011 erschienenen Grammy-prämierten Album „Revelation Part 1: The Roots of Life“ statt und dessen Songs sind Live einfach eine Offenbarung.

Protoje @SXSW (South By Southwest in Austin, Texas)
Ein sehr bassiges, druckvolles Konzert mit fast schon reggae-untypisch-langen Improvisationen der erstklassigen Indignation-Band. Eines meiner persönlichen Highlights des diesjährigen South By Southwest Festivals in Austin, Texas.

Al Foster im Birdland, Hamburg (warum, siehe hier).

Omar Rodriguez Lopez Group@Reeperbahn Festival, Hamburg (warum, siehe hier).

Lady Leshurr @SXSW. Die Powerfrau aus Birmingham ist die derzeit beste Rapperin (!) und weiß auch spontan mit dem Backing einer Roots-Reggae-Band umzugehen, wie bei ihrem Auftritt in Austin.

Flops:
Das Remix-Album „I Don’t Like Reggae“ von Warner Music, das 14 erfolgreichen und ohnehin schon zum Großteil schrecklichen Popmusik-Tracks von Tim Bendzko über Jennifer Rostock bis Revolverheld ein seichtes Reggae-Gewand verpasst – mehr aber auch nicht. Vor allem der Reggae-Remix von Cros „Easy“ ist ein Schlag ins Gesicht für alle Reggae-Liebhaber.

Die Pseudo-Transformation von Rapper Snoop Dogg in den spirituellen Reggae-Musiker Snoop Lion. Zuerst verklärt er sich selbst zur Reinkarnation von Bob Marley, dann erzählt er der Welt, er wolle ernsthafte Reggae-Musik machen und habe spirituell – durch eine Art Erweckungserlebnis auf einer Jamaika-Reise – zu Rastafari gefunden, wovon ein Album und eine filmische Dokumentation Zeugnis ablegen sollen. Beides ist bis jetzt nicht released, und das Schlimmste: Statt sein ach so ernsthaft-spirituell-true-conscious-Reggae-Album von tatsächlichen Reggae-Produzenten in jamaikanischen Studios produzieren zu lassen, geht der Party-Remix-affine Diplo (zuerst zusammen mit Switch, nun alleine der Mann hinter dem Projekt Major Lazer) ans Werk. Die erste Single zeugt schon einmal von Snoop Lions außergewöhnlichen Skills als Reggae-Sänger – so belanglos wie der Name ist nämlich auch der Inhalt von „La La La“.

Zu den CM-Beiträgen von Julian Klosik.

Joe Paul KrollJoe Paul Kroll

2012 habe ich recht wenige Neuerscheinungen gelesen. Manchmal lässt man sich ja gerne vom Rummel mitreißen, von dem die Branche lebt, doch großen Lesegenuss haben mir in den vergangenen zwölf Monaten Bücher verschafft, zu denen ich spät kam. Eine Entdeckung war dabei das Werk Peter Careys, angefangen mit dem prachtvollen Roman „Oscar and Lucinda“. Auch Lorrie Moores „A Gate at the Stairs“ (dt. „Ein Tor zur Welt“) und „The Line of Beauty“ (dt. „Die Schönheitslinie“) von Alan Hollinghurst werden mir lange in Erinnerung bleiben. Doch nicht alle Spitzentitel der Saison habe ich verschlafen (auch wenn die Originalausgaben bereits 2011 erschienen): So konnte ich mich davon überzeugen, dass „Open City“ von Teju Cole (zur CM-Rezension) und „A Visit From the Goon Squad“ (dt. „Der größere Teil der Welt“) von Jennifer Egan alle Aufmerksamkeit und alles Lob verdient haben.

kapitalismus-forever-pohrtBei den Sachbüchern freue ich mich sehr darauf, endlich David Van Reybroucks „Kongo. Eine Geschichte“aufzuschlagen, das mich bereits als Großtat von Verlag und Übersetzerin beeindruckt. Des Weiteren ist Wolfgang Pohrts leider zu wenig beachtetes (und noch weniger ernstgenommenes) „Kapitalismus Forever“ zu loben – vielleicht nicht das einzige Buch, das man zur Dauerkrise lesen sollte, aber mit Sicherheit das abgeklärteste und unterhaltsamste.

Schließlich möchte ich mich noch vor i migliori fabbri verbeugen und auf zwei hervorragende Buchbesprechungen hinweisen, die wohl nicht zufällig in The New Republic erschienen sind: The Identity Crisis of Zadie Smith, aus der Ruth Franklin auch einige Einsichten zum Zustand der Literatur gewinnt, und Evgeny Morozovs Demontage der Häppchenwissenschaft, wie sie im Umfeld der TED-Konferenzen gepflegt wird. The New Republic wurde im März vom Facebook-Mitbegründer Chris Hughes gekauft, oder besser: vor dem Ruin gerettet. Hughes hat sich damit der Förderung des Qualitätsjournalismus verschrieben. Im Jahr des Zeitungssterbens eine seltene, weil gute, Nachricht aus den USA.

Zu den CM-Beiträgen von Joe Paul Kroll.

Anne KuhlmeyerAnne Kuhlmeyer:

Film: +++ SUPER +++: „Savages“ nach Don Winslows „Zeit des Zorns“ (zur CM-Rezension) … nicht alles, na gut. Aber das Meiste. Die Dialoge zum Beispiel. Die Nähe zur großartigen Vorlage. Die Amplitude der Bilder …

Ben, Chon und O, die eigentlich Ophelia heißt und die Liebste von allen beiden ist, sind mit ihrem Hydrooberspecialdope im Drogengeschäft, wohnen landschaftlich ausgesprochen hübsch in einem Touristenstädtchen am Pazifik und genießen das Leben, bis ihnen das mexikanische Baja-Kartell die Unabhängigkeit und die extrem ertragreiche Anbaumethode streitig machen will … Ein sehenswerter Film darüber, wie Menschen zwischen Sonne und Blut geraten können.

+++ LUSTIG +++: „Skyfall“, der 23. James-Bond-Film. Fröhlich, ballerig, ironisch – James Bond eben, wie wir kennen. Für Liebhaber sinnfreier Unterhaltung ein MUSS. Sehr schön, wie der Film Symbole, Redewendungen, Musik aus den Vorgängerfilmen integriert und neu organisiert.

Fernsehen: +++ ENDLICH FEINES FERNSEHEN +++: „Die Brücke – Transit in den Tod“. Gut Gemachtes, liebes ZDF, bitte nicht in 10 (in Worten: zehn!) Teilen senden! Das ist nervenaufreibend. Ansonsten ein wunderbarer Film, den man besser auf DVD sehen kann und der hier ausführlich von Friedemann Sprenger besprochen worden ist.

Literatur: +++ UNGEWÖHNLICH +++: Frank Göhre! ALLES gelesen, ALLES toll gefunden! Hier zwei Beispiele: I and I“, Stories und Reportagen. Er nimmt mich nicht mit, denke ich, (zu dem Zeitpunkt denke ich noch) und stocke anfangs beim Lesen. Ein Buch bei dem ich nicht weiß, was ich trinken soll. Zuerst entscheide ich mich für Kaffee. Bei jedem Absatz einen. Das geht zweimal gut, dann Espresso, bis mein Herzschlag sich dem Rhythmus der Sprache anpasst. Aber in Wirklichkeit geht es nicht ohne Wodka. Der bringt mich vom Denken ab und der Text zieht mich hinein in die Welten von Schriftstellern und Musikern, Gestrandeten und Gestrauchelten, Suchenden und Irrenden, Liebenden und Lieblosen. In die Welt derjenigen, die Chancen ergriffen, die sie nicht hatten.

Ich lasse mich treiben … Hamburg, Jamaika, Amsterdam. Eindrücke, Gespräche, Songtexte, Biographisches. Kunst und Leben auf unentwirrbare Weise miteinander verquickt. Hätte nie gedacht, dass das geht. Cool!

Reiseberichte, Reportagen, Aufsätze. Jean-Pierre Melville, Ernest Tidyman, James Crumley, Daniel Woodrell und David Osborn kommen vor und zahllose Unbekannte, die vor dem Vergessen behütet werden müssen. Es ist völlig egal, wie gut oder ob man die mehr oder minder prominenten Künstler zuvor kannte. Deshalb wird ja von ihnen erzählt.

Frank Göhre erzählt immer von jenen, die zu kurz gekommen sind, die sich haben durchschlagen müssen. Von den Unsteten, Risikobereiten, den Hassadeuren und Geschlagenen. Er ist ihr Chronist.

Wunderbar fügen sich die Episoden aneinander, nicht folgerichtig, sondern unbewertet, respektvoll und frei von jeglicher Hierarchie. Ich darf sie begleiten und mich anrühren lassen von ihrer Dynamik und ihrer Intensität. Geschichten gegen das Vergessen und für die Würde des Einzelnen mit raschen Beats, schnellen Schnitten und einem glasklaren und liebevollen Blick auf die Welt.

Frank Göhre_MoBeispiel 2: Frank Göhre, „Mo – Der Lebensroman des Friedrich Glauser. Friedrich Glauser (1896–1938) gilt vielen als der „Vater“ des Kriminalromans im deutschsprachigen Raum. Welche Rolle er auch immer in der Literatur gespielt haben mag, seine im Roman verarbeitete Biographie ist in jedem Falle ein großartiges Stück Literatur. Ganz nah bleibt der Autor an der Person, einfühlsam und atmosphärisch erzählt er von der Zeit, den Lebensumständen und den Versuchungen, mit denen sich Glauser herumschlug und denen er nur mühsam, wenn überhaupt widerstand.

Glauser war ein Süchtiger und ein Suchender. Und nein, das Eine schließt das Andere durchaus nicht ein, weder inhaltlich noch etymologisch. Seine Morphinabhängigkeit begann anlässlich einer Erkrankung (er hatte eine Lungenentzündung und bekam eine Injektion von seinem Arzt). Das „Mo“, wie er das Morphin nannte, war beides – Rettung und Tod. Ganz sicher muss er während der ersten Applikation ein so umfassendes, mit nichts anderem vergleichbares Behagen empfunden haben, dass die Droge einen Fluchtpunkt in seinem schwierigen Leben bieten konnte.

Frank Göhre gelingt es, ein differenziertes, persönliches Bild von Friedrich Glauser mit seinen Ängsten, Widersprüchen und Abhängigkeiten zu zeichnen, ein Bild von einem Kämpfer und Träumer, der mit inneren Dämonen und äußeren Zwängen ringt und im literarischen Schaffen Halt wie Qual erlebt. Stilistisch unterscheidet sich der Roman von vielen anderen des Autors. Hier erlaubt er sich mehr atmosphärisch Erzählerisches, ist nicht so schnell, manchmal schroff, wie man ihn aus „Zappas letzter Fall“ oder „Der Auserwählte“ kennt. Dabei bleibt er lakonisch und sicher bis zum letzten Punkt.

Zu den CM-Beiträgen von Anne Kuhlmeyer.

Stefan LinsterStefan Linster

Geschichten und Geschichte in Wort und Bild – Wie schwer ist eigentlich Blei? Zu meinen diesjährigen Highlights, so muss ich gestehen, gehört die späte Lektüre dreier großartiger, vor „Urzeiten“ (2009, 2010, 2011) erschienener Werke, Geschichte einer Ehe von A. S. Greer, H. Mantels Wölfe und Léon und Louise von Alex Capus, die auf den ersten Blick verschiedener nicht scheinen können und doch Gemeinsamkeiten aufweisen: Alle drei erzählen gewiss in völlig unterschiedlichem Kontext und auf ganz eigene Art wahrhaftige, berührende Wolfs-Geschichte/n, erzählen von Abgründen und Rettungsversuchen, von Grausamkeiten im Gesellschaftlichen wie im Privaten (in Cromwells Tage eine bittere Fiktion) und dem wie auch immer gearteten Versuch, Würde und Menschlichkeit zu bewahren. Insofern liest man nie zu spät …

Unmittelbar beeindruckender, ergreifender war allerdings wie letztes Jahr der Besuch einer Ausstellung, nämlich Am Anfang. Anselm Kiefer aus dem Privatbesitz Hans Grothe in der Kunsthalle Bonn. Der Polemik um sie zum Trotz!

782Ich wage die Behauptung, wer Kiefers Werke im Original nicht gesehen hat, kann kaum ermessen, was sie transportieren, noch welche im wahrsten Sinne des Wortes überwältigende Wirkung sie auf den Betrachter ausüben. Man wird förmlich erschlagen von der Wucht, dem „Gewicht“ der teils fast 5 Meter hohen und bis zu 8 Meter breiten Bilder und der mächtigen Installationen, die völlig unterschiedliche Wahrnehmungen verlangen und dabei entsprechende Entdeckungen hervorrufen, je nachdem wie man vor ihnen steht, welche Nähe man räumlich und emotional zulässt.

Um Deutungen und Erklärungen geht es mir hierbei gar nicht, nicht unbedingt um die Problematik des bevorzugten Werkstoffs Blei an sich, darüber wurde hinreichend orakelt und doziert, auch vom Künstler selbst. Die ungeheure, körperlich spürbare Schwere freilich, intensiviert durch allgegenwärtige Grau- und Rosttöne, die keineswegs zum Selbstzweck oder zur Manier erstarrte Monumentalität von Darstellendem und Dargestelltem bewirken eine Erfahrung des Erhabenen, wie bei Burke und Kant beschrieben: Alles übersteigt derart unser Maß, unsere Körperlichkeit und Dichte, dass wir uns den rätselhaften Schreckenslandschaften und Ödnissen, all den Kriegsschiffen, Himmelsleitern und enigmatischen Pflanzenwelten völlig ausgeliefert sehen, wenn wir nicht ohnehin von ihnen aufgesogen, vereinnahmt werden, zu den einzig mutmaßlich lebendigen Bestandteilen von Anselm Kiefers „erzählten“ Geschichten und Geschichtsbildern mutieren. Womit sich der Kreis zu den vorgenannten Romanen schließt, nur dass eben wir selbst darüber zu Protagonisten geworden sind.

Zu den CM-Beiträgen von Stefan Linster.

mackeCarl Wilhelm Macke

Anthony Shadid – ein großer Journalist: Seinen Namen wird man vermutlich in den gängigen Jahresrückblicken der großen Tageszeitungen und Wochenmagazine nicht finden. Dafür besaß er wohl zu wenig Glamour und sein Name war – zumindest in Deutschland so gut wie unbekannt. Unter den regelmäßigen Lesern der „New York Times“ und auch bei vielen Korrespondenten in den Ländern des Nahen Ostens besaß Anthony Shadid hingegen einen großen, legendären Ruf.

Da der 1968 in Oklahoma in einer Familie mit libanesischen Wurzeln geborene Shadid Arabisch so perfekt beherrschte wie das Englische, war er prädestiniert für gründliche Recherchereisen quer durch diese brandgefährliche Weltregion. Und hier kannte sich kein Journalist so gut aus wie er. Den Tahirplatz in Kairo kannte er schon als andere Kollegen gerade erst von ihren Redaktionen in London, Paris oder Berlin zur Berichterstattung vom sogenannten „Arabischen Frühling“ nach Ägypten geschickt wurden. 2002 wurden Shadid bei einer Recherchereise durch das Westjordanland eine Kugel in die Schulter geschossen. In Libyen wurde er von Gaddafi-Milizen eine Woche lang übel misshandelt.

Anthony Shadid

Anthony Shadid during a meeting at the National Press Club on March 1, 2007

Dabei war er alles andere als ein Journalist, der auf der Jagd nach einem Scoop alles, auch sein Leben riskierte. Freunde schildern ihn als einen eher stillen und besonnenen Reporter, der die Hintergründe von Gewalt und Kriegen durch lange Gespräche mit den Menschen am Ort begreifbar machen wollte. So hatte er es im Irak in der Zeit nach dem Sturz von Saddam Hussein gemacht und in Syrien, als es noch nicht vom Bürgerkrieg so erschüttert war wie es heute ist.

Und Syrien wurde ihm auch zum Verhängnis, als er nach einer illegalen Recherchetour durch das seit Anfang dieses Jahres für ausländische Journalisten fast vollständig abgesperrte Land in die sichere Türkei zurückkehren wollte. Aber wurde nicht wie andere Kollegen bei der Ausübung seines Jobs erschossen oder verwundet. Shadid erlitt auf seiner Flucht in die Türkei einen schweren Asthmaanfall, den er nicht überlebte.

Ein Kollege von ihm schrieb in einem Nachruf: „More than anything, his effort to connect foreign coverage with real people on the ground, and to understand their lives, is what made his work so special. It wasn’t just a matter of diplomacy: it was a matter of people, and how their lives were so dramatically affected by world events.“

Um die komplizierten Zusammenhänge der aktuellen Konflikte im Nahen Osten etwas besser zu verstehen, sind wir auf die Erfahrungen und das Wissen guter Journalisten angewiesen. Anthony Shadid war einer von ihnen, einer ihrer besten.

Bild: Terissa Schor, Quelle: Wikipedia, Creative Commons 2.0.
Zu den CM-Beiträgen von Carl Wilhlem Macke.

SAMSUNGTina Manske

Album
Dirty Projectors: Swing Lo Magellan

Geht es danach, welches Album ich dieses Jahr am häufigsten gehört habe, sind die Dirty Projectors vorne. Und auch bei der Frage, in welcher Platte sich perfektes Songwriting, angemessene Crazyness und komplette Zugänglichkeit am besten die Klinke in die Hand gaben.

Song
Light Asylum: IPC

Gleich hinter den Dirty Projectors rangieren Light Asylum; „IPC“ steht dabei stellvertretend für ein ganzes Album, das an Dichte und Intensität nichts zu wünschen übrig lässt.

RE-ISSUE
22-Pistepirkko: Big Lupu

Hits wie „Birdy“ oder „Don’t Say I’m So Evil“ lassen einen wieder spüren, was für ein cooler Scheiß das sein kann: Psychedelic-Rock’n’Roll.

Wallace_The_Pale_KingKonzert
Suzanne Vega im Heimathafen Neukölln

Die große Muse nach mehr als 20 Jahren live wiedersehen und danach beseelt nach Hause radeln – unbezahlbar. Jetzt warte ich nur noch auf die Gelegenheit für das verschobene, aber nicht aufgehobene Interview …

Roman, Erzählung
Nicht nur das 2012 für den Pulitzer-Preis nominierte „The Pale King“, sondern alles von David Foster Wallace – ich habe eine Menge aufzuholen.

Lyrik
Gerhard Falkner: Pergamon Poems. Wie viel Gigabyte hat dieser Fries?

Entstanden als Auftragsarbeit für die Staatlichen Museen zu Berlin, sind die „Pergamon Poems“ eine lustvolle und kurzweilige lyrische Auseinandersetzung mit einem klassischen Monument, das von Falkner in launigen Versen mit dem 21. Jahrhundert verbunden wird (erschienen bei kookbooks).

Zu den CM-Beiträgen von Tina Manske.

Alf_MayerAlf Mayer

Was deutschen Lesern entgeht – ein klitzekleiner Streifzug durch das Jahr 2012: „Der Krieg gegen Falschgeld, der kleinteilige Rauschgifthandel, die Zwangsprostitution von Minderjährigen, geldwaschende Banker und halblegale Betrüger, all das hat nichts vom Glamour des ‚Kriegs gegen den Terror‘. Wir sind auf den zweiten Platz verdammt, und wir brauchen die Hilfe von Außenseitern“, sagt eine britische Polizistin in Gerald Seymours „The Outsiders“. Seymour (siehe hier) war einmal einer der besten Fernsehjournalisten der Welt, er berichtete aus dem Libanon und aus Irland oder über die Geiselnahme bei der Olympiade 1972 in München. „The Outsiders“ ist sein 29. Thriller, beinahe jedes Jahr überrascht er seine Leser mit einem unüblichen Stoff und einem unüblich genauen Blick hinter die Kulissen von Politik und Verbrechen. Jenseits der gängigen Thrillerformeln und Klischees entwirft er gesellschaftliche Panoramen, die in der Thrillerliteratur ihresgleichen suchen. In Deutschland erschien zuletzt im Jahr 2000 ein Buch von ihm. (siehe dazu Alf Mayers „Blutige Ernte“ im September) Eine Schande.

Ein Prolog setzt die Szene für „The Outsiders“: Ein britisches MI 5-Team ist in Budapest einer Schiffsladung illegaler Waffen auf der Spur, Zubrot für eine Bande ehemaliger KGB-Agenten, die unter dem Schutz der Regierung operiert. Ein junger britischer Agent wird geschnappt und brutal ermordet, Teamleader Winnie Monks schwört Rache. Jahre später kommt dafür vielleicht die Gelegenheit, als die Information durchsickert, das der für die Tat verantwortliche russische Mafiaboss einen Gangsterkollegen an der spanischen Costa del Sol besuchen wird. Ein zusammengewürfeltes britisches Team bringt sich in einem Ferienhaus in Stellung, mit dabei ein lädierter ehemaliger Scharfschütze. Mit hinein gerät auch ein junges Paar, Jonno und Posie werden als Außenseiter bis zum Ende dabei sein.

Wie Seymour rings um diese Konstellation einen ganzen kleinen Kosmos an Figuren und Involvierten entwickelt, sie miteinander in Beziehung bringt und sich das zu einem alles andere als glamourösen Ende aufschaukelt, das ist große Erzählkunst. Und ganz nebenbei auch ein Dossier über die Immobilienkrise in Spanien, das organisierte Verbrechen dort, die bürokratischen Wege der europäischen Polizeiarbeit oder die Gangsterkarrieren ehemaliger KGB-Agenten. Der Kriegsschauplatz Afghanistan gerät gleich zwei Mal in den Blick – einmal in der Geschichte von drei russischen Protagonisten und dann im posttraumatischen Stress des englischen Scharfschützen Sparky, bei dem bis zum Ende offenbleibt, ob er denn überhaupt noch einsatztauglich und zu einem Schuss in der Lage sein wird. Ein desillusionierendes Bild, das Seymour hier auch von den menschlichen Kosten des Krieges am Hindukusch zeichnet.

Gerald Seymour: The Outsiders. London: Hodder & Stoughton 2012. 390 Seiten.

Country of the Bad WolfesBrutalgrandiose mexikanisch-amerikanische Saga: 456 epische Seiten hat „Country of the Bad Wolfes“ von James Carlos Blake (Jahrgang 1947), der 1995 mit der famosen Outlaw-Saga „The Pistoleer“ seine erste Marke setzte. Wie kaum ein anderer amerikanischer Autor durchpflügt er die gewaltsame Entstehungsgeschichte des Landes aus dem Geist der Grenzkonflikte, der Waffen und der Gesetzlosen. Deutschsprachigen Lesern ist er schmählich unbekannt. Sein Meisterwerk „In the Rogue Blood“ (1997) blieb ebenso unübersetzt wie die „Red Grass River“, „Wildwood Boys“, „A World of Thieves“, Under the Skin“, „Handsome Harry“ , The Killings of Stanley Ketchel“ oder „The Friends of Pancho Villa“, das der Filmregisseur Emir Kusturica seit Jahren zu verfilmen sucht. Nachdem Johnny Depp aus Termingründen absprang, sind jetzt Gael Garcia Bernal oder Benicio Del Toro als Pancho Villa im Gespräch und Drehbeginn soll 2013 sein. Salma Hajek soll die weibliche Hauptrolle spielen in „Seven Friens of Pancho Villa and the Woman with Six Fingers“, in dem erzählt wird, wie aus einer Revolution ein zehn Jahre währender Bürgerkrieg wurde, der fast ein Drittel der Bevölkerung des Landes auslöschte.

Mexiko ist auch das Thema des aktuellen Romans von Blake, in dem er – teilweise angelehnt an das Schicksal eigener Vorfahren, Blake wurde in Mexiko geboren und wuchs in Texas und Florida auf – über drei Generationen hinweg die Geschichte der Familie Wolfe erzählt. 1828 setzt die Geschichte ein, folgt einem englischen Piraten, den es nach Mexiko verschlägt, und der als Kaufmann mit den Mächtigen paktiert. Das ist vor allem Porfirio Diaz, der als Präsident das Land mehr als 30 Jahre regiert und aussaugte, bevor die Revolution von 1910 ihn hinweg fegte. Und das ist die Kollaboration mit dem enigmatischen Amerikaner Edward Little, einer erbarmungslosen Verkörperung von US-Interessen auf mexikanischem Boden. Blake erzählt hier die Vorgesichte eines Aufstandes und gräbt auch an den Wurzeln jener Gewalt, die Mexiko bis heute erschüttern. Der Erzählfokus richtet sich dabei zusehends auf ein sehr seltsames Paar eineiiger Zwillinge, die alleine die Lektüre dieses Buches wert sind. Ein Brüderpaar, wie es mir in der Literatur noch nie begegnet ist.

James Carlos Blake: Country of the Bad Wolfes. El Paso: Cinco Puntos Press. Januar 201. 456 Seiten.

Creole_BelleImmer noch voll im Saft: James Lee Burke: „Creole Belle“ ist der 19. Kriminalroman mit dem von den Dämonen seiner Vergangenheit gepeinigten Südtstaaten-Detektiv Dave Robicheaux. Autor James Lee Burke, Jahrgang 1936, einer der wirklichen Poeten in diesem Genre, gehört noch lange nicht zum alten Eisen. „Creole Belle“ hat 528 Seiten und ist prallvoll an Leben, Weisheit, Emotion, Konflikten, Spannung, Ambiguitäten, Poesie. Anderen Autoren würde der Stoff für drei Bücher reichen. Robicheaux liegt zu Beginn angeschossen im Krankenhaus, seine Morphiumträume wecken alte Geister, und er kann sich nicht sicher sein, ob seine Besucherin, die junge Tee Jolie Melton, wirklich existiert. Aber woher kommt das iPod auf seinem Nachttisch mit dem alten Country-Blues-Song „My Creole Belle“.

Was Dave nicht weiß, ist dass eben dieses Mädchen vor Wochen verschwunden und ihre ermordete Schwester, eingefroren in einen Eisblock, im Wasser treibend aufgefunden worden ist. Daves Ex-Partner Clete Purcel, eine entschärfte Handgranate von Mann, bestimmt weite Teile des Buches – und es ist einfach erstaunlich, welche Tiefe James Lee Burke auch ihm zu geben vermag. Das Ende hat einen fast mythischen Charakter, wenn Birke Eccliastes zitiert: „We didn’t change the world, but either were we changed by it. As the writer Ecclesiastes says, one Generation passeth away, and another generation commeth: but the earth abideth forever. For me, the acceptance of those words and the fact that I can spend my days among the people I love are victory enough.“

James Lee Burke: Creole Belle, New York: Simon & Schuster. Juli 2012. 528 Seiten.

Australien spielt in der Weltliga: Und im Schnelldurchlauf: Vom Australier Garry Disher erschien 2012 sein sechster Roman mit dem Polizeiinspektor Hal Challis: „Whispering Death“, für den es beim Unions-Verlag noch keine Option einer deutschen Übersetzung gibt. Disher hat mit Challis, seiner Kollegin und Geliebten Ellen Destry und der jungen Polizistin Pam Murphy ein Ensemble erfunden, dem man gerne viel, viel öfter begegnen würde. Auch sein neuer Roman ist ein Polizei-Roman vom feinsten. Ganz große Klasse. Eine besondere Rolle spielt hier eine hochprofessionelle Einbrecherin, der wir über die Schulter schauen dürfen. Woah …

Garry Disher: Whispering Death. Text Publishing, Melbourne 2012. 330 Seiten.

Jane Whitfiled ist zurück: Eine der aufregendsten zeitgenössischen Heldinnen der Tat ist zurück: die Indianerin Jane Whitfield, deren Spezialität das Verschwinden-Machen von Personen ist, die sie vor allerlei Bösewichten in Sicherheit und in eine neue Existenz bringt. 1995 betrat sie mit „Vanishing Act“ die Bühne, es folgten „Dance for the Dead“, „Shadow Woman“, „The Face-Changers“, „Blood Money“ und „Runner“ – sie alle Thriller mit Ausnahmecharakter. Autor Thomas Perry versteht es wie kaum ein anderer im Feld, real anmutende Szenarien zu entwerfen und dann die Aktionen seiner Protagonisten durchzuexerzieren. Jede Menge „trade craft“ teilt sich hier mit, man wird danach zum Beispiel die Eingangbereiche eines Flughafens mit ganz anderen Augen ansehen – nämlich denen eines Menschen auf der Flucht, der mit nichts auffallen darf. In „Poison Flower“ legt Perry die Handlungslatte schon am Anfang ziemlich hoch. Denn Jane Whitfield wird von einer Verbrecherbande geschnappt und zur Auktion gestellt. Eine Menge äußerst unangenehmer Leute haben ein Interesse daran, den Verbleib ihnen dank Janes Hilfe entschwundener Personen zu erfahren und sich darüber hinaus an dieser Fluchthelferin zu rächen … Müßig, zu erwähnen, dass Piper irgendwann aufgehört hat, Thomas Perry zu übersetzen.

Thomas Perry: Poison Flower. New York: Mysterious Press 2012. 273 Seiten.

Systema SolarsMusik- und Filmgenuss: böse und genial: Und dann ist da „Savages“, die Verfilmung des gleichnamigen Romans durch Oliver Stone. Eine wirklich kongeniale filmische Adaption, über die ich mich hier bereits gefreut habe. Aus England habe ich mir inzwischen die geile Filmmusik besorgt, weil sie sich – für mich stets ein Qualitätsmerkmal – auf immer in meinem Kopf mit bestimmten Filmszenen verbunden haben. So etwa das hawaiihafte „Neptune’s Net“ von M. Ward des Beginns, der Erzählstimme Ophelias zugeordnet, und nur scheinbar den großen kalifornischen Traum beschwörend. Dann das dunkle, spannungsgeladene „Cartel Theme“ von Adam Peters, das mehrmals auftauchen wird. Oder sein handlungstreibendes „Hijack in the Desert“, meist mit einer Luftaufnahme verbunden.

Die ironische Ebene des Films, in der „FAZ“ und anderen Zeitungen grotesk missverstanden (überhaupt die hiesige Filmrezeption eine Katastrophe), findet immer wieder musikalische Entsprechungen, etwa in der Schnulze „Romance in Durango“ vom großen Bob Dylan. Benicio Del Toro mit seinem katzenhaften Auftreten als Kartell-Killer – böser, böser Kater er – wird mir auf immer verbunden sein zum einen mit Bruce Lashs Version von „Psycho Killer“ und dann, bei aller Grausligkeit der Szenen, wenn Lado durchs Villenfenster schaut, „der Gärtner ist da“, und im Hintergrund der kleine Truck mit seiner Mannschaft vorfährt, voller Gartengeräte, Motorsägen und anderer Folterinstrumente, der kolumbianische großartig-böse narcocorrido „¿Quien es el Patron?“ („Wer ist der Chef?“). Ein wirklich schaudernd schönes Stück Musik von Systema Solar.

Eine Zeitbombe um den Hals: Ein Lebenszeichen immerhin gibt es von G.M. Ford. Der Autor aus Seattle, Jahrgang 1945, dessen Name wirklich nur zufällig wie eine amerikanische Autoversammlung klingt, war seit Jahren von der Bildfläche verschwunden. Abgetaucht nach dem in meiner Lesekarriere brutalsten kill off eines Serienhelden. Sechs Jahre ist es her, dass G.M. Ford in „Blown Away“ (dt. Die Spur des Blutes, Goldmann 2008) seinen toughen Reporter Frank Corso an einen Bankschalter schickte, eine tickende Zeitbombe um den Hals, ein Blatt Papier in der Hand. Hier die letzten Zeilen des Buches: „Ich weiß, wer sie sind“, sagte die Bankangestellte damals. „Sie sind Frank Corso. Ich finde Ihre Bücher großartig.“ Als Reaktion ließ er seine Hand sinken, worauf sich seine Jacke öffnete. Ihr Blick fiel zunächst auf seine Brust und auf das Zahlenfeld, dann glitt er ein Stück nach oben zu der stählernen Halskette, an der die Apparatur befestigt war, und schließlich auf den mit Druckbuchstaben beschriebenen Zettel, der vor ihr lag. Ihre Blicke begegneten sich. „Bitte“, sagte er …

thicker-than-waterNach sechs Jahren vergeblichen Wartens auf den nächsten Corso-Roman muss man wohl die Hoffnung aufgeben, dass der Reporter das irgendwie überstanden hat. Der Plot von „Blown Away“ beruhte auf einem wahren Vorfall. Am 28. August 2003 wurde der Pizzabote Brian Wells mit einer solchen Bombe um den Hals in Erie, Pennsylavania, in einen Bank geschickt. Was G.M. Ford als Plot daraus machte, ist schlicht ingeniös.

Immerhin aber ist der Autor nun wieder aus der Versenkung aufgetaucht, im amazon-Verlag Thomas & Mercer hat er den Helden seiner zweiten (und softeren) Krimiserie reaktiviert, den streetsmarten Leo Waterman, der unter den Gammlern, Bettlern und Obdachlosen Seattles eine Reihe unüblicher Helfer hat. Mit „Thicker than Water“ knüpft der enigmatische Autor wieder an seine Privatdetektivromane an, die er 1995 mit „Who in Hell is Wanda Fuca?“ begann.

G.M. Ford: Thicker than Water. A Leo Waterman Mystery. Thomas & Mercer, Las Vegas 2012. 200 Seiten.

„Winter’s Bone“ – Realität bis auf die Knochen: Eigentlich muss man jeden nur halbwegs des Englischen Kundigen ermuntern, sich an einem der Romane von Daniel Woodrell im Original zu versuchen, denn dieser Autor (Jahrgang 1953) schreibt ein einfaches, lyrisch antiquiertes, ländliches Amerikanisch ohne Schnörkel und Firlefanz. Sprache als Ausdruck des Allernotwendigsten, Poesie ein Produkt des kargen Alltags und der Schlichtheit. Im Heyne-Verlag erschienen jüngst seine ersten, noch in Louisiana angesiedelten drei Kriminalromane „Cajun Blues“, „Der Boss“ und „John X“ als „Im Süden. Die Bayou-Trilogie“ (Frank Göhre zur Bayou-Trilogie). Im Verlag Liebeskind finden die jüngeren Arbeiten von Woodrell eine sorgfältige Betreuung und Übersetzung: „Winters Knochen“ und „Der Tod von Sweet Mister“ (Daniel Woodrell im Interview). Oscar-Preisträger Ang Lee nahm sich nach dem Welterfolg von „Tiger and Dragon“ den Woodrell-Roman „Woe to live on“ als Vorlage für „Ride with the Devil“, einen in Erzählweise und Fokus sehr unüblichen Film über den amerikanischen Bürgerkrieg, der – weil keine Massenware – an den Kinokassen scheiterte.

Ein Independent-Projekt von A bis Z war hingegen von Beginn an die filmische Adaption von „Winter’s Bone“, in dem es die für mich realitätstüchtigste Bestandsaufnahme des armen „weißen“ Amerika der letzten Jahre gibt. Der heftige Realismus, mit dem hier aus den Ozark Mountains im südlichen Missouri erzählt wird, schockte das Komitee gleich zu vier Oscar-Nominierungen: Die junge Hauptdarstellerin Jennifer Lawrence war als beste Darstellerin nominiert – neben Größen wie Natialie Portman, Annette Bening und Nicole Kidman. Den Nebendarsteller John Hawkes (als Onkel Teardrop) sah das Nominierungskomittee in der Liga von Christian Bale, Jeremy Renner (siehe Moving Targets) und Geoffrey Rush. Regisseurin Debra Granik und Anne Rosellini waren für die beste Drehbuchadaption nominiert, der Film selbst in der Kategorie „Best Picture“.

Eine Sensation für einen Independent-Film ohne Stars, der gerade einmal zwei Millionen Dollar gekostet hatte und von zahlreichen Verleihfirmen abgelehnt worden war. Gedreht wurde ausschließlich im südlichen Missouri, in Taney und in Christian County, an authentischen Schauplätzen und mit vielen Laiendarstellern. Gender-SpezialistInnen können sich an diesem Film die Zähne ausbeißen, ob es denn ein spezifisch weiblicher Blick sei, der sich hier auf eine grimmige Wirklichkeit richtet, in der die siebzehnjährige Ree Dolly (Jennifer Lawrence) sich auf die Suche nach ihrem rauschgiftsüchtigen Vater begeben muss, um ihre Familie zu retten. Archaisch mutet vieles an in diesem Film an, auch die Frauengemeinschaft, mit der sich die junge Protagonistin dann konfrontiert sieht. Und es gibt eine atemberaubend schrecklich-schöne Szene im Halbdunkel auf dem See, als Frauenarme ins Wasser greifen und ein schweres Paket hochheben … Die englische Sprache hält für die inneren und äußeren Zustände dieses Film ein schönes Wort parat: „bleak“.

Winter’s Bone. USA 2010. Regie: Debra Granik, Buch: Debra Granik und Anne Rosellini; mit Jennifer Lawrence, John Hawkes. DVD: Ascot Elite Home Entertainment. 100 Minuten.

Zum Schluss doch noch ein Hinweis auf eine deutsche Produktion. Sehr gefreut habe ich mich über den Pendragon-Verlag, der 2012 Robert B. Parkers „Wildnis“ (Wilderness, von 1979) herausgebracht hat. Es ist ein stand-alone mit einem Showdown in der freien Natur, einer jener Romane der großen amerikanischen Outdoor-Tradition, der auch David Osborns „Jagdzeit“ entstammt, ebenfalls bei Pendragon erschienen. Verleger Günther Butkus ist dabei, hier ein veritables Sub-Genre zu beackern. Davor ziehe ich meinen Allwetter-Hut.

Robert B. Parker: Wildnis. Pendragon Verlag. 280 Seiten. 10,95 Euro.
Zu den CM-Beiträgen von Alf Mayer.

christina_mohrChristina Mohr

Lieblingsbücher:
Rainald Götz: „Johann Holtrop“
Götz’ erster „richtiger“ Roman und für mich seit langem mal wieder ein Roman, den ich a) am Stück und b) überhaupt las. Bin ja eher Sachbuchleserin; und Uwe Tellkamps „Turm“ verdarb mir die Freude am Roman für lange Zeit. Ganz anders raving Rainald: kein Tiefgang, nur harte, kalte Oberfläche, eindimensionale Figuren aus der Welt der Wirtschaft und ein böses Ende, das man schon am Anfang ahnt bzw. kennt. Perfekt.

Simon Reynolds: „Retromania“ (deutsche Übersetzung von Chris Wilpert bei Ventil)
Pop-Hipster wie du und ich hatten selbstverständlich in 2011 die englische Originalausgabe gelesen. Oder zumindest das Buch gekauft, beiseite gelegt und die ausführliche (deutschsprachige) Berichterstattung in allen Zeitschriften gescannt. Zum Glück kam im Herbst 2012 die Übersetzung bei Ventil und man konnte Reynolds’ unfassbar detailreichen (und ganz sicher heftig gekürzten) Ausführungen über die Vergangenheitsverliebt- bzw. -besessenheit des Pop dann doch nochmal in Gänze lesen.

open_city_-_teju_coleTeju Cole: „Open City“
Ups, schon wieder ein Roman: Teju Coles Buch über einen einsamen Mediziner/Spaziergänger in New York ist so traurig wie wahrhaftig und in jeder Hinsicht das komplette Gegenteil von „Johann Holtrop“. Große Entdeckung, toller Autor.

Eismann, Köver, Burger: „Mach’s selbst“
Ein Do-It-Yourself-Buch für Mädchen, ganz ohne pinkfarbenen Glitzer, den man auf selbstgebackene Herzchenkekse streut: super und längst fällig, hätte ich das nur mal als Teenager besessen!

Lieblingsplatten:
Dexys: „One Day Im Going To Soar“
Niemand hatte die Band um Kevin Rowland noch auf dem Schirm und – tadaa: das großartigste, stil- und würdevollste Comeback aller Zeiten fand im Frühsommer statt. Wundervoller Soul von den old boys + neuer Lady.

Gudrun Gut: „Wildlife“ (Monika)
Liebe ich sehr: Technik und Natur in einem …

Grimes: „Visions“
Claire Boucher surft bekifft durchs Netz und kreiert aus ihren Fundstücken seltsame Musik – irgendwo zwischen Kylie Minogue, Prince und Throbbing Gristle. Groß.

Laurel Halo: „Quarantine“
Laurel Halo aus Detroit seziert Techno und Elektro, schichtet ihren sphärischen Gesang darüber – verwirrendes und unwiderstehlich gutes Album.

Julia Holter: „Ekstasis“
Von mir spät entdeckt, nämlich erst dank der Wiederveröffentlichung bei Domino – märchenhafte Mischung aus Klassik, Elektronik und Pop, ein bisschen wie Enyas unkitschige Schwester.

Palais Schaumburg: „ReRelease“ 1. Album
Kaum zu glauben, dass diese Musik über dreißig Jahre alt ist: gehetzter, fiebriger Funk, gemischt mit eckigem Postpunk-Wave, dazu Holger Hillers enigmatische Texte, die nie so viel Sinn ergaben wie heute. Vielen Dank an Bureau B für die Wiederveröffentlichung dieser unfassbaren Platte.

Lieblingsfilm:
Würde ich öfter mal ins Kino gehen, hätte ich mir „Oh Boy“ und „Fraktus“ angeguckt und wahrscheinlich auch gemocht. Bei James Bond wäre ich mir dagegen nicht so sicher … Da ich aber kaum ins Kino gehe, habe ich nur den Muppets-Movie gesehen und die Doku über Breyer-P-Orridge. Fand beide toll, aber war vielleicht der schieren Überwältigung geschuldet, im Kino gewesen zu sein.

Lieblingshype:
Christian Kracht, „Imperium“
Ist es nicht toll, was ein gar nicht mal so gutes Buch auslösen kann? Debatten, Skandale, sogar einen Band bei Suhrkamp über die „Imperium“-Debatte, der im nächsten Frühjahr herauskommt. Worum ging’s? Ach richtig, um einen durchgedrehten Kokovoren, der die Welt mit Kokosöl erlösen wollte. Ist offenbar gescheitert.

Beste Konzerte:
Dexys und Palais Schaumburg auf dem ansonsten leider ziemlich missglückten „Lüften“-Festival in Frankfurt, Juni 2012.

Ärgernisse des Jahres:
Pussy Riot-Verhaftung
Günter Grass’ Anti-Israel-„Gedicht“

Zu den CM-Beiträgen von Christina Mohr.

Zu Teil III des großen CM-Jahresrückblicks: hier (zu Teil I hier).