
KASPERLES ENDSPIEL
I. AKT
VORHANG auf (links ein paar Bäume (Wald), rechts ein bisschen blau (Fluss) und in der Mitte etwas grüne Wiese)
KASPERLE (tritt von links hinten auf die Bühne, singt) Tri tra trullala, Der Kasperle ist wieder da.
(Schaut ins Publikum, keine Reaktion. Nun mit mehr Nachdruck). Der. Kasperle. Ist. Wieder. Da. (Pause. Nichts regt sich). Ja mei.
GRETL (tritt von rechts hinten herzu): Also Kinder. Wenn ihr jetzt ein bissel Obacht gebt, dann machen wir nachher ein Selfie miteinander. Das gibt jede Menge Likes, sage ich euch.
KASPERLE (verdutzt) Was sind Laiks?
GRETL Wurscht jetzt. Machs nochmal, Kas. (Ab)
KASPERLE (etwas lustlos) Tri tra trullalla! Der Kasperle ist wieder da. Und ihr? Seid ihr auch alle da?
PUBLIKUM (müde und desinteressiert) Jaja. Na gut. Is schon recht.
KASPERLE Tri tra trulal…
POLIZIST (erschein plötzlich) Halt! Was singen Sie da?
KASPERLE Tri tra trulla…
POLIZIST Hören Sie! Das ist Diebstahl. Das Lied gehört dem So-Nicht-Konzern, Medien Holding und Rechtehandel. Haben sie die Permission?
KASPERLE Was tät’ ich mischen?
POLIZIST Der So-Nicht-Konzern hat alle Rechte an deutschen Kasperl-Lieder gekauft. (Beiseite) Viel gekostet hat das nicht mehr. (Wieder streng zum Kasper) Wenn sie ein Kasperl-Lied öffentlich singen, müssen sie erst einmal die Erlaubnis einholen und dann dafür zahlen.
KASPERLE Aber ich BIN doch der Kasper!
POLIZIST Des hat damit gar nichts zum tun. Recht is recht. (Pause) Und wie kommen Sie überhaupt daher.
KASPERLE So wie immer halt.
POLIZIST Zipfelmütze. Pritschen. Fleckenjoppe. Rote Backen. Und so ein Lachen! Das geht alles gar nicht.
KASPERLE Wieso?
POLIZIST Das ist Trademark. Trademark, das gehört jetzt alles dem Wald-dies-nicht-Konzern.
KASPERLE Was?
POLIZIST Markenschutz. Hat der Konzern gekauft. Alles was mit dem deutschen Kasperle-Theater zu tun hat. (Beiseite) Das war für wenig Geld zum Haben.
KASPERLE Was ist des? Ich gehör’ jetzt dem Dies-nicht?
POLIZIST Ja, Sie schon nicht. Wer will Sie denn schon haben. Aber Ihr Gewand. Ihre Insig…Ihr Zeug halt. Das Outfit. Her mit der Zipfelmütze. (Reißt ihm die Mütze vom Kopf) Und her mit der Pritschen. (Reißt ihm die Pritsche aus den Armen) Und her mit.. (Will ihm die Kleider vom Leib reissen.)
KASPERLE (wehrt sich) He he he! Ich kann doch da nicht nackert umeinander stehen. Es sind doch Kinder da. (Schaut ins Publikum) Mehr oder weniger.
POLIZIST Also schön, das können Sie vorläufig anbehalten. (Beiseite) Obwohl, ich hätt schon immer gern einmal gewusst, wie so ein Kasperl unten drunter aussieht. (Wieder laut zum Kasper) Aber nur, bis Sie sich was Neues gekauft haben.
KASPERLE Mit was soll ich mir denn neue Kleider kaufen, bittschön?
POLIZIST Mit einem Geld natürlich.
KASPERLE Aber woher soll ich denn ein Geld nehmen?
POLIZIST Wie alle Leute. Von einer Arbeit.
KASPERLE Aber das ist doch meine Arbeit.
POLIZIST Was?
KASPERLE (singt) Tri tra trullala. (Reißt dem POLIZISTEN die Zipfelmütze aus der Hand und setzt sie sich wieder auf) So Kinder, seid ihr alle da? Dass ich mir mein Geld verdien.
PUBLIKUM schweigt
KASPERLE Da reißt man sich den Arsch auf… Früher war ich ja öfters einmal als Verkehrskasper in der Schule. Da hat man wenigstens aufpassen müssen. Obwohl… Ich sag’s euch. Es gibt nix was so fad ist wie ein Verkehrskasper. Schau links, schau rechts… ja leck mich gradeaus. Und neulich war ich sogar ein Impfkasperl. Da hab’ ich Corona-Viren verhauen müssen. Und dann wieder, also das war wirklich schlimm, aber was tut man nicht alles, ein Energiesparkasper. Immer pädagogisch wertvoll. Wo ich doch im Herzen, weiß doch jeder und jede, ein echter Anarchist bin! (Haut mit der Pritschen um sich und lässt die Glock an seiner Zipfelmütze erklingen)
POLIZIST Herr! Sie machen sich strafbar.
ADVOKAT (taucht aus dem Nichts auf. Eifrig) Das übernehm’ ich. Das übernehm` ich! Gestatten Medienanwalt…
KASPERLE (reißt dem POLIZIST die Pritsche aus der Hand und haut auf den ADVOKATEN ein)
ADVOKAT Au, au.
Aus dem PUBLIKUM: Ey. Alter. Geil jetzt. Blutet der jetzt, ja, jaaa, blutet der?
POLIZIST Geben Sie sofort Ihre Waffe her. Sie sind verhaftet. Markendiebstahl! Unberechtigtes Singen von So-Nicht-Eigentum! Widerstand gegen die Besitzpolizei. Rechtsbeugung. Gewalt!
KASPERLE Ja leck mich doch! (Haut auf den POLIZIST und den ADVOKATEN ein) Leckts’s mich kreuzweis. Schleicht euch’s. Geht’s zum Teufl,
Unter gewaltigem Hui und Zisch erscheint der TEUFEL in Gestalt eines gewöhnlichen alten weißen Mannes
TEUFEL Hat mich jemand gerufen?
KASPERLE Du schon wieder. Ich hab denkt, ich hätt dich letztes mal endgültig in die Höll’ zurück g’schickt.
TEUFEL Ja, mei, da hat sich viel verändert.
KASPERLE Und. Wie geht’s dem Teufel seiner Großmutter?
TEUFEL (verlegen) Die… die haben wir ins Heim geben müssen.
KASPERLE (mitfühlend) So, hat es mit dem Gedächtnis gehapert? Hat sie sich an nichts mehr erinnern können?
TEUFEL Im Gegenteil. Sie hat sich an alles erinnert. Das ist gefährlich. Das geht gar nicht. Das ist marktschädlich.
KASPERLE Wie schaust du überhaupts aus? Du hast doch früher Hörner aufg’habt!
TEUFEL Pschschscht
KASPERLE Und einen langen Schwanz hast g’habt.
TEUFEL Pschchchcht!
KASPERLE Und ganz schwarz warst oder rot.
TEUFEL Pscht. Pschst. Ich darf jetzt nur noch als alter weißer Mann kommen. Sonst heißt es gleich wieder Diskriminierung. Oder Kulturdiebstahl. Wegen meine Verwandten in Indien und in Afrika. Und überhaupt. Also bleibt bloß noch der alte weiße Mann. Den darf man noch zur Hölle wünschen. Aber die Pointe ist: Da sind wir schon!
KASPERLE Aber geh! Wer soll denn jetzt noch vor dir Angst haben?
TEUFEL Das ist mein neuer Trick. Aber zugegeben. So richtig Spaß macht das nimmer. Wenn ich da an früher denke… Was haben sich die Leute gefürchtet!
KASPERLE Haben sie dich auch an So-Nicht und an Wald-Dies-Nicht verkauft?
TEUFEL Was heißt verkauft. Ich BIN So-Nicht und Wald-Dies-Nicht. Gehört alles mir! Ich krieg auch noch deine Zipfelmützen und deine Pritschen. (Macht Anstalten ihm die Sachen zu entreissen.) Am End’ gehört alles dem Teufel. Alles.
KASPERLE Meins kriegst du nicht!
TEUFEL Krieg ich doch!
KASPERLE Kriegst du nicht!
TEUFEL Krieg ich doch!
KASPERLE Dann nimm’s Dir doch! Komm her, du… du alter weißer Mann.
TEUFEL (lässt ab und droht) Wirst schon sehen. Ich hab da meine Methoden. Ich habe meine Leute.
Ein großes Geheul ist im Hintergrund zu hören. Dann erscheint das KROKODIL
KROKODIL Huhuhuhh. Es ist ja alles so furchtbar traurig.
KASPERLE Was drückst denn du schon wieder für Krokodilstränen ausser!
KROKODIL So furchtbar traurig. Die alten weißen Männer machen die Welt kaputt. Die reißen alles an sich. Und mir bleibt gar nix. Dabei bin ich doch total grün. Huhuhuuh.
TEUFEL Reiß dich zusammen! Du kriegst deinen Anteil schon. (Zu KASPERLE) Das Krokodil ist jetzt grünes Wachstum! G’hört schon mir. Muss halt immer noch ein bissel rumjammern, wegen Umwelt und Klima. Ist aber schon ganz tüchtig dabei, vor allem, wenn’s um Krieg geht.
KROKODIL Huuhuuhuu. Nie mehr Kapitalismus… ohne mich. Huhuhuuu. Nie mehr Krieg…ohne mich. Ich will eine grüne Marktwirtschaft.
KASPERLE Grüne Marktwirtschaft…? Was ist jetzt das? Ein neues Wirtshaus?
POLIZIST1 und POLIZIST 2. (Die beiden sind einander vollkommen gleich, nur hat der zweite eine Glatze) Ein Oxymiron!
KASPERLE Ah so! Warum haben’s das nicht gleich g’sagt. Ja, das ess’ ich auch gern einmal. Mit einem Knödel. Oder auch zwei.
POLIZIST 1 und POLIZIST 2 Sie sind jetzt aber wirklich verhaftet.
TEUFEL Genau. Im Namen von So-Nicht.
KROKODIL Und im grünen Namen! Es ist zum Heulen, dass alles gestohlen wird, aber ich will auch was abhaben!
ALLE reißen sich um die Kleider des Kasper, ein wildes Durcheinander
DER RÄUBER (taucht von rechts auf) SchlabberdiSchätzerl! Da scheint’s was zum Holen zu geben. (Staunt) Die rauben ja den Kasper aus. (Verwirrt) Das war doch früher mein Geschäft. Heda! Weg da!
KASPERLE Hilfe! Hilfe! Die reißen mir die letzten Fetzen vom Leib!
DER RÄUBER Ich komm schon. (Schießt mit seiner vorsintflutlichen Knarre in die Luft) Auseinander sag’ ich!
Die anderen halten inne. Der Kasperle ist ganz zerzaust, klammert sich aber noch an seine Pritsche und hat seine zerrissene Mütze auf dem Kopf.
KASPERLE Merci! Und ihr schleicht’s euch!
POLIZISTEN,ADVOKAT, TEUFEL setzen sich auf das KROKODIL. Man bewegt sich so in den Bühnenhintergrund
ALLE Es geht voran! Zukunft! Freiheit! Fortschritt! Fühlt ihr’s Kommen? Das grüne Wachstum. ALLE ab
KASPERLE Das hätt’ ich jetzt nicht gedacht, dass du mich noch einmal aus so einem Schlamassel befreien tätest.
RÄUBER (listig) Man muss halt seine wahren Freunde kennen.
KASPERLE Hast was zum Trinken?
RÄUBER Freilich (reicht ihm eine Flasche)
KASPERLE Hast was zum Rauchen?
RÄUBER Freilich (reicht ihm eine dicke Tüte)
(Die beiden versinken im Nebel und fangen an zu kichern)
KASPERLE Weißt noch, wie’d der Großmutter ihre Kaffeemühle s’stohln hast?
RÄUBER Wie heut’.
KASPERLE Und wie ich dich dann verhaut hab’?
RÄUBER (hört auf zu kichern) Wie heut’.
KASPERLE Hab’s net bös g’meint.
RÄUBER Weiß ich doch. (Kichert wieder) Hab’ eh einen g’scheiten Stoff damit gemahlen.
KASPERLE (Gemütlich) Weiß ich doch.
RÄUBER Die guten alten Zeiten. Eigentlich haben wir uns doch immer gut verstanden. Der Räuber und der Kasper.
KASPERLE Der Kasper und der Räuber. Jedenfalls waren wir nicht langweilig, wir zwei.
RÄUBER Keine grünen Krokodilstränen, keine Gendarmen, keine Kapitalisten.
KASPERLE Eine Freiheit, sag’ ich. Eine Freiheit!
RÄUBER Jawoll, eine Freiheit. Nieder mit dem Markt! Nieder mit der Burscheoisie!
KASPERLE Nieder mit der Duckmäuserei!
RÄUBER Jetzt werd’ ich angenehm müde.
KASPERLE Ich auch. Ist ja auch ein herrliches Platzerl zum Ausruhen,
(Beide beginnen laut zu schnarchen. Aber der Räuber tut nur so. Er vergewissert sich, dass der Kasperl wirklich schläft, dann reißt er ihm die Pritsche weg und stiehlt im Zipfelmütze und Gewand.)
RÄUBER (zum Publikum, aus dem vereinzelte Buh-Rufe kommen) Gell, des findet ihr jetzt gemein. Wir hätten zusammen halten sollen, der Kasper und der Räuber. Und ich hätt’ dem Kasper nicht alles nehmen dürfen, was er hat. Aber was soll ich machen? Die So-Nichse und die Wald-Dies-Nixen, die zahlen halt gut. Ein Räuber ist immer da, wo ein Geld ist. Was wär’ ein Räuber, wenn es nix mehr zum rauben gibt. Bei den Reichen und bei den So-Nichsen ist ja für unsereinen nix zum holen. Deshalb muss man’s halt von den Armen nehmen. Wir Räuber haben die Welt nicht gemacht. Die Welt hat uns Räuber gemacht! Aber… Er könnt’ mir halt fast schon leid tun, der arme Kasperl. Wie er so daliegt. Ganz nackt. Ohne einen jeglichen Wert.
RÄUBER ab
VORHANG zu

II. AKT
VORHANG auf (selbes Bühnenbild, aber in sehr viel trüberer Beleuchtung)
KASPERLE (erwacht) Auweh zwick! Hab’ ich einen Schädel beieinander. Was war eigentlich los? Wart’ a mal. Der Teufel ist jetzt ein Manager bei den Konzernen, und der reitet auf einem grünen Krokodil, mitsamt den Polizwiefeln, die wo einem keine Pritschen und keine Schellen erlauben dürfen, weil das jetzt ein Koppyreit ist, oder was. Ich gehör’ mir nicht mehr selber. So ist das. Und (schaut an sich selbst herunter) Jeggerl, da schau’ her. Ich hab’ ja gar nichts mehr an. Alles weg. Und dabei bin ich doch kein Kaiser nicht. Gewiss net. Ja, leck mich doch… Und ich hab’ schon gedacht, mit dem Räuber könnt ich mich wenigstens noch versteh’n. Wo ich doch schon keinen gescheiten Teufel, und kein gescheites Krokodil und keinen gescheiten Schandarmen mehr zum Verhauen hab’. Ich hab’ ja überhaupt nix mehr zum Verhauen. Mich gibt’s ja gar nicht mehr.
(Flucht gottserbärmlich vor sich hin)
Geht ein paar Schritte Richtung Fluss. Da sitzt
GRETL (vor einem Handystock, in den sie hinein grinst) Damit ich immer fitter bin und eine tolle Ausstrahlung hab’, setze ich ganz auf Schissduwohl. Da halte ich mein Idealgewicht, und bin überhaupt ganz bei mir, total optimiert mit Schissduwohl.
KASPERL (nähert sich vorsichtig) Du, Gretl…
GRETL Schleich dich. Ich bin beim influenzen.
KASPERL Influ… Tut das weh?
GRETL Du sollst dich schleichen (zum Handy hin) Ja, man kann eben immer in die seltsamsten Situationen kommen. Aber dank Schissduwohl bin ich da ganz entspannt. Keine Innere Unruhe, kein Herzflackern. (Zu Kasperl gezischt) Hau ab, ich komm dann, wenn ich fertig bin. (Wieder ins Handy) Ich mach dann in solchen Situationen immer ein bisschen Yoga und dann nehm ich etwas Grotesgutan, aber nur einmal am Tag, gell. Man muss sich, sage ich immer, selber im Griff haben. Dann ist man auch, wie es so schön heißt, der Schmied seines Glückes.Oder halt: think positive! Be yourself! Das geht mit etwas Yoga, mit Schissduwohl und Grotesgutan.
KASPERLE (hat sich mürrisch unter einen Baum zurückgezogen) Was jetzt die Gretl hat mit ihrem Infludingsda! Die kennt mich gleich gar nicht mehr. Naja, ich kenn mich ja beinahe schon selber nicht mehr. Nackert wie ich bin.
DER TOD (schwebt mit seiner Sense vorbei. Kasperl hält ihn auf).
KASPERLE Heda. Gevatter Tod. Du kommst mir grad recht. Kannst mich gleich mitnehmen.
DER TOD (gemütlich) Aber Kasper, du weißt doch, dass du unsterblich bist.
KASPERLE Unsterblich? Ich? Schau mich doch an. Bloß noch ein bissel Holz und Stoff, nix mehr dran an mir. Und Pritschn hab ich auch keine mehr. Alles was ich war, hat mir der Räuber genommen, und der verkauft es an den Teufel, der wo jetzt Manager beim So-Nix und bei Walt-Dies-Nicht oder was ist. Und der reitet mitsamt den Schendarmen und dem Richter und was weiß ich noch auf dem grünen Krokodil, und das nennen sie eine Koalition für den Fortschritt oder was. Und ich? Ich hab’ nicht einmal mehr eine Zipfelmützen für meinen Holzkopf.
DER TOD Ja mei, Kasperl. Das ist halt eben der Fortschritt. Wenn ich da einen jeden gleich mitnehmen müsst, dem wo sie alles genommen und nix dafür gegeben haben, dann hätt ich viel zu tun. Du wirst dich damit abfinden müssen, dass du nicht gleich deswegen sterben kannst, bloß weil du nicht mehr gescheit leben kannst. Aber einen Rat kann ich dir schon geben. Ich tät’ mir was zum Anziehen besorgen, wenn ich du wär. Du schaust wirklich Scheiße aus. Jetzt muss ich aber weiter. Ich muss wen holen.
KASPERLE Wen?
DER TOD Das dürft ich dir eigentlich gar nicht sagen. Aber weil’s das du bist: Ich hol’ den Direktor von euerm Theater.
KASPERLE (Ungläubig) Den Direktor vom Kasperltheater magst holen? Ja was soll denn dann aus uns werden?
DER TOD Ihr werdet halt freigestellt. Hast ja gesehen, wie die anderen sich arrangieren. Bloß für dich… Weißt, bei Wald-Dies-Nicht, da wird halt ein ganz neues Kasperl-Universum aufgebaut. Zweng dem hat man ja deine Dings, deine Insignien, dein Markenzeichen gebraucht. Aber du selber… du bist ja nix wert. Überhaupt nicht angepasst, nicht optimiert. Nicht marktkonform.
KASPERLE (betrübt) Ich bin halt wie ich bin.
DER TOD Genau das mein’ ich. Keine Karriere, kein Kapital, kein garnix. Hast gemeint, man kann einfach leben, gell. Weil die Welt grad so schön ist! Von einer schönen Welt kann man sich nix kaufen.
KASPERLE Und trotzdem magst mich nicht mitnehmen? Nimm doch lieber mich wie den Theaterdirektor.
DER TOD Das ist halt ein Mensch, Kasperle. Ihr, ihr seid ja bloß Träume. Träume, die keiner mehr träumen will.
KASPERLE Das ist ja schlimmer als wie tot-sein.
DER TOD Da wirst du recht haben, Kasper. Aber ich kann dir da nicht helfen, Pfüat di nachher. (der TOD ab)
KASPERLE (allein) Jetzt, was mach’ ich mit mein Leben. Oder Nicht-Leben… Keine Pritschn mehr, keine Zipfelmütze, kein gescheites Stück mehr, sogar der Teufel ist beim Teufel, die Gretl hat die Influenz, das grüne Krokodil heult für den Fortschritt, und da draussen…
STIMMEN aus dem off skandieren
Frieden schaffen! Schwere Waffen! Frieden schaffen! Schwere Waffen!…
KASPERLE Da fürcht’ ich mich. Da mag ich nicht hinaus.
GRETL (kommt von der Seite) Ja, Kasperl, was machst denn du noch da? Unser Theater werd doch abgerissen. Schaut doch amal zu den Zuschauern!
KASPERLE (schaut) Niemand mehr da.
GRETL Eben. Jetzt leih ich dir ein Gewand von mir. Und dann gehen wir da hinaus, bevor sie uns das Dach auf den Kopf schmeißen,
KASPERLE (zieht ein Kleid von Gretl an) Und? Wie schaug ich aus?
GRETL Wie jemand ganz anderer.
KASPERLE Echt? Du pfeilgrad. Ich fühl mich, als wenn ich noch einmal wer anders werden könnt.
GRETL Vielleicht tun wir zusammen influenzen? Da kann man immer einen Kasper brauchen.
KASPERLE Und des tut wirklich nicht weh?
GRETL Nicht mehr als wie alles andere.
KASPERLE Und des is mir halt schon zuviel.
GRETL Jetzt komm, Kasperl, bevor hier alles zusammenfällt.
KASPERLE I weiß net. I trau mich net. Da draußen…
GRETL Eine andere Welt haben wir halt nicht, Kasperl.
KASPERLE Geh du scho amal voraus. Ich komm gleich. Muss noch einmal durchschnaufen.
GRETL G’wiss?
KASPERLE G’wiss.
GRETL geht zögernd ab
KASPERLE steht wie versteinert da
Die Kasperle-Bühne bricht unter Getöse zusammen. Der Vorhang fällt über die Trümmer. Es wird vollkommen dunkel. Nach einiger Zeit hört man die sehr traurige Stimme des
KASPERLE Tri tra trullala. Tri tra trullalla! Was soll ich bloß machen. Ich kann um’s Verrecken nicht sterben. Tri tra trullala. Tri tra trullala. Ich glaub, der Kasper, der ist jetzt ein Gespenst.

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III. AKT
Eine Waldlichtung. SEPPL, der FÖRSTER und der RÄUBER hämmern und sägen. Sie bauen ein kleines Theater auf. Ein Kasperltheater, um genau zu sein.
Aus dem Wald kommt
KASPERLE Tri tra trullala. Tri tra trullalla! Der Kasperle ist wie… Ja, was macht’s ihr denn da Schönes?
SEPPL Ja, lebst du auch noch, alter Zipfel.
RÄUBER Wir ham gedacht…
FÖRSTER Herr Kasper, nehme ich an.
KASPERLE Bin so frei. Kasperle der Name. Naja, so frei auch wieder nicht. Aber ich frei mich euch zum sehen. Und was ist das nachher dann?
RÄUBER Das is’ ein Ding… ein…
SEPPL (wichtig) Ein Projekt ist das.
FÖRSTER Ein Kulturprojekt. So etwas fördern wir jetzt. Weil es auch im Wald eine Kultur geben muss.
RÄUBER (seufzt listig) In diesen Zeiten!
SEPPL Das wird ein Theater.
RÄUBER Ein Kasperletheater nämlich. Das hat eine Tradition, aber es geht auch so ein bissel ins Moderne.
FÖRSTER Wir haben da einen gewissen Anspruch.
SEPPL Das moderne Kasperletheater! Attraktiv! Kritisch! Innovativ!
KASPERLE Wie heißt das Theater noch einmal?
SEPPL, FÖRSTER, RÄUBER (unisono) Kasperletheater!
KASPERLE (erstaunt) Aber… Kasperle, das bin doch ICH!
FÖRSTER Ja mei.
RÄUBER Wir können da jetzt keine falsche Rücksicht nehmen.
SEPPL Wir haben doch gedacht…
FÖRSTER Das Publikum verlangt…
RÄUBER Und der Markt wird immer enger,,,
FÖRSTER Kultur ist Krise. Und die Behörden sind überlastet…
RÄUBER (geradezu wütend) Die Kassen sind leer…
SEPPL (vertraulich) Weißt, Kasperle, Du bist zwar der Kasper, aber du hast halt keine Erfahrung…
FÖRSTER … mit einem modernen Kulturmanagement.
RÄUBER Mit einem Marketing.
SEPPL Man muss halt auch das Kasperletheater neu denken.
GRETL (kommt unter der Bühne hervor) Was is’ n da los? (Sieht den Kasper) Ja, geh weiter! Der Kasper! Zeit werd’s, dass du bei uns mitmachst. Wo bist denn so lang blieben?
KASPERLE Ich hab ja nie nix gewusst von einem Kasperletheater da bei uns im Wald. Eigentlich wollt ich ja… Das alte Kasperltheater ist doch hinüber.
SEPPL (triumphierend) Papas Kasperltheater ist tot! Wir glauben an das neue!
GRETL Neustart Kultur! Nach all den Katastrophen und Lock down und alles.
RÄUBER Jetzt gibt es Projekte.
FÖRSTER Du kannst ja mitmachen, Kasperl. Sozusagen als Experte.
GRETL Es gibt ja schließlich kaum jemanden, der so viel über den Kasper weiß wie ein Kasper.
KASPERLE (sarkastisch) Wenn du’s sagst.
RÄUBER Also, ja, mitmachen könntest. Uns helfen. Du könntest zum Beispiel beim Programm… Ein bissel. Allerdings,,,
FÖRSTER Also wir sind hier ja gemeinnützig, gell.
RÄUBER (lachend) Ja. Gemein! Nützig!
GRETL Also, du könntest jetzt, sagen wir einmal, eine Kommission machen.
RÄUBER Was kriegt man für eine Kommission?
GRETL Eine Kommission, da wo man überlegt, was für Stücke man aufführt.
FÖRSTER Allerdings… Also, wir kennen uns hier natürlich im Wald aus.
RÄUBER (leckt sich die Lippen) Wir kennen das Publikum.
GRETL Wir haben es schon lang geinfluenced.
SEPPL Du bist natürlich herzlich willkommen,
RÄUBER Wir können jede Hilfe gebrauchen.
FÖRSTER Und man ist ja auch dankbar.
RÄUBER (jovial) Durchaus, durchaus.
KASPERLE Ich will ja bloß…
FÖRSTER Ja, ja. Davon reden wir dann später, gell.
SEPPL Man muss an das Projekt denken.
GRETL Das Projekt ist wichtig!
RÄUBER Das Wichtigste überhaupt.
SEPPL Da müssen wir halt alle zusammenarbeiten.
KASPERLE Ich mein ja bloß…
FÖRSTER Genau. Jede Meinung ist uns wichtig.
SEPPL Weil wir nämlich demokratisch sind.
FÖRSTER Und total gleichberechtigt.
RÄUBER Aber so was von total. Hähähä!
GRETL Von der Basis her, verstehst’?
KASPERLE Ich sag’ ja nix.
GRETL Es geht ja auch darum… Die Zeit der alten weißen Männer ist vorbei.
RÄUBER Ja. Außer natürlich, es sind Räuber. Für die Wirtschaft.
FÖRSTER Ja. Außer natürlich, es sind Förster. Für’s Gemüt.
ADVOKAT (tritt von links herein) Ja. Außer natürlich es ist der Teufel.
KASPERLE Wo kommen jetzt nachher Sie scho wieder daher?
ADVOKAT (sehr wichtig) Ich bin des Teufels Advokat.
KASPERLE Ja mich leckst du! Ich hab gedacht, Du bist der Teufel selber, oder? Wo ist nachher der alte Hörndlkopf?
ADVOKAT Der Teufel macht jetzt nur noch Home Office. Das ist effizienter. Und für’s analoge Geschäft bin ja ich da. Rechtewahrung und Management. Ich habe gehört, dass hier ein Kasperl freigestellt wäre.
KASPERLE Ja, die machen jetzt ein Kasperletheater ohne Kasperle.
DAS KROKODIL (mit Lesebrille auf der Nase) Ich bin übrigens kein alter weißer Mann! Ich bin grün! Ich bin quer! Ich bin so quer, dass man für mich extra ein Breitwandkasperletheater hat bauen müssen. Ich hätt’ bei „Avatar“ mitmachen sollen, aber da war ich auch zu quer dafür. Da hätt’ man vor lauter Krokodil gar keine Avatare mehr g’sehen. (Nimmt die Lesebrille ab und wischt sich die Krokodilstränen von der Nase) Ich bin einfach zu gut für dieses Business.
ADVOKAT Business, das ist mein Stichwort. Es geht jetzt nicht mehr um Kultur, es geht jetzt um Kreativwirtschaft. Ich brauche eine Kreativität für die Wirtschaft! Das geht dann alles im T.-Home Office zusammen. Was glauben Sie, wo Sie ihre Förderungen herkriegem? Ihre Preise? Ihre Sponsoren! Wenn wir nicht Tag und Nacht da unten… Na, das gehört jetzt nicht hierher. Jedenfalls hat die Abteilung Nostalgie festgestellt, dass ein Kasperle noch Potential hat. Wir haben da auch an Werbeverträge gedacht. Durchaus lukrativ. (Beiseite) Für uns.
DAS KROKODIL Ha! Seniorenprogramm! Wo bleibt das Kreative?
KASPERL Das Kreative? Ich hätt lieber ein Paar Kracauer!
DAS KROKODIL (leise) Den hab’ ich gefressen!
KASPERL (leise) Dem hab ich ein paar mal zu viel auf den Kopf gehauen.
RÄUBER Da kann er ja gleich zum Fernsehen gehen. Das ZDF wäre eine prima Adresse!
FÖRSTER Da hab ich auch schon…
GRETL Aber das schaut doch kein Schwein…
MISS PIGGY aus dem Off. Ich muss doch sehr bitten. Die Saufeindlichkeit muss ein Ende haben…
KROKODIL Dabei… Ham Sie das gewusst? Dem sein Urgroßvater, das war ein Sauschneider! Der hat noch die Schweine kastriert…
MISS PIGGY Das ertrag ich nicht länger. Oh, Mondieu!
KASPERLE Einen Mondjö kenn ich nicht. Aber zum Fernsehen gehen tu ich auch nicht.
FÖRSTER (Leise) Schade, ich hab schon geglaubt, wir könnten den loswerden.
GRETL Jetzt wart doch erst einmal. Vielleicht könnten auch wir…
SEPPL Man muss für alles offen sein.
DAS KROKODIL Kunstverrat! (Kleine Pause) Und kriegt man da auch Spesen?
ADVOKAT Ich hab’ schon die eine oder andere Idee! Zum Beispiel für die Deutsche Bank. Da sitzen Sie auf einem Haufen Geld.
RÄUBER Das ist gut!
FÖRSTER Sehr gut.
SEPPL Ja mei.
ADVOKAT Und dann wühlen Sie in dem Haufen Geld herum und schmeißen es in die Luft-
RÄUBER Ja, weiter so.
ADVOKAT Und dann nehmen Sie Ihren Kopf ab.
KROKODIL Bravo! Eine Metapher!
ADVOKAT Und dann zeigen Sie ihn dem Publikum, Und dann sagen Sie folgendes: Hier sehen Sie es! Bei uns kann auch ein Hohlkopf Millionär werden!
KASPERLE (zornig) Dir geb ich gleich Hohlkopf! Ich hab einen inneren Freiraum, verstehst du das! Da passen Phantasien und Ideen herein. Das kann sich so einer wie du gar nicht vorstellen!
GRETL (zugleich resigniert und gerührt) Ach, Kasperl!
SEPPL (zugleich gerührt und erschrocken) Ach, Kasperl!
ADVOKAT Ja, bitte, es geht auch politisch. Da sagen Sie…
KROKODIL Lassen Sie mich raten. Da sagt der Kasperl: Sehen Sie, in unserer Partei kann auch ein Holzkopf was werden.
RÄUBER Vielleicht Finanzdingsda?
ADVOKAT Nein. Da lachen Sie und dann sagen Sie: Bei uns kann auch ein Kasperl zum Minister werden.
KASPERL Das is’ überhaupt nicht meine Art von Humor. Außerdem… ich hab keine Zipfelmütze mehr. Ich hab keine Pritschen mehr. Und ich hab’ auch kein Lachen mehr.
DER AUTOR (aus dem Off) Das isses! Das ist die Idee. Das machen wir. Das neue Stück. Postmodern und doch unterhaltsam. Tragisch aber auch mit einem Hoffnungsschimmer. Es heißt genau so! „Wie der Kasperl sein Lachen verlor!“
KROKODIL Das wird traurig.
RÄUBER Das wird brutal!
FÖRSTER Das wird romantisch.
SEPPL Das wird abenteuerlich.
GRETL Das wird genau so, wie…
KASPERL (seufzt) Genau. Das wird genau so… wie irgend was anderes.

Der strenge Kasper des 19. Jahrhunderts (H. v. Pückler-Muskau ca. 1829)
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IV. AKT
Der Vorhang hebt sich über dem leicht modernisierten Kasperletheater im Wald.
GRETL (aus dem Off) Wir machen jetzt eine Probe. „Wie der Kasperl sein Lachen verlor“
KROKODIL Ich spiel das Lachen! Ich spiele das breiteste Lachen der Kunstwelt.
KASPERLE (tritt auf, singt ohne rechte Begeisterung) Tri tra trullala. Tri tra trullalla. Der Ka…
GRETL und FÖRSTER Aufhören!
GRETL Das geht so nicht mehr, Kasperle. Kein Mensch singt heute noch „Tri tra trullala“.
RÄUBER Ich tät’ sagen, wir fangen mit einem g’scheiten Gangsta-Rap an. Vielleicht so:
(Rapt los) Ich bin der Kasper und ich verhasper mich nie wie die Verlierer kommt nur hierher ich pfeif auf deine Großmudda bet’ zu keim Pop-Buddha mit beschissenen Reimen können die keinem Räuber was rauben und glauben sie könn’s sich erlauben. Ich bin der Kasper und verpass’ der n Satz heiße Ohren… So in der Art.
KASPERLE (resigniert) Ich glaub’ ich bin zu alt für sowas. Weil, wie unser altes Theater…
GRETL Dein altes Theater, Kasper, dein altes Theater.
RÄUBER Es ist ja so, dass wir Zuschauerzahlen generieren müssen, verstehst. Quote machen, Dann kriegen wir einen Sponsor,
FÖRSTER Genau, Und jeder hundertste Euro geht an die Tiere des Waldes. Damit die sich eine Biodiversität leisten können.
SEPPL Und natürlich müssen wir schauen, dass wir nicht nur eine Förderung kriegen, sondern auch einen Preis.
FÖRSTER Heut abend kommt er wieder, der Advokat des Teufels. Der Kreativwirtschaftler, der hinterlistige.
KASPERL Und warum habt ihr dann mit ihm einen Vertrag gemacht?
ALLE Ja mei. Halt so. Was soll man machen…Der hat’s halt drauf. Es ist eben eine neue Zeit….
RÄUBER (verfällt wieder ins Rappen) Die Zeit ist heut. Ein’ Preis für den heiß – en Scheiß, ich weiß.
KASPERLE Ich frag’ mich halt bloß. Warum muss das immer noch Kasperltheater heißen? Und warum soll ich da noch mitmachen, wo ich mir doch schon lang gar nicht mehr gehör’. Wenn ich da auftret’, dann verdienen doch nur der So-Nicht und der Wald-Dies-Nicht.
RÄUBER Nicht nur, nicht nur.
SEPPL The Show must go on.
GRETL (nach einer Pause) Und… wie geht’s jetzt weiter?
ALLE schweigen
RÄUBER (zögernd) Frag’t halt den Autor.
ALLE (laut rufend) Autor! Autor! Sie werden gebraucht! Hierher. Autor.
KROKODIL Niemand da.
GRETL Der wird doch nicht…
SEPPL Der kann doch nicht einfach…
FÖRSTER Das geht doch nicht…
RÄUBER Ich hab ja schon manches in meinem Leben verschwinden sehen, Aber…
ADVOKAT (Tritt von rechts auf) Leute, herhören. Wir waren gezwungen, ein paar Änderungen vorzunehmen. Auch personeller Art. Das ist nur im Interesse des Projekts. Ich rechne vollständig auf eure Loyalität. Ich gebe euch gleich die neuen Texte. Die kommen jetzt direkt… na, egal. Und die neuen Verträge habe ich auch mitgebracht. Braucht’s nicht durchlesen. Gibt sowieso keine anderen. Es geht euch doch immer noch gut. Wir haben den Wald als neues Marketingfeld auch gut vorbereitet. Dank unserer Influenzieren des Monats. Applaus. (Sehr matter Zuspruch) Das ist doch alles ganz in eurem Sinn. Wer nicht mitmacht, kann jederzeit gehen. Da draußen gibt es genug. Wir müssen vor allem an das Publikum denken. Die Konkurrenz schläft nicht. Die Sender haben schließlich so ihre Vorstellungen. Die Schau geht weiter. An die Arbeit. Und keine unnützen Diskussionen mehr!
DER TOD (kommt aus der Bühnendekoration, gähnt) Jetzt hätt’ ich fast verschlafen. Aber ich seh’ schon. Da bin ich genau richtig.
VORHANG
V. AKT
KASPERLE UND AUTOR
Sitzen auf einem Baumstamm
Sie schweigen lange.
KASPERLE
Ja, ja,
AUTOR
Ja so.
Wieder Schweigen
AUTOR
Es is’, wie es is’.
KASPERLE
Genau
Wieder längere Schweigen
KASPERLE
Kann ma nix machen.
AUTOR
Wie du’s sagst.
Wieder Schweigen
Dann macht der AUTOR Anstalten sich zu erheben
AUTOR
Alsdann.
KASPERLE
Ja mei.
Der AUTOR verharrt noch ein wenig. Dann steht er doch auf
AUTOR
Ja, dann halt, Servus,
KASPERLE (schaut verlegen weg)
Pfüat di.
Der AUTOR geht nach rechts ab, schaut noch einmal zurück, seufzt und ab.
KASPERLE schaut ihm nach dann vor sich hin
Sieht dann trotzig ins Publikum und herrscht es an
KASPERLE
ja, nix!
Und dann passiert nichts mehr. Rein gar nichts.
Nur der Wald, der schweigt recht aufdringlich.
- Georg Seeßlen bei uns über die Systemrelevanz von Kultur. Seine Texte bei uns hier. Sein Rückblick auf die Zukunft in 2021 bei uns hier.